In diesen Tagen gedenken wir der mutigen Widerstandsaktionen der „Weißen Rose“ vor 80 Jahren. Die „Weiße Rose“ war ein Zusammenschluss von Studierenden der Münchner Universität. Zu ihr gehörten nicht nur die Geschwister Hans und Sophie Scholl, sondern auch Christoph Probst, Willi Graf, Alexander Schmorell und der Universitätsprofessor Kurt Huber. Alle wurden nach einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof ermordet – Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst am 22. Februar 1943.

Früher als viele andere hatten die Mitglieder der „Weißen Rose“ den verbrecherischen Ansatz der nationalsozialistischen Ideologie durchschaut. Sie erhoben Protest gegen die Judenvernichtung und Hitlers brutalen Vernichtungskrieg gegen Russland – nicht zuletzt wegen der verheerenden Niederlage bei Stalingrad im Februar 1943. Unmissverständlich und in schmerzender Klarheit entlarvten die Studierenden in ihren Flugblättern das Nazi-Regime in seiner terroristischen Obszönität: „Jedes Wort, das aus Hitlers Mund kommt, ist Lüge. … Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund.“

Den Ausgangspunkt ihres Widerstands und ihrer politischen Forderungen nach Freiheit, nach der Wiederherstellung der Ehre Deutschlands, nach Demokratie sahen sie im christlichen Glauben: „Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das Böse ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem Sturm preisgegeben, wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst. Gibt es, so frage ich Dich, der Du ein Christ bist, gibt es in diesem Ringen um die Erhaltung Deiner höchsten Güter ein Zögern, ein Spiel mit Intrigen, ein Hinausschieben der Entscheidung …?“

Gottvertrauen, die biblischen Maßstäbe des Lebens, Jesu Botschaft von der Gerechtigkeit, von der Barmherzigkeit, von der Feindesliebe, von der Ehrfurcht vor dem Leben vermittelten den jungen Menschen der „Weißen Rose“ das Fundament, von dem aus sie das ins Maßlose gesteigerte Unrecht des Nazi-Regimes erkennen und brandmarken konnten. Doch nicht nur das – mit diesem Gottvertrauen konnten sie aller Verzweiflung und allem Kleinmut widerstehen: „Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen? Wir müssen das Böse dort angreifen, wo es am mächtigsten ist, und es ist am mächtigsten in der Macht Hitlers.“ Der Glaube als Quelle des Widerstands und der politischen Wachheit!

In diesem Sinn sollten wir auch heute unseren Glauben nutzen, jungen Menschen einen Orientierungsrahmen anbieten und als Kirche geistesgegenwärtig wirken. Denn eines bleibt unsere Aufgabe: „Trennt Euch rechtzeitig von allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt.“ (so die „Weiße Rose“ im „Aufruf an alle Deutschen“). Darum ist es bleibende Aufgabe gerade der Kirche, jeder Form von Rechtsnationalismus und Autokratismus mit imperialem Anspruch zu widerstehen.

Denn beides führt nicht nur zwangsläufig zu Krieg und militanter Ausgrenzung; beides hat auch einen blasphemischen Charakter: die grotesk-verbrecherische Vergottung von Nationalismus und diktatorisch-autokratischen Führern à la Putin, Trump, Erdogan oder Orbán. Der Glaube an den einen Gott beinhaltet aber die grundsätzliche Bestreitung jedes nationalistischen oder imperialen Machtanspruchs und erfordert zwingend ein demokratisches Zusammenleben.

Zum Blog von Christian Wolff: http://wolff-christian.de 

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