Als der Leipziger Migrantenbeirat vor einem Jahr seinen Antrag startete, damit im Leipziger Zoo โalle Veranstaltungen, die koloniale und rassistische Stereotype reproduzieren, unterbunden werdenโ, begann erst eine Debatte, die lรคngst รผberfรคllig war. Wie รผberfรคllig, das machte ausgerechnet die Stellungnahme des Kulturdezernats deutlich, einem Dezernat, in dem zurzeit einiges drรผber und drunter zu gehen scheint.
Zuletzt waren es die mehr als turbulente Kommunikation zur Absage der Buchmesse gefolgt von einer augenscheinlich von niemandem wirklich verantworteten Ausschreibung der Buchbeschaffung der Stadtbibliothek Leipzig.
Aber schon die ersten Sรคtze der Stellungnahme aus dem Kulturdezernat zum damaligen Antrag aus dem Migrantenbeirat machten deutlich, dass da ein Sachbearbeiter / eine Sachbearbeiterin einfach keine Lust hatte, das aufgeworfene Thema รผberhaupt ernst zu nehmen.
โDer Stadtrat nimmt zur Kenntnis, dass sich der Zoo Leipzig mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von jeder Form von Rassismus und Ausgrenzung distanziert. Im Zoo Leipzig werden keine Veranstaltungen durchgefรผhrt, die koloniale und rassistische Stereotypen reproduzieren.โ
Sรคtze, die einfach auch davon zeugen, dass Leipzigs Verwaltung nicht einmal ansatzweise ein Spiegelbild der Leipziger Stadtgesellschaft ist und auf vielen Positionen Menschen sitzen, die sich nicht einmal vorstellen kรถnnen, wie โHakuna Matataโ-Veranstaltungen auf Menschen mit Migrationserfahrungen wirken und damit uralte koloniale Stereotype geradezu lustig vermittelt werden.
Was nichts damit zu tun hat, dass die auftretenden Musikgruppen selbst aus Menschen bestehen, die hier die Kultur ihrer Herkunftslรคnder professionell darbieten. Aber oft macht der Rahmen erst die Geschichte.
Und mit der alten Geschichte der Vรถlkerschauen im Zoo bekommen auch diese heutigen โexotischen Festeโ eine vรถllig andere Konnotation.
Neufassung Nr. 3
Weshalb der Migrantenbeirat seinen Antrag mittlerweile dreimal nachgeschรคrft hat. Jetzt ist die Neufassung Nr. 3 des Antrags im Ratsinformationssystem zu finden und wird wahrscheinlich in der nรคchsten Ratsversammlung zum Thema.
Denn sauer war auch die Antwort des Kulturdezernats zum zweiten Antragspunkt aufgestoรen. Da hatte das Dezernat einfach gemeint: โMit Blick auf die unter Punkt 2 erhobene Forderung โinnerhalb des Zoos die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit zu beginnen und dies auch auf dem Areal und in Publikationen sichtbar zu machenโ wird festgestellt, dass sich der Zoo bereits seit mehr als 20 Jahren kritisch mit dem Thema auseinandersetzt und unter Beauftragung von Wissenschaftlern im Rahmen der verfรผgbaren Quellenlage aufgearbeitet hat.โ
Was schlicht nicht stimmte. Zwar hat Mustafa Haikal dieses Kapitel im Rahmen der Zoogeschichte schon thematisiert. Aber wirklich tiefgrรผndig aufarbeiten konnte er es zuvor noch nicht. Selbst die seit 2015 erschienene โLeipziger Stadtgeschichteโ sparte das Thema Kolonialismus weitgehend aus.
Es war fรผr die Stadtforschung bislang unรผbersehbar nur ein Nischenthema. Und aus der Perspektive der Menschen, die aus den einst von Kolonialismus betroffenen Lรคndern kommen, hat es die Forschung in Leipzig erst recht nicht aufgearbeitet.
Spรคte Aufarbeitung
Was nicht nur fรผr Leipzig gilt. Auch deutschlandweit verschwand die deutsche Kolonialgeschichte jahrzehntelang hinter den deutlich grรถรer wahrgenommenen Themen Erster und Zweiter Weltkrieg.
In den vergangenen Monaten hat sich Mustafa Haikal erstmals ausfรผhrlicher mit den Vรถlkerschauen im Leipziger Zoo beschรคftigt. Im Interview macht er ziemlich deutlich, wie der Stand der Forschung derzeit tatsรคchlich ist. Erst wenn man alle verfรผgbaren Quellen ausgewertet hat, hat man รผberhaupt eine Grundlage zur kritischen Auseinandersetzung โ und sieht dann auch ziemlich deutlich, wie blind man selbst in der Gegenwart werden kann, wenn man den Kontext ignoriert.
Das Ergebnis ist eindeutig: Die Aufarbeitung dieses Kapitels auch in der Leipziger Geschichte hat erst begonnen. Das war auch Thema der am Mittwoch, 11. Mai, vom Dachverband sรคchsischer Migrantenorganisationen e. V. durchgefรผhrten digitalen Podiumsdiskussion zum Thema โAufarbeitung des kolonialen Erbes in Leipzigโ.
Gesprรคchspartner/-innen an diesem Abend waren Personen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft und sie waren sich zumindest darรผber einig, dass die Stadt Leipzig in den vergangenen Jahren schon einiges getan hat, um ihre Kolonialgeschichte aufzuarbeiten. Kritik gab es aber vor allem daran, dass zwar die Vergangenheit betrachtet, aber keine entsprechen Schlรผsse fรผr das Heute und Morgen gezogen werden.
Eines der konkreten Themen am Abend war dann auch der Antrag des Migrantenbeirats Leipzig, der den Oberbรผrgermeister nun auffordert, sich dafรผr einzusetzen, koloniale Veranstaltungen, die rassistische Stereotype reproduzieren, zu unterbinden. Nicht nur die koloniale Vergangenheit des Zoos soll dabei aufgearbeitet werden, sondern die Aufarbeitung soll auf dem Gelรคnde, in Publikationen und im Handeln des Zoos sichtbar werden.
โLiebe Gewรคhlte Stadtrรคt/-innen, Sie wurden gewรคhlt, um alle in Leipzig lebenden Menschen zu vertreten. Ich fordere Sie dazu auf, mit Empathie auch die Perspektiven und Interessen derjenigen Menschen in ihrer Stadt einzunehmen, die tagtรคglich Rassismus erleben mรผssen, wรคhrend in so einer wichtigen Institution der Stadt Leipzig kolonial-rassistische Narrative verbreitet werdenโ, wendet sich Pedro Montero Perez, Vorsitzender des Migrationsbeirats in Chemnitz, an den Leipziger Stadtrat. โSie mรผssen verstehen, dass diese Abendveranstaltungen viele Menschen ihrer Stadt beleidigen, herabsetzen und verletzen. Unterstรผtzen Sie Ihren Migrantenbeirat bei seinem Anliegen. Beenden Sie diese exotisierenden wie stereotypisierenden Veranstaltung und kommen Sie mit den Betroffen ins Gesprรคch. Sie wollen so gesehen werden, wie sie sind โ in all ihrer Vielfalt.โ
Die exotischen Konstrukte der einstigen Kolonialmรคchte
In seinem neu gefassten Antrag wird der Leipziger Migrantenbeirat insbesondere in Bezug auf die โHakuna Matataโ-Abende sehr deutlich:
โAuch heute unterstรผtzen solche Erzรคhlungen die Akzeptanz aktueller, neo-kolonialer Ausbeutungsverhรคltnisse, in nicht zu unterschรคtzendem Maร. โ Darรผber hinaus zeigen die auf diese Weise konstruierte Darstellungen und regelrechte Zur-Schau-Stellungen nicht-weiรer und/oder nicht-europรคischer Menschen und Kulturen in einer zoologischen (tierkundlichen!) Einrichtung eine verstรถrende Parallele zu den Vรถlkerschauen im 19. Und 20. Jahrhundert auf.
Der Zoo Leipzig hat 2003 seine koloniale Vergangenheit durch die Verรถffentlichung des Buches Auf der Spur des Lรถwen โ 125 Jahre Zoo Leipzig formell anerkannt. Jedoch widmet sich die umfangreiche Publikation nur auf wenigen Seiten den Leipziger Vรถlkerschauen und gibt unkommentiert und unkritisch exotisierende Bilder und Inhalte wieder.
Hinzu kommt, dass das Buch nicht fรผr jede/-n kostenfrei zugรคnglich ist, sondern fรผr 33 Euro kรคuflich erworben werden muss. Da erhebliche Teile der Bevรถlkerung aufgrund รถkonomischer Deprivilegierung der Zugang zu dessen Informationen verwehrt bleibt, sehen wir dies als unzulรคngliche, wenig รถffentlichkeitswirksame Positionierung an.โ
Der Zoo kรถnne also bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit durchaus mehr tun.
Und an seinen Veranstaltungsformaten muss er grรผndlich etwas รคndern, wie es im ersten Antragspunkt heiรt:
โDer Oberbรผrgermeister als Gesellschaftervertreter der Zoo Leipzig GmbH wird beauftragt, sich dafรผr einzusetzen, dass 1. die Veranstaltungen wie etwa Hakuna Matata, die asiatischen Sommernรคchte und El Dorado bis Ende des 4. Quartals 2022 durch Veranstaltungsformate ersetzt werden, die keine Stereotypen, Klischees wiederholen.
Diese sollen, und zwar in aufklรคrerischer Absicht, einen differenzierten und reflektierten Einblick in historische, gesellschaftliche und kulturelle Strukturen und Zusammenhรคnge unterschiedlicher Lรคnder und Kontinente vermitteln. Bei der Entwicklung der Veranstaltungsformate werden relevante Akteure wie der Migrantenbeirat, die Universitรคt Leipzig, das Museums fรผr Vรถlkerkunde zu Leipzig und Leipzig Postkolonial e. V. einbezogen.โ
Das kรถnnte diese Veranstaltungen sogar sehr spannend machen, realistischer und รผberraschender, wenn sie eben nicht mehr die oft durch Hollywood-Filme geprรคgte Sicht auf die nur scheinbar โexotischenโ Lรคnder der Erde reproduzieren.
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So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Es gibt 10 Kommentare
โ Zitat โ
Ihr Enthusiasten, hรถrt doch mal auf euch alle mรถglichen Befindlichkeiten, (theoretischen) Beleidigtheiten oder traurigen Gefรผhle von โBetroffenenโ anzueignen. Helft den schwachen Charakteren starke Charaktere zu werden, gebt Ihnen Kraft und Mรถglichkeiten, klรคrt sie auf damit sie sich selbst helfen kรถnnen und ein Selbstbewusstsein fรผr sich entwickeln. Da muss sich doch etwas รคndern, und nicht bei der hunderprozentig versuchten Abdeckung aller mรถglichen Befindlichkeiten. 99,9x Prozent der Leute schreiben mit Sonderzeichen, damit sich (mal auf Sachsen bezogen) ein paar Dutzend Menschen auch angesprochen fรผhlen, die sich nicht im binรคren Geschlechtersystem leben? Nein! Die paar Dutzend Menschen reflektieren bitte, dass sie eine extrem kleine Minderheit sind, und dass es die Mehrheit der Leute โnicht bรถseโ meint, und sie ganz sicher auch nicht gezielt diskriminieren mรถchte, wenn intergeschlechtliche Ausdrucksweisen nicht bei der Breite der Bevรถlkerung verwendet werden.
โ Zitat Ende โ
Ja!
Was war gemeint, nicht: was habe ich verstanden / wollte ich verstehen.
> Und โichโ bin in dem Fall nun mal nicht berechtigt, Betroffenen zu sagen, wie sie sich zu fรผhlen haben.
In dieser Absolutheit natรผrlich nicht, und ich hab Sie auch so verstanden, wie Sie das Wort โichโ meinten, also als Wort nicht nur fรผr Sie persรถnlich bezogen.
Aber man kann Befindlichkeiten und Gefรผhle ja auch mal von auรen reflektieren oder reflektiert bekommen. Jemand, der zum Beispiel dunkelhรคutig ist und hier auf einer Party vereinfacht gefragt wird, wo er herkommt, der kann natรผrlich in Zeitungsinterviews sagen, wie rassistisch das doch ist und wie unnรถtig, er kann sich aber auch mal selbst reflektieren und kommt vielleicht zu dem Schluss:
1) Ich sehe vรถllig anders aus als die aller-allermeisten Menschen hier
2) Es handelt sich um Smalltalk auf einer Party
3) Die Intelligenz, der aktuelle kognitive Zustand oder auch das Interesse dieser Person an mir reichte offenbar nicht zu einer besseren Frage.
โ
Wenn ein Homosexueller von heterosexuellen Bekannten gefragt wird, ob er in der Beziehung eigentlich der Mann oder die Frau ist, und es dabei kein hรคmisches Gegrinse gibt sondern ernsthaftes Interesse, dann kann er natรผrlich beleidigt sein und furchtbar empรถrt รผber das Unwissen dieses Auรenstehenden, um als Antwort etwas in der Art von โHรครค? Deutschland 22? Bei zwei Stรคbchen gibt es doch auch nicht Messer und Gabel!!!โ abzugeben. Er kann sich aber auch รผber das Interesse dieser Person freuen, reflektieren das er zu einer Minderheit in der Bevรถlkerung gehรถrt, und im besten Fall mit etwas Humor eine Antwort geben, die der Beziehung zur Fragenden Person entspricht.
โ
Letztens ging es hier um das Erinnern an eine bekannte Leipziger Frau, die offenbar viele Verdienste im gewerkschaftlich-sozialen Bereich hat und nicht mehr unter uns weilt. Ob sich diese Frau jemals als โFLINTAโ bezeichnet hat? Sah sie sich als Opfer, als schwรคcheres Objekt in einer gewaltvoll-mรคnnerdominierten Gesellschaft? Diese Frau hatte was drauf, war selbstbewusst, brauchte nach dem, was man lesen konnte, auch keine woken Fรผrsprecher oder Selbsthilfezirkel.
โ
Ihr Enthusiasten, hรถrt doch mal auf euch alle mรถglichen Befindlichkeiten, (theoretischen) Beleidigtheiten oder traurigen Gefรผhle von โBetroffenenโ anzueignen. Helft den schwachen Charakteren starke Charaktere zu werden, gebt Ihnen Kraft und Mรถglichkeiten, klรคrt sie auf damit sie sich selbst helfen kรถnnen und ein Selbstbewusstsein fรผr sich entwickeln. Da muss sich doch etwas รคndern, und nicht bei der hunderprozentig versuchten Abdeckung aller mรถglichen Befindlichkeiten. 99,9x Prozent der Leute schreiben mit Sonderzeichen, damit sich (mal auf Sachsen bezogen) ein paar Dutzend Menschen auch angesprochen fรผhlen, die sich nicht im binรคren Geschlechtersystem leben? Nein! Die paar Dutzend Menschen reflektieren bitte, dass sie eine extrem kleine Minderheit sind, und dass es die Mehrheit der Leute โnicht bรถseโ meint, und sie ganz sicher auch nicht gezielt diskriminieren mรถchte, wenn intergeschlechtliche Ausdrucksweisen nicht bei der Breite der Bevรถlkerung verwendet werden.
โ
Zum Zoo zurรผck: Ich finde die Diskussion รผber das, was in der Vergangenheit falsch lief gut, auch gern eine Einordnung in Chroniken oder unter entsprechenden Kunstwerken. Aber wenn sich, so ist es zumindest auf dem Titelbild auf der Zoo-Seite zu finden, sogar dunkelhรคutige Menschen finden, die dort als Band auftreten, tanzen oder dergleichen mehr โ da stellt sich fรผr mich die Frage, ob die Kritik vom Beirat nicht vielleicht doch etwas verkopft oder unterstellt ist?
Wรคre die Kritik des Beirates kleiner ausgefallen, wenn dort Horst und Katrin โsรผdlรคndische Rhytmenโ getanzt oder musiziert hรคtten?
Haben Sie eigentlich Textbausteine fรผr Ihre Binsenweisheiten?
Sinnerfassendes Lesen kรถnnen Sie gern noch einmal alleine รผben, da bin ich kein geduldiger Sparringpartner.
โ> Ob ich persรถnlich etwas verstehe oder nachvollziehen kann, ist vรถllig egal.
Und mal wieder ein schรถner Gruร aus der Welt der woke-Bewegung.โ
Wenn Sie den Satz danach miteinbezogen hรคtten wรผrds den Sinn erklรคren. Natรผrlich ist es fรผrs Verstรคndnis nicht egal, aber fรผr meine eigenen Befindlichkeiten ist es โegalโ. Wie ich als Nicht-Betroffener dazu stehe steht nicht im Vordergrund. Hier geht es nicht um mich, sondern um die Menschen, die es betrifft.
Die Ich-Form bezieht sich im รbrigen nicht auf meine Person persรถnlich, sondern allgemein auf Menschen โwie michโ. Nicht Betroffene eines Problems, die bei so einer Sache nun mal nicht im Vordergrund stehen. Ich kรถnnte auch โunsโ schreiben, aber da ich ja nicht fรผr Menschen sprechen kann, die ich nicht kenne, rede ich halt von โmirโ. Und โichโ bin in dem Fall nun mal nicht berechtigt, Betroffenen zu sagen, wie sie sich zu fรผhlen haben.
โEs ist natรผrlich einfacher, wenn die anderen ihr Verhalten รคndern, dann muss man sich nicht mit sich selbst beschรคftigen, schon klarโ
Welches Verhalten sollten Betroffene denn Ihrer Meinung nach รคndern? Mit welchem โVerhaltenโ trรคgt man denn dazu bei, von rassistischen Vorurteilen betroffen zu sein? Und womit genau verbiete ich Ihnen etwas?
Dass Sie sich fรผr die Gefรผhle anderer nicht interessieren sagt eine Menge รผber Sie aus, finden Sie nicht? Genau das ist eins der Probleme an der ganzen Geschichte, und Sie sind damit Teil des Problems. Freiwillig.
โ Zitat โ
Wenn Betroffene sagen, das ist fรผr sie ein Problem, dann hab ich das zu akzeptieren und nicht durch meine Sicht kleinzureden. Ich muss nicht alles nachvollziehen kรถnnen, um es anderen zuzugestehen.
โ Zitat Ende โ
Und genau hier machen Sie den Denkfehler!
Toleranz: ja, aber nicht automisch Akzeptanz. Das ist das schรถne an unserer Demokratie: Man darf jedem immer widersprechen!
Im รผbrigen lasse ich mir doch von Ihnen nicht meine Meinung, meine Sichtweise verbieten.
Ich kann nichts fรผr die โBetroffenheitโ oder die โGefรผhleโ von anderen (interessiert mich meistens auch nicht, habe genug mit mir zu tun), das mรผssen die schon mit sich selbst ausmachen. Es ist natรผrlich einfacher, wenn die anderen ihr Verhalten รคndern, dann muss man sich nicht mit sich selbst beschรคftigen, schon klar.
> Ob ich persรถnlich etwas verstehe oder nachvollziehen kann, ist vรถllig egal.
Und mal wieder ein schรถner Gruร aus der Welt der woke-Bewegung.
โ
Natรผrlich spielt es eine Rolle, ob man das ungefรคhr nachvollziehen kann, um was es sich fรผr ein Problem handelt. Je besser man das der aussenstehenden Mehrheit erklรคren kann, desto mehr wird man erreichen kรถnnen und desto wahrscheinlicher existiert das Problem tatsรคchlich in einem relevanten Ausmaร.
Noch mehr wird man erreichen, wenn die Erklรคrung einfach und schwer zu entkrรคften ist.
Wenn man natรผrlich รผberhaupt nicht darauf angewiesen ist, dass noch ein paar mehr Leute das wichtig finden, wofรผr man sich selbst so sehr einsetzt, kommt so ein Kommentar raus.
โ
Und ja, natรผrlich ist es nicht ausschlieรlich ausschlaggebend, dass sich โjemandโ betroffen oder beleidigt fรผhlen KรNNTE. Menschen in einem Zoo vorzufรผhren gehรถrt aber wahrscheinlich tatsรคchlich zu den Dingen, die man heute verurteilen kann. Und warum im Zoo neben der Tierschau und entsprechender Pรคdagogik auch noch irgendwelche Showdarbietungen stattfinden sollen, verstehe ich auch nicht so richtig.
Beim letzten Tropenleuchten haben zwei Mรคnner mit Steeldrums atmosphรคrische Klรคnge im Gondwanaland gebracht. Das war richtig schรถn. Vielleicht sollte man das auch lieber lassen, sind doch solch โkaribische Klรคnge aus dem Dschungelโ im Verdacht der kulturellen Aneignungโฆ Noch dazu waren die Jungs weiร.
Wie schรถn, dass in den Kommentaren Nicht-Betroffene wieder so genau wissen, was fรผr Betroffene richtig oder falsch ist. Genau DAS ist das Problem. Ob ich persรถnlich etwas verstehe oder nachvollziehen kann, ist vรถllig egal. Wenn Betroffene sagen, das ist fรผr sie ein Problem, dann hab ich das zu akzeptieren und nicht durch meine Sicht kleinzureden. Ich muss nicht alles nachvollziehen kรถnnen, um es anderen zuzugestehen.
โ Zitat aus dem Artikel โ
Diese sollen, und zwar in aufklรคrerischer Absicht, einen differenzierten und reflektierten Einblick in historische, gesellschaftliche und kulturelle Strukturen und Zusammenhรคnge unterschiedlicher Lรคnder und Kontinente vermitteln
โ Zitat Ende โ
Genau sowas mรถchte man sich als Besucher vom Zoo bzw. einer Zoo-Veranstaltung doch anschauen.
Und bitte unter jedes alte Foto โDas ist aus heutiger Sicht nicht in Ordnung gewesen!โ und unter jedes โexotischeโ Foto โDas sind Stereotype!โ schreiben, weil wir sonst alle zu doof sind, das zu kapieren.
Wieso muss jedes Buch immer kostenlos sein. Die meisten Menschen wรผrden es selbst kostenlos nicht lesen. Auch gibt es Bibliotheken, die sind nicht neu. Auch mรถchte ich sagen, dass Menschen auch einfach mal unterhalten werden wollen ohne stรคndig belehrt zu werden wieso dieses oder jenes fรผr ein paar Menschen eventuell nicht toll ist. Die Aufarbeitung der Vergangenheit sollte definitiv etwas stรคrker in den Fokus rรผcken, damit Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen kรถnnen. Eine ordentliche Ausstellung, modern und interaktiv wรคre definitiv besser als irgendein Buch fรผr das Bรผcherregal. Ich war persรถnlich schockiert was frรผher in Zoos so รผblich war. Aber eine Dinnershow ist nur fรผr โWokeโ als Alternative zur Ausstellung geeignet. Ich lehne diese strikte Trennung von Kultur (โfremde Kulturenโ zum Teil sehr stark vereinfacht) und Shows ab. Ja Stereotype werden damit nicht reduziert aber sie sind teilweise notwendig, da eine Show sonst nicht zugรคnglich sondern kompliziert wird. Meine Frau ist Asiatin aus Korea, regelmรครig wird sie als Chinese betrachtet (ja besonders von Migranten โChing Chongโ, etc. ). Wichtig ist, dass die Grenze zwischen Vereinfachung und Rassismus nicht รผberschritten wird. Am Ende ist jeder selbst verantwortlich zwischen Stereotyp in einer Show und der realen Welt zu unterscheiden. Meine Frau nimmt sich die Zeit um mit wenigen Worten die Unterschiede zu zeigen. Ich schlage vor dieser Beirat geht einfach nicht zu der Show und gut.
รbrigens ist diese Schreibweise des Autors wieder unertrรคglich. Jeder Satz eine persรถnliche Meinung. Das Thema an sich ist aber interessant und durchaus wichtig.