Wer heute vom oder zum Einkaufsbummel in der City über den Richard-Wagner-Platz kam, blieb meist stehen – einige nur kurz, viele länger. Das 8. Internationale Fußballbegegnungsfest startete an diesem Freitag, 8. Juli 2022, mit einem großen Bühnenprogramm, koscherem Essen und Wortbeiträgen zum jüdischen Leben in Deutschland und der Ukraine.

Dies wiederum ist unter anderem durch 60 ukrainische Gastkinder aus der Kriegsregion über die Begegnung der 30 international angereisten Jugendfußballmannschaften hinaus ein Schwerpunkt der achten Wiederholung des jüdischen Begegnungsfestes in Leipzig. Gemeinsam erleben die Jugendlichen mit jenen aus Israel, Tschechien, dem Libanon, Armenien und Deutschland so einige unbeschwerte Tage in Leipzig, lernen sich untereinander kennen und begegnen sich am Sonntag beim Turnier im sportlichen Fairplay auf dem Rasen.

Neben dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde heute auch für und mit den Jugendlichen aus geschichtlicher Perspektive auf das kriegsgebeutelte Land geschaut: so wurde in einem Videovortrag an die Gräueltaten der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erinnert, bedrückender noch in Redebeiträgen, bei welchen sich auf der Bühne deutsche Frauen und Männer der christlichen TOS-Gemeinde Leipzigs für ihre Großeltern und Eltern entschuldigten.

Denn, so der Gedanke, die Verantwortung für das eigene Handeln war immer eine persönliche und nicht abtretbar an „die Wehrmacht“ oder „die Führung“: Männer und durchaus auch Frauen machten sich persönlich schuldig im Morden, wofür ihre Töchter, Söhne und Enkel sich heute symbolisch entschuldigten.

Wie jedoch schon im letzten Jahr bildeten sich richtige Zuschauertrauben immer dann, wenn auf der Bühne getanzt und musiziert und so jüdische Kultur erlebbar wurde. Auch in diesem Jahr ging das Konzept Erinnern und Lebensfreude direkt ineinander über und auf.

Nach dem heutigen Auftakt wird es am morgigen Samstag dann endgültig zum „Fußballbegegnungsfest“. Ab 13 Uhr wird dann im Alfred-Kunze-Sportpark in Erinnerung an zwei der jüdischen „Bar Kochba“-Sportclub-Gründer von 1920 das große „Max und Leo Bartfeld“-Turnier für den Sonntag in der Sportschule Egidius Braun ausgelost.

Das Samstag-Highlight wird jedoch eindeutig die Freundschaftsbegegnung zwischen der 1. Männermannschaft der BSG Chemie und dem Israelischen Fußballclub „Maccabi Bosmat Tivon“.

Einlass ist ab 14 Uhr, Anstoß 15 Uhr, Karten gibt es an der Stadionkasse und Informationen unter anderem bei der BSG Chemie Leipzig.

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