Wie schon im vergangenen Jahr haben anlรคsslich des sogenannten Nakba-Tages mehrere hundert Menschen in Leipzig demonstriert. Etwa 200 Personen zogen vom Torgauer Platz in die Innenstadt. Sie beklagten eine angeblich bis heute andauernde Unterdrรผckung von Palรคstinenser/-innen durch Israel. Am Rande der Demonstration gab es offenbar einen Angriff auf Gegendemonstranten.

An der diesjรคhrigen pro-palรคstinensischen Demonstration zum sogenannten Nakba-Tag haben sich deutlich weniger Menschen beteiligt als erwartet beziehungsweise angekรผndigt. Statt der angemeldeten 1.000 Personen zogen nur etwa 200 Demonstrant/-innen vom Torgauer Platz รผber die EisenbahnstraรŸe bis zum Marktplatz in der Innenstadt.

Die Teilnehmer/-innen fรผhrten zahlreiche Palรคstina-Fahnen mit sich. Auf Schildern fanden sich Botschaften wie โ€žNein zur Besatzungโ€œ, โ€žGegen Antisemitismus, gegen Zionismusโ€œ und โ€žNein zur Apartheidโ€œ. Inhaltlich richteten sich diese Botschaften grรถรŸtenteils gegen den Staat Israel. Hรคufig waren โ€žFree Palestineโ€œ-Rufe zu hรถren.

Gegenkundgebung abgesagt, trotzdem kleiner Protest

Im Park vor dem Hauptbahnhof war ursprรผnglich eine Gegenkundgebung angemeldet, um laut Aufruf die Synagoge nahe der Innenstadt zu schรผtzen. Diese Kundgebung fand allerdings nicht statt. Angriffe auf die mehrere hundert Meter von der Demoroute entfernte Synagoge wurden nicht bekannt.

Protest gegen die Demonstration gab es dennoch. Kurz nach einer Zwischenkundgebung am Rabet stellten sich zwei Personen mit Israel-Fahnen an den Rand. Aus dem Aufzug heraus drรคngten mehrere Personen in die Richtung der kleinen Gegenkundgebung; Ordner hielten diese jedoch zurรผck. Lediglich ein Demoteilnehmer stellte sich in die Nรคhe der Personen mit Israel-Fahnen, drohte diesen Gewalt an und bezeichnete sie als โ€žKindermรถrderโ€œ.

Die Parole โ€žKindermรถrder Israelโ€œ wird von vielen Expert/-innen als antisemitisch bewertet. Sie verweist unter anderem auf die sogenannte Ritualmordlegende, wonach Kinder entfรผhrt und ermordet wรผrden, um anschlieรŸend deren Blut zu verarbeiten.

Offenbar Israel-Fahne am Rande der Demo verbrannt

Auf Twitter behauptete spรคter eine Person, dass es auch zu Schlรคgen gekommen sein soll. Zudem sei eine Israel-Fahne geraubt worden. Ob die angeblichen Vorfรคlle direkt im Zusammenhang mit der Demonstration stehen, ist unklar.

Plausibel erscheint die Behauptung vor allem deshalb, weil auf Instagram zwei Videos auftauchten, die zeigen, wie eine Israel-Fahne verbrannt und zertrampelt wird. Der Inhaber des Accounts befindet sich nach eigenen Angaben in Leipzig und hat eine Palรคstina-Fahne in seinem Profil. Wo genau die Fahne verbrannt wurde, lรคsst sich nicht erkennen.

Anlass fรผr die pro-palรคstinensische Demonstration war die sogenannte Nakba Ende der 40er Jahre. Diese meint die Flucht beziehungsweise Vertreibung von 700.000 Palรคstinenser/-innen rund um die israelische Staatsgrรผndung am 14. Mai 1948. In einem Redebeitrag hieรŸ es, dass es einen โ€žbis heute andauernden Vรถlkermord an den Palรคstinensernโ€œ gebe. Auch von โ€žethnischer Sรคuberungโ€œ war die Rede.

Umstrittene Parole

In einem anderen Redebeitrag wurde der Umgang Israels mit Palรคstinenser/-innen mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gleichgesetzt. Wรคhrend es fรผr den Widerstand der Ukrainer/-innen viel Unterstรผtzung gebe, sei dies beim Kampf der von Israel โ€žentrechtetenโ€œ Palรคstinenser/-innen gegen eine โ€žbrutale Besatzungsmachtโ€œ nicht der Fall.

Im Anschluss an die Redebeitrรคge war auch die Parole โ€žFrom the River to the See, Palestine will be freeโ€œ zu hรถren. Auch diese wird von vielen Expert/-innen als antisemitisch bewertet; zumindest enthalte sie die Forderung, den Staat Israel notfalls mit Gewalt abzuschaffen.

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