Arbeiter/-innen haben bei Baggerarbeiten auf der Baustelle am Wilhelm-Leuschner-Platz eine Weltkriegsbombe gefunden. Die Baustelle befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Polizeidirektion in der DimitroffstraรŸe und zur Katholischen Propstei St. Trinitatis. Mittlerweile hat die Stadt eine Sperrzone mit einem Radius von rund 600 Metern verรถffentlicht.

Die Notunterkรผnfte befinden sich in der Pablo-Neruda Schule und im Reclam-Gymnasium, also in der TarostraรŸe 4 beziehungsweise 6.

Die Sperrzone reicht im Norden bis zur Thomaskirche, im Westen bis in den Johannapark, im Sรผden bis zur Hohen StraรŸe und im Osten bis zum Hรถrsaalgebรคude der Universitรคt Leipzig am Augustusplatz. Mit eingeschlossen sind also unter anderem das Neue Rathaus, die LVZ, das Cinestar, die Universitรคtsbibliothek und das Landgericht.

Wer wissen mรถchte, ob er oder sie von der Evakuierung betroffen ist, findet eine รœbersicht auf der Homepage der Stadt. Alternativ ist das Bรผrgertelefon unter der Nummer 0341 1233333 erreichbar. Wie lange die Rรคumung dauern wird, ist aktuell unklar.

In den sozialen Medien reagiere manche betroffene Einrichtungen, die in der Sperrzone liegen, und verabschieden sich beispielsweise verfrรผht in den Feierabend.

Zur Erreichbarkeit der Polizei heiรŸt es auf der Homepage der Stadt Leipzig: โ€žDie Erreichbarkeit des Notrufs der Polizei ist weiterhin uneingeschrรคnkt gewรคhrleistet. Eine Anzeigenerstattung bei dem Polizeirevier Leipzig-Zentrum in der DimitroffstraรŸe ist ab sofort fรผr die Dauer des Einsatzes nicht mehr mรถglich.โ€œ Termine fรผr Vorladungen in der DimitroffstraรŸe seien fรผr heute ausgesetzt. Anzeigen seien beispielsweise in der RitterstraรŸe 19 mรถglich.

Update von 16:55 Uhr

Die Universitรคt Leipzig hat auf ihrer Homepage mitgeteilt, welche Einrichtungen von der Evakuierung betroffen sind: die Universitรคtsbibliothek (Albertina in der BeethovenstraรŸe, Campus-Bibliothek am Augustusplatz, Bibliothek Regionalwissenschaften in der SchillerstraรŸe, Bibliothek Musik am Neumarkt, Bibliothek Rechtswissenschaft am Burgplatz und Bibliothek Ur- und Frรผhgeschichte in der RitterstraรŸe), das Geisteswissenschaftliche Zentrum, die Geschichtsfakultรคt, die Juristenfakultรคt, das Hรถrsaalgebรคude, das Paulinum, das Neue Augusteum und das Seminargebรคude am Campus Augustusplatz.

Dass am Campus alle Gebรคude gerรคumt werden mรผssen, obwohl die Sperrzone eigentlich kleiner ist, sei eine Entscheidung der Polizei gewesen.

Geschรคfte neben der Polizeidirektion. Foto: Sabine Eicker

Update von 17:10 Uhr

Die Evakuierung lรคuft offenbar entspannt. Lรคden in direkter Nรคhe zur Bombe haben noch geรถffnet und freuen sich teilweise auch noch รผber Kundschaft. Thomas Zowalla vom Kampfmittelbeseitigungsdienst sagte uns soeben, dass die Bombe heute noch entschรคrft werden soll. Ab 18 Uhr soll nach unseren Informationen der Bahnverkehr rund um die Sperrzone stillgelegt werden.

Update von 17:30 Uhr

Schwer vorstellbar, dass die Entschรคrfung vor dem spรคten Abend beginnen kann. Die Innenstadt ist schlieรŸlich voller Menschen und die teils groรŸen Einrichtungen nach Verbliebenen und Uninformierten abzuklappern, dรผrfte fรผr die Polizei langwieriger sein, als einfach nur alle Wohnungen durchzuklingeln, wie das bei anderen Bombenfunden ja eher der Fall war. Laut Feuerwehr sind bis zu 7.300 Menschen von der Evakuierung betroffen.

Die Notunterkรผnfte befinden sich รผbrigens in der Pablo-Neruda Schule und im Reclam-Gymnasium, also in der TarostraรŸe 4 beziehungsweise 6.

Update von 17:40 Uhr

Hier sind unsere ersten Videoimpressionen vom heutigen Bombenfund-Geschehen am Leuschnerplatz.

Update von 18:45 Uhr

Langsam macht die Polizei ernst. Auf der WindmรผhlenstraรŸe haben wir eine Absperrung entdeckt und auf dem Ring gibt es mittlerweile Lautsprecherdurchsagen. An den Notunterkรผnften in der TarostraรŸe steht unterdessen รคrztliche Versorgung parat.

Momentan sieht es aber nicht so aus, als wรคre die Rรคumung zeitnah beendet. Wo genau gerรคumt wird, gibt es hier noch einmal im รœberblick:

Die Adressliste der Sperrzone zum Bombenfund vom 20.09.2022. Quelle: Stadt Leipzig

Die Sperrzone rings um den Bombenfund vom 20. September 2022 in Leipzig. Bild/Grafik: Stadt Leipzig

Update von 19:40 Uhr

Die Polizei fordert per Lautsprecherdurchsagen dazu auf, die Sperrzone zu verlassen.

20 Uhr: Feuerwehr-Defilรฉe auf dem Augustusplatz

Die Rettungskrรคfte sind bereit, der Einsatz geht offenbar bald los. Auf dem Augustusplatz haben Feuerwehr und weitere Rettungskrรคfte alle verfรผgbaren Wagen bereitgestellt, falls doch etwas Ungewรถhnliches bei der Bombenentschรคrfung stattfinden sollte.

Obwohl Anwohnern und Betroffenen geraten wird, nรถtige Medikamente mitzunehmen, dicke Kleidung anzuziehen, Ausweise und wichtigste Unterlagen einzupacken, ist zu erwarten, dass der Bombeneinsatz noch in den spรคteren Abendstunden oder in der Nacht stattfindet.

ErfahrungsgemรครŸ eher eine Frage, wie lange es dauert, das betroffene Gebiet wirklich menschenleer zu bekommen. Der Innenstadtring ist ab Hรถhe Gewandhaus in sรผdlicher Richtung gesperrt, in der Stadt sind รผberall Absperrbรคnder und Polizeibeamte zu sehen. Insgesamt sollen รผber 7.000 Bรผrger in ihren Wohnungen und Bรผros im Gebiet betroffen sein, mit Passanten und zurรผckgehaltenen Schaulustigen sind es sicherlich ein paar 1.000 mehr.

Die ersten Feuerwehrwagen haben den Augustusplatz Richtung Leuschnerplatz verlassen, der Bahnverkehr in diesem Gebiet ist stillgelegt.

Update von 20:55 Uhr

Wer aktuell von der Evakuierung betroffen ist, sollte nicht damit rechnen, zeitnah in die Wohnung zurรผckkehren zu kรถnnen.

Zur Erinnerung: Notunterkรผnfte gibt es in der TarostraรŸe 4 und 6.

21:30 Uhr: Was zu erwarten war โ€“ Es zieht sich

Wie schon am 11. Mai 2022 bei einem Fund auf der Alten Messe zieht sich die Evakuierung als zeitlich grรถรŸter Teil der Bombenentschรคrfung hin. Etwa die Hรคlfte bis zwei Drittel der Menschen dรผrften zur Stunde โ€“ teils gerade von der Arbeit kommend, teils auch nicht gut zu FuรŸ โ€“ den erweiterten Sperrbereich rings um den Leuschnerplatz verlassen haben.

Auch Journalisten dรผrfen diesen nicht mehr betreten, vor allem, wenn der konkrete Entschรคrfungsversuch startet. Bis auf eine Ausnahme (so derzeit unser Stand) gelang eine Entschรคrfung รผbrigens im allergrรถรŸten Teil der Bombenfunde in Leipzig, kontrollierte Sprengungen sind also ziemlich selten.

Was nun an den Nerven der Anwohner zerrt, ist eher der fehlende Feierabend zu Hause oder, wie bei der ebenfalls geschlossenen Moritzbastei, das abendliche Weggehen. Stattdessen sind die meisten in Richtung Notunterkรผnfte unterwegs oder bei Freunden und Verwandten untergekommen.

Solange sich jedoch noch irgendwer im Sperrkreis aufhรคlt, der da nicht hingehรถrt, wird sich die Sache in die Lรคnge ziehen. Beim jetzigen Stand der Evakuierungen darf man von einem Einsatz der Sprengmeister/-innen und somit einer Heimkehr im Sperrbereich nicht vor Mitternacht rechnen. Sollte die Entschรคrfung komplizierter als im Mai auf dem Messegelรคnde verlaufen, wird es deutlich spรคter.

Da endete der Einsatz gegen 1 Uhr bei einer weitgehend einfachen Bombe von damals 250 Pfund.

22:15 Uhr: Feuerwehr deutet Entschรคrfungsstart an

Vor etwa 15 Minuten hat die Leipziger Feuerwehr via Twitter bekannt gegeben, dass auch der Citytunnel nicht mehr befahren wird. Auf Nachfrage eines Nutzers hin antwortete sie, dass dies eine Stunde vor und eine Stunde nach der Entschรคrfung gelte.

Genauer werden die Infos aktuell nicht, noch immer lรคuft parallel der Evakuierungsablauf in den letzten Zรผgen. Flott gerechnet, kรถnnte die Entschรคrfung jedoch tatsรคchlich schon gegen 23 Uhr starten.

Update von 23 Uhr

Auf LZ-Nachfrage erlรคutert gegen 22:50 Uhr Brandamtsmann Torsten Kolbe aus dem Fรผhrungsstab, dass man in der โ€žfinalen Phase der Evakuierungโ€œ sei, verweist aber darauf, dass auch einzelne Personen zu langen Verzรถgerungen fรผhren kรถnnen.

Den genauen Start der Entschรคrfung kann er so noch nicht mitteilen.

Es scheint jedoch, als ob nach jetzigem Stand der zeitliche Verlauf dem auf der Alten Messe am 11. Mai 2022 รคhneln kรถnnte. Mit etwas Glรผck und Mitarbeit aller Anwohner kรถnnte die Bombe gegen 0 Uhr Geschichte sein.

Die Leere auf dem Ring, auf der Karl-Liebknecht-StraรŸe bis Hรถhe Hohe StraรŸe und am Bayerischen Bahnhof ist teils gespenstisch. Vom Bayerischen aus fahren nun auch die Bahnen nur leer durch den Sperrbereich, alle Mitfahrenden mรผssen hier aussteigen.

Nachtrag: Aus der Notunterkunft gibt es keine Innenbilder, da wir von den Rettungskrรคften gebeten wurden, dort nicht zu fotografieren oder zu filmen.

Update 0:10 Uhr: 0 Uhr geplatzt, das Warten zieht sich

Manchmal ist die Hoffnung grรถรŸer als die Realitรคt. Wรคhrend einige tausend Menschen heute nicht in ihren Wohnungen rings um den Leuschnerplatz sind, zieht sich die Entschรคrfung der Bombe noch immer hin.

Ab jetzt warten alle Beobachter, wie auch das ebenfalls von der Evakuierung betroffene LVZ-Team im Bayerischen Bahnhof-Restaurant, auf das Go aus den Social Media-Kanรคlen der Stadt, Feuerwehr und Polizei. Den einsatzleitenden Brandamtsmeister Torsten Kolbe nun aller halber Stunde anzurufen und zu fragen, wie die Aktien stehen, ist wenig hilfreich.

Wenn es dann losgeht, geht es im besten Falle schnell. Entschรคrfung, Schlussbild mit (entschรคrfter) Bombe fรผr die verbliebenen Reporter wie der LZ vor Ort und letzte Fragen an die Sprengmeister/-innen-Crew.

Wann heute Feierabend fรผr alle ist, liegt nun nur noch an der gesicherten Information, dass sich wirklich niemand mehr im Sperrkreis aufhรคlt und natรผrlich, was die Fachleute vor Ort รผber den Zustand des Zรผnders der Bombe sagen.

0:35 Uhr: Warten oder Lokaljournalismus am Siedepunkt

01:10 Uhr: โ€žIn Kรผrzeโ€œ oder eine halbe Stunde

Es ist letztlich ein interessanter Umstand, dass einige Menschen heute zumindest mitverantwortlich sind dafรผr, dass viele andere Menschen wohl jetzt so langsam den Plan aufgeben dรผrfen, heute Nacht zu Hause zu schlafen.

Auf LZ-Nachfrage bestรคtigt Brandamtsmeister, dass es Probleme mit unwilligen Anwohnern gab, die keine Evakuierung wollten. Noch immer habe man mit den letzten Menschen zu tun, die keine Lust haben, ihre Wohnungen zu verlassen. Oder vielleicht sonst sehr stolz verkรผnden, โ€žkeine Zeitung mehr zu lesenโ€œ.

Und deshalb alles verpasst haben, um vom Klopfen an der Tรผr รผberrascht zu werden.

Dabei gibt es bei einer Evakuierung auch so schon genug zu beachten, Krankentransporte mรผssen organisiert werden, Senior/-innen benรถtigen Unterstรผtzung und Zuwendung beim Weg in Notunterkรผnfte und andere Bleiben fรผr eine Nacht.

โ€žIn Kรผrzeโ€œ, was in diesem Fall eine halbe Stunde meint, kรถnne man nun wohl mit der Entschรคrfung beginnen, so Torsten Kolbe abschlieรŸend.

Das freut natรผrlich auch die zwei Reporter/-innen, die seitens der LZ nun seit Stunden auf der StraรŸe unterwegs sind. Und selbstredend auch die โ€“ ausdrรผcklich beobachtet und bestรคtigt โ€“ hervorragenden Hilfskrรคfte bei den Sanitรคtern, die heute alle Hรคnde voll damit zu tun hatten, fรผr gute Laune unter den Evakuierten zu sorgen.

Nun langsam zeichnet sich aber tatsรคchlich das Finale, der eigentliche Entschรคrfungseinsatz der 75-Kilo-Bombe gegen 1:40 Uhr ab.

2 Uhr: Das war es also

รœberbleibsel eines Krieges, den es ohne das GroรŸmachtstreben Deutschlands nie gegeben hรคtte, laut Feuerwehr 100 Kilo schwer und nun endlich nicht mehr. Mal wieder hat ein Weltkriegsblindgรคnger die Stadt Leipzig in Atem gehalten, mal wieder mussten tausende in Notunterkรผnfte, mancher schlief gar im Bรผro, andere kamen bei Verwandten und Freunden unter. Vielleicht erinnert all das auch ein ganz klein wenig daran, was Krieg eben anrichtet.

Die Bombe ist bereits weg, der Kampfmittelrรคumdienst hat sie direkt mit nach Dresden genommen, zur Entsorgung. Den Journalist/-innen bleibt nun nur noch, den Fundort in Augenschein zu nehmen. Merkwรผrdig ist dennoch, dass sich hier direkt nach der Entschรคrfung kein einziger Beamter oder eine Beamtin mehr befindet.

Fรผr die Feuerwehr und Sanitรคter geht der Einsatz weiter. Die Menschen kรถnnen die Notunterkรผnfte wieder verlassen, andere werden lรคngst schlafen. Gute Nacht allen, die bis hier โ€žan Deckโ€œ blieben, egal ob freiwillig oder notgedrungen.

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