Mit Saxophon und Klavier wurden die Besucher/-innen am Donnerstag, 7. Juli, im prächtigen Festsaal des Alten Rathauses empfangen. Der Anlass: Eine 30-jährige Tradition, die nach den vorangegangenen Pandemiejahren nun wieder stattfinden konnte. Jüdische Zeitzeug/-innen, die ehemals in Leipzig wohnten, und ihre Nachfahren besuchten die Stadt und wurden zu Beginn des einwöchigen Programms von Oberbürgermeister Burkhard Jung begrüßt.
40 Gäste zu Besuch
Da viele Zeitzeugen aus Altersgründen nicht mehr oder nur in Begleitung nach Leipzig reisen können, wurde das Programm bereits vor Jahren durch einen Stadtratsbeschluss auf die Kinder und Enkelkinder der Zeitzeug/-innen ausgeweitet. Die fast 40 Nachfahren kommen aus Israel, den USA, Großbritannien, Frankreich, Schweden und Deutschland.
Noch bis 13. Juli sind sie in Leipzig, lernen die Stadt kennen und gedenken der Vergangenheit. Die Reise nach Leipzig ist oft ein wichtiger Mosaikstein bei der Recherche zur eigenen Familiengeschichte und damit Bestandteil der Aufarbeitung des erlittenen Unrechts und der erfahrenen Verbrechen.
„Dahin zurückzukommen, wo die Diskriminierung eurer Familien anfing. Ich kann mir nur kaum vorstellen, wie schwer das sein muss“, eröffnet Burkhard Jung seine Rede (Anm. d. Red. übersetzt aus dem Englischen). Dennoch sei das auch der Anfang von tollen neuen Freundschaften.
„Gemeinsam können wir die Zukunft gestalten. Dabei werden wir auch die Vergangenheit nicht vergessen und entschieden gegen Antisemitismus vorgehen.“
Bewegende Geschichten
Im Anschluss traten einige Nachfahren ans Mikrophon, um ihre und die Geschichten ihrer Familie zu erzählen. Während Robi Klein von seiner Schwiegermutter erzählte, die mit 16 Jahren nach Palästina floh, erinnerte Caryn Hertz an ihre Großmutter und deren Geschwister, von denen bis auf eines alle dem Holocaust entkommen konnten.
Auch als David Repper ans Mikrophon geht, ist das Publikum still und andächtig: „Meine Familie war wohlhabend und angesehen in Leipzig. Bis auf meinen Vater wurden alle ausgelöscht. Ihre Würde wurde genommen, ihr Besitz geraubt und sie unter unvorstellbaren Umständen ermordet.“
Alle drei Redner/-innen schlossen ihre Reden mit Dankworten. Die Stadt Leipzig, die vielen Engagierten hätten ihnen ihre Wurzeln nähergebracht. Dank der verlegten Stolpersteine für die Familien Klein, Repper und Hertz könnten sie immer hierher zurückkommen und einen Platz zum Gedenken haben.
Noch bis 13. Juli in Leipzig
Am Ende des Empfanges trugen sich die Gäste in das Erinnerungsbuch des Besuchsprogramms der Stadt ein.
Es folgen eine Stadtrundfahrt sowie Besuche unter anderem auf dem jüdischen Friedhof, im Ägyptischen Museum im Krochhochhaus, in der Anne-Frank-Shoah Bibliothek der Deutschen Nationalbibliothek und beim Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow.
Auch ein Sonderkonzert des Leipziger Synagogalchors am Sonntag, 10. Juli, im Gewandhaus sowie ein Begegnungsnachmittag mit dem Städtepartnerschaftsverein Leipzig-Herzliya sowie der jüdischen Gemeinde Leipzig stehen auf dem Programm.
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