Am 19. April 2023 verlegte das Flexible Jugendmanagement Landkreis Leipzig zusammen mit einer Projektgruppe der Paul-Guenther-Oberschule einen Stolperstein in Geithain. Die Gruppe arbeitet schon seit dem 9. Februar 2022 zusammen mit dem Flexiblen Jugendmanagement daran. Gemeinsam mit dem Erich-Zeigner-Haus e.V. Leipzig und weiteren Kooperationspartnern wurde sich mit der NS-Vergangenheit in ihrer eigenen Stadt beschäftigt. Gefördert wurde das Projekt von der Lokalen Partnerschaft für Demokratie Landkreis Leipzig.
Der Stolperstein wurde für den politisch verfolgten Arthur Zschunke verlegt. Dieser war bei der „Aktion Gitter“ am 22. August 1944 inhaftiert und vier Monate später wieder entlassen worden. Die Verhaftungen zu der Zeit standen in Verbindung mit dem gescheiterten Anschlag vom 20. Juni 1944 auf Adolf Hitler, der die Verhaftung verschiedener ehemaliger Parteimitglieder und Mandatsträger zur Folge hatte.
Die Stolpersteinverlegung fand in der Eisenbahnstraße 15 in Geithain statt. Vor Ort stellten die Schüler*innen der Projektgruppe der Oberschule die Biografie von Arthur Zschunke vor. Auch das Flexible Jugendmanagement bedankte sich in einer Rede vor Ort bei den Schüler*innen und betonte die Wichtigkeit für das Aufrechterhalten der Erinnerungskultur.
Vor Ort war außerdem der Enkel von Arthur Zschunke, welcher sich ausdrücklich für die Recherche bedankte. Insgesamt waren circa 25 Menschen bei der Verlegung des Stolpersteins anwesend. Es wurden Kerzen angezündet und weiße Rosen neben den Stolperstein gelegt. Außerdem gab es von der Projektgruppe noch einen musikalischen Beitrag. Die Veranstaltung begann um 11 Uhr und dauerte ungefähr eine halbe Stunde.
Danach wurde noch der Actionbound der Projektgruppe vorgestellt. Dies ist eine Art Rallye auf dem Handy oder Tablet, welche an den 6 Stolpersteinorten in Geithain vorbeiführt und die Biografien und Funktionen von Stolpersteinen thematisiert.
Gedenktafeln im Boden
Stolpersteine, oder auch Stolperschwellen genannt, sind Gedenksteine, mit denen an das Schicksal der Menschen erinnert werden soll, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden. Durch das Aufarbeiten der Biografien sollen die Opfer der NS-Zeit nicht vergessen werden.
Meist werden die Gedenksteine vor dem letzten selbstgewählten Wohnort verlegt. Das Darüberbeugen, um die Gedenktafeln im Boden lesen zu können, wirkt wie ein symbolisches Verbeugen. Gerade durch die Nummerierung und Symbolisierung von NS-Opfern in der damaligen Zeit ist es auch ein Ziel, diesen wieder einen Namen zu geben.
Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus durch die Stolpersteine gilt als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. Außerhalb von Deutschland werden diese noch in über 30 weiteren europäischen Ländern verlegt.
Arthur Zschunke – Biografie
Arthur Zschunke wurde am 22.02.1899 in Geithain geboren. 1913 begann er dann im Emaillierwerk Geithain zu arbeiten. In der Zeit von Juli 1917 bis März 1919 wurde er zum Militär einberufen, anschließend setzte er seine Tätigkeit im Emaillierwerk fort.
Arthur Zschunke war politisch interessiert und ab 1919 Mitglied der USPD, bis er 1920 in die KPD eintrat. Bis 1933 war er Teil der KPD und übte dort verschiedene Funktionen aus, zuletzt als Stadtverordneter.
Aufgrund seiner politischen Einstellung stand Arthur Zschunke unter Beobachtung der Nationalsozialisten. Vom 17.03.1933 bis zum 22.08.1933 war Arthur Zschunke in „Schutzhaft“, die er im KZ Sachsenburg absaß. Nach seiner Entlassung stand er noch bis Ende November unter Polizeiaufsicht.
Am 22.08.1944 wurde er erneut verhaftet und kam bis zum 14.12.1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort war er dem Arbeitskommando SS Waffenversuchswerkstätte Wald als Stanzer zugeteilt. Jeden Tag musste er unter schlimmsten Bedingungen und bei geringer Kost bis zu 14 Stunden arbeiten.
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