Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Zum 77. Mal wurde dieses Jahr der Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus begangen. Unter den mehr als 60 Millionen Opfern des Zweiten Weltkriegs waren rund 6 Millionen, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in der Schoah ermordet wurden.

Doch der 8. Mai markierte nicht nur das Ende des Schreckens, sondern auch einen Neuanfang. 24 Leipziger Juden und Jüdinnen, die das NS-Regime überlebt hatten, gründeten bereits 1945 die Israelitische Religionsgemeinde neu. Die heute 1.200 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde in Leipzig wächst, lebt und feiert gemeinsam.

Überall in der Stadt werden Veranstaltungen und Zeremonien abgehalten: vom Erich-Zeigner-Haus im Leipziger Westen, über die Brodyer Synagoge, dem Ariowitsch-Haus und der Gedenkstätte der Großen Gemeindesynagoge im Zentrum, bis hin zum Neuen Israelitischen Friedhof im Norden der Stadt. Diese wichtigen Orte des vielseitigen jüdischen Lebens stellen wir im nachfolgenden Artikel „Wo jüdisches Leben in Leipzig heute stattfindet“ vor.

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Das Gemeindeleben besteht auch zugleich aus Erinnern und Gedenken. So wurden am 16. Mai zehn Stolpersteine im Waldstraßenviertel verlegt. Gemeinsam mit der U15-Mannschaft des 1. FC Lokomotive Leipzig arbeiteten die Mitarbeiter/-innen des Erich-Zeigner-Hauses die Geschichte der Familie Rotter auf. Die Rotters engagierten sich sehr in der Leipziger Stadtgesellschaft.

Adolf Rotter war Firmeninhaber eines Rauchwarengroßhandels und gründete 1920 den jüdischen Fußballverein „Bar Kochba“. Seine Söhne spielten derweil beim Vorgängerverein von Lok Leipzig – dem VfB Leipzig. Nach 1933 wendete sich jedoch das Blatt und die jüdische Familie wurde vom NS-Regime verfolgt, zur Flucht gezwungen und zum Teil ermordet. Wir haben die bewegende Stolpersteinverlegung begleitet, ebenfalls nachfolgend nachzulesen.

Über alle Seiten und Facetten der jüdischen Gemeinde zu Leipzig – von der lebendigen Gegenwart über die Vergangenheit bis hin zum „Virus des Antisemitismus“ – haben wir mit Küf Kaufmann geredet. Der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde wurde 1947 in Marx an der Wolga (Russland) geboren. Seit über 30 Jahren begleitet er die jüdische Gemeinde in Leipzig, organisiert Veranstaltungen und hält die Erinnerungen von Zeitzeug/-innen lebendig.

Doch die Geschichte seiner Gemeinde geht weit über die vergangenen hundert Jahre hinaus. Auch das historische Wissen um die Juden und Jüdinnen in Leipzig haben wir zusammengetragen – vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Eine Geschichte von Vertreibung, Wiederansiedlung und Neubeginn.

„Jüdisches Leben in Leipzig“ erschien als Schwerpunktthema erstmals am 27. Mai 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 102 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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