Rund 250 und 16. Das sind wohl die wichtigsten Informationen zu den neuerlichen Demonstrationen aus dem putinfreundlichen und rechten Spektrum rings um die mittlerweile getrennt marschierenden „Querdenker“ in Leipzig. Rund 250 Teilnehmende haben sich seit 19 Uhr den Aufrufen des Ex-NPD-Funktionär Volker Beiser und des Ex-NVA-Bundeswehr-Soldaten Bernd R. am heutigen 23. Januar 2023 noch angeschlossen. Der Rest von 16 Personen demonstriert mit Anette H. bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Mal wieder geht es um den Ring, mal wieder werden Forderungen gerufen, mit Putin zu verhandeln und die Sanktionen fallenzulassen. Mal wieder haben einige wenige eine Sitzblockade gegen den Marsch der Putinfreunde auf dem Martin-Luther-Ring gebildet, was in einer kleinen Umleitung des Demozuges endet.

Und mal wieder versucht das AfD-Mitglied Sebastian Weber der Polizei und dem Gegenprotest beizubiegen, dank eines Youtube-Kanals und eines simplen Livestreams ein Journalist zu sein. Bis auf Höhe des Martin-Luther-Rings einem Blockadeteilnehmer der Geduldsfaden reißt und er dem AfD-Kreistagsmitglied das Handy-Mikrofon wegnimmt.

Mal wieder nimmt die Polizei eine Anzeige gegen diesen Teilnehmer des Gegenprotestes auf, während AfD, Neonazis und Reichsbürger gemeinsam hinter Bernd R. vereint an ihnen Richtung Dittrich-Ring und Goerdeler-Ring vorüberziehen.

Ansonsten bleiben schon jetzt Bilder eines ebenfalls geschrumpften Gegenprotestes, der mit rund 100 Teilnehmer/-innen trotz Blockadeversuchen dem Treiben zuschauen muss, welches sich auch heute wieder auf dem Leipziger Innenstadtring abspielt. Und dennoch den Zug hartnäckig begleitet, während die Polizei sich damit befasst, sie bereits auf Höhe des Leuschnerplatzes möglichst weit in die Innenstadt abzudrängen.

Bis der Demozug auf Höhe des Brühl ankommt, ist quasi ein durchgängiges Deja vué unterwegs.

Der Westen ist schuld am Angriffskrieg Putins, die Deutschen sind nicht frei und souverän und man selbst ist „die Mitte“. Eine einerseits ergraute, männliche „Mitte“ um die 60 bis 70 Jahre, die praktisch die gesamte deutsche Politik und alle anderen Parteien hasst, außer die mitmarschierende AfD. Und die jüngere, gewaltsuchende Hooligans und ein paar versprengte Linksradikale im Zug duldet.

Bis hier scheint auch an diesem Montag alles zu dem stets gleichen Mummenschanz gesagt, was Zeit für einen Vorausblick auf den wohl deutlich helleren 30. Januar 2023 gibt.

„Leipzig leuchtet für Demokratie und Menschenrechte“

Dann wollen Aktivisten von „Leipzig nimmt Platz“ und der Stiftung „Friedliche Revolution“, Politiker/-innen, Kirchenvertreter/-innen, Gewerkschaften, Parteien und zur Teilnahme aufgerufene Leipziger/-innen den Ring mittels Taschenlampen und weißen Schirmen „zum Leuchten“ bringen.

Starten wird das Ganze am kommenden Montag mit Zubringerdemos ab 17 Uhr aus Lindenau, dem Rabet und ab Volkshaus, Treff ist gegen 18 Uhr der Marktplatz und 19 Uhr geht es gemeinsam auf den Leipziger Ring. Unter den Rednern auf dem Marktplatz ist auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung zu finden.

Den ganzen Ablauf gibt es hier nachzulesen.

Es ist 20:45 Uhr. Das Demogeschehen in der Innenstadt neigt sich langsam dem Ende entgegen. Die LZ ist noch immer vor Ort, während unter den Augen der Polizei die letzten verbalen Scharmützel zwischen bekannten rechten Demoteilnehmern und dem Gegenprotest am Rande des Augustusplatzes stattfinden.

Im Gegensatz zu den letzten Wochen blieb es einigermaßen friedlich, wohl auch, weil ein Teil derjenigen im rechten Aufzug fehlten, die da noch Übergriffe auf Presse und Gegenprotest gestartet hatten.

Das Video über das Demogeschehen vom 23.01.2023

Nachtrag: Mit dem Ende der Demonstrationen kam es offenkundig an einer abgelegeneren Ecke des Augustusplatzes zu einem Ãœbergriff auf die auf Twitter berichterstattende Kili Weber und ihren Begleitschutz durch vormalige Demonstrationsteilnehmer der Demo von Bernd R. Dies legt ein Kurzvideo auf Twitter nahe.

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