Engagement für Toleranz und Vielfalt vor der Linse: „Herzkampf“-Ausstellung eröffnet in der Peterskirche

Anti-Asyl, Anti-Selbstbestimmung, Anti-Menschlichkeit – die rechtskonservative Stimmung in Sachsen nimmt seit Jahren nicht ab. Da lässt sich schnell vergessen, wie viele Initiativen und Einzelpersonen klare Kante gegen Rechts zeigen. Martin Neuhof ist Fotograf und porträtiert mit dem Projekt „Herzkampf“ seit 2018 Menschen in Sachsen, die sich für Toleranz und Vielfalt einsetzen. Am Samstagabend eröffnete die „Herzkampf“-Ausstellung in der Peterskirche.

„Mit dem Projekt Herzkampf möchte ich Menschen sichtbar machen, die sich täglich für unsere demokratische Gesellschaft engagieren, aber viel zu selten gehört und gesehen werden“, so Martin Neuhof gegenüber der LZ. „(Ich setze mich dafür ein) dass in Sachsen der Diskurs nicht noch weiter nach rechts verschoben wird. Dass es endlich gelingt, die Initiativen gerade im ländlichen Raum zu stärken, die sich für eine demokratiefreundliche Gesellschaft einsetzen.“

90 Porträts werden in der Peterskirche ausgestellt. Viele der Engagierten waren anwesend, unter anderem Michael Neuhaus (Die Linke-Stadtrat), Irena Rudolph-Kokot (SPD), Joshi von ZSK und Jakob Springfeld, Aktivist aus Zwickau oder Sophia Salzberger, ehemalige FFF-Aktivistin.

„Ne, so möchte ich Gesellschaft nicht“

Bei einem kurzen Programm spielte Joshi von ZSK. Es sprachen einige Aktive, so auch Steffi Brachtel. Sie engagiert sich bei Freital Nazifrei und der Linken. „Was mich antreibt: Menschlichkeit. Das fing 2014 mit dem Aufkommen von Pegida in Dresden an. Da dachte ich: Ne, so möchte ich Gesellschaft nicht“, so Steffi Brachtel.

Viele hier vereint das Engagement für eine solidarische, tolerante und vielfältige Gesellschaft. Das ist auch, was Martin Neuhof erreichen möchte: „Es muss etwas getan werden. Projekte und Initiativen müssen unterstützt werden, damit (alle) diese a) nicht aufgeben und b) Sinn in ihrem lokalen Umkreis stiften.“

Pfarrerin Christiane Dohrn dankte Martin Neuhof in einer kurzen Ansprache für sein Engagement. „Das Tolle ist, dass du (mit deinem Projekt) Menschen eine Plattform bietest und Menschen sichtbar machst, die ihren Herzkampf mehr oder weniger allein machen“, so Christiane Dohrn.

Langjähriger Aktivismus

2014 gründete Martin Neuhof unter anderem mit Jürgen Kasek zusammen No Legida. Das Bündnis organisierte den Gegenprotest gegen die rechten Montagsdemonstrationen des Pegida-Ablegers Legida über mehr als eineinhalb Jahre. Tausende nahmen an den Gegenprotesten teil.

„Das waren zwei sehr anstrengende Jahre. Wir haben probiert, vor allem im Internet aufzuklären: Was ist Legida und wie können wir dagegen vorgehen. Wir wollten keine Dresdner Pegida Verhältnisse.“

Nachdem Legida 2017 „mehr oder weniger Geschichte“ war, wollte Martin Neuhof sich weiter engagieren. Er wollte seine Leidenschaft Fotografieren und seinen Aktivismus verbinden. So begann er das Projekt Herzkampf. No Legida-Mitgbegründer Jürgen Kasek wurde sein erstes Porträt.

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„Am Ende ist die Begegnung mit jedem Einzelnen, den ihr hier seht, sehr wegweisend für mich gewesen“, so Martin Neuhof. „Ich verbringe ein bis zwei Stunden mit den Menschen, rede mit ihnen und schaue, was sie bewegt. Das gibt mir eine innere Motivation, immer weiter zu machen.“

120 Aktivist*innen, Journalist*innen, Autor*innen und andere Aktive aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus hat Martin Neuhof mittlerweile porträtiert und interviewt. Darunter sind auch bundesweit bekannte Gesichter, wie Stephan Anpalagan oder Bodo Ramelow.

Ausstellung bleibt in der Peterskirche

Die „Herzkampf“-Ausstellung wird noch bis zum 5. Mai in der Peterskirche zu sehen sein.

„Ich freue mich schon auf den Gottesdienst morgen“, sagte Pfarrerin Christiane Dohrn. „Da stehe ich dann da vorne (am Altar) und habe all die Herzkämpfer und Herzkämpferinnen im Rücken. Das ist bestimmt etwas sehr Besonderes.“

„Herzkampf“-Ausstellung, 15.04.2023-05.05.2023, Peterskirche Leipzig, Schletterstr. 5, herzkampf.de/herzkampf-die-ausstellung/