In der Angerstraße 55 im Leipziger Westen erinnert seit heute ein Wandbild (engl. „Mural“) an den 2020 verstorbenen Leipziger Comiczeichner, Grafiker und Illustrator Ralph Niese. Niese, geboren 1983 in Leipzig, besuchte die Max-Klinger-Schule in Grünau und studierte später Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Zum Zeitpunkt seines überraschenden Todes war er fester Bestandteil der internationalen Independent-Comicszene.
Der Leipziger Comicverlag EEE von Bela B und Schwarwel war um die Jahrtausendwende der erste, der Ralph Nieses Arbeiten abdruckte, nachdem dieser sich auf einem Messestand vorgestellt und um Veröffentlichung gebeten hatte. Später veröffentlichte Niese seine Comics im Eigenverlag und in mehreren US-amerikanischen Verlagen, beispielsweise Image Comic und Caliber Comics.
An seinem zweiten Todestag wurde heute ein Fassaden-Kunstwerk inklusive Gedenktafel an einem Haus in Leipzig-Altlindenau vorgestellt. Auf zwölf mal zwölf Metern tummeln sich entlang eines Flusses sehr verschiedenartige Figuren, die Niese im Laufe seiner Schaffenszeit kreierte. Auf einem Boot stehend ist Ralph Niese selbst dargestellt: Das Mural scheint Nieses letzten Weg zu zeigen, am Ufer rechts und links erweisen ihm seine „Sprösslinge“ die letzte Ehre.
Künstlerisch verantwortlich für das bunte Wandbild ist die Dresdner Firma Concrete Candy, die sonst vor allem riesige Werbebilder an Hauswänden umsetzt, beispielsweise für Netflix, Fritzkola oder Adidas. Sechs Wochen lang standen die Künstler/-innen von Concrete Candy gemeinsam mit Freund/-innen und Bekannten von Ralph Niese auf dem Gerüst. An dem Haus in der Angerstraße befindet sich ein Anbau aus Garagen. „Zeitweise stand das ganze Garagendach voll mit Eimern und Töpfchen“, berichtet einer der Künstler.
Zuerst wurde der Putz abgetragen, die Wand mit Tiefengrund behandelt und mit weißer Fassadenfarbe angemalt. Im nächsten Schritt wurde ein Bleistiftraster mit 25 mal 25 Zentimeter großen Quadraten über die Wand gelegt, um jedes Detail des Kunstwerks erfassen zu können. Beim Malen begannen die Künstler/-innen mit den schwarzen Outlines, später kam die Farbe dazu. Jeder Farbton des Murals wurde individuell angemischt.
Am Haus, das dem Immobilienkonzern Covivio gehört, erinnert seit heute außerdem eine Gedenktafel an Ralph Niese und sein Werk. „Für die Umsetzung haben sich unzählige Freunde von Ralph zusammengefunden und viele Stunden ehrenamtliche Arbeit investiert, um ihm mit dem Wandgemälde die letzte Ehre zu erweisen“, steht darauf. Und in der letzten Zeile: „Rest in Paint, Ralph!“
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