Schneeregen, graue Wolken, kalter Wind. Ein typischer Januar-Tag, der ein Dutzend Skatefreudige nicht davon abhält, mit ihrem Board den neuen Skatepark vor dem Heizhaus zu erkunden. „Normalerweise sind hier täglich so um die 100 Leute. Meistens geht es nach der Schul- und Arbeitszeit richtig los“, erzählt Sven Bielig. Er ist Vorsitzender beim Urban Souls e. V., der sich der Alten- und Jugendhilfe, Musik, Kunst und Sport widmet.
Der gemeinnützige Verein sitzt im Heizhaus in Grünau – seit Jahrzehnten das El Dorado für Skater/-innen in Leipzig. „Die alte Skate-Anlage gab es ungefähr 15 Jahre. Davor war auf dem Platz sogar noch eine andere Anlage.“ Damals skatete man noch auf Holzrampen. Der Asphalt, aus dem die vorherige, nicht mehr sanierbare Anlage bestand, wurde in den neuen Skatepark eingearbeitet.
Positives Feedback nach anderthalb Jahren Bauzeit
„Mit dem neuen Skatepark in Grünau erhält Leipzig eine besondere Attraktion, die das Potenzial hat, internationale Ausstrahlungskraft und Bedeutung zu entwickeln“, so Umwelt- und Sportbürgermeister Heiko Rosenthal. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio feierte das Skateboarding als olympische Sportart Premiere. Dafür wurden entsprechende Wettkampfstandards entwickelt, die bei der Neugestaltung der Skateanlage berücksichtigt wurden.
Im Vorfeld hatte es außerdem vier Workshops gegeben, um die Bedürfnisse der Szene zu eruieren. „Insgesamt waren daran über 100 Leute beteiligt“, so Bielig. „Daraus haben wir dann die Grobplanung gemacht. Danach haben wir uns nochmal mit einem Skatepark-Planer zusammengesetzt.“ Der finale Entwurf wurde dann im Mai 2019 vorgestellt.
„Aber so richtig final plant man einen Skatepark dann doch nicht, weil nachher die Radien und Winkel vor Ort auch nochmal angepasst werden“, erklärt der Urban Souls-Vorsitzende. Dennoch sei in den knapp anderthalb Jahren Bauzeit alles nach Plan gelaufen. Und das Feedback sei überragend: „Bisher haben wir nur ganz viel Lächeln in den Gesichtern. Ich hab noch niemanden gehört, der auch nur ein negatives Wort darüber verloren hat.“ Auch diejenigen, die auf der alten Asphalt-„Pyra“ das Skaten gelernt und die alte Anlage ins Herz geschlossen hatten, würden hier voll auf ihre Kosten kommen.
Auf rund 4.500 Quadratmeter gibt es neben Skateelementen wie Transitions, Streetflächen, Bankflächen, San Francisco-Trail, Bowl, Tables und Obstacles andere Sport- und Freizeitangebote. Streetball, Tischtennis und Calisthenics sowie ein parkähnlicher Bereich zum Ausruhen, Verweilen und Beobachten wurden mit den rund 1,7 Millionen Euro geschaffen.
Für Wheelchair- und Latenight-Sessions
Das ganze Areal ist außerdem barrierefrei. „Das Wort „barrierefrei“ klingt bei einem Skatepark natürlich komisch. Hier sind unfassbar viele Barrieren, aber er ist auf jeden Fall für beispielsweise Rollstuhlfahrer/-innen frei zugänglich“, so Bielig. Winkel und Rampen seien auch für Rollstühle geeignet.
„Außerdem haben wir im Heizhaus ein Mal pro Monat eine Wheelchair-Session. Da ermächtigen wir jüngere, rollstuhlfahrende Kids auch Rampen zu beherrschen. Zuerst drinnen im geschützten Rahmen und dann können sie sich hier draußen selbst ausprobieren.“
Eine Flutlichtanlage sorgt weiterhin für optimale Lichtverhältnisse, für den Sport aber auch für perfekte Aufnahmen. Die Anlage regelt sich von selbst auf 30 Prozent Leistung herunter, um Strom zu sparen. Bei Bedarf können die Nutzer/-innen das Flutlicht mittels Drücker am Hauptmast für 30 Minuten auf volle Leistung hochfahren.
Bedarf weiterhin groß
Natürlich sei es richtig und wichtig gewesen, dass die Stadt den Skatepark am Heizhaus grunderneuert hat. „Es wäre trotzdem schön, wenn die Stadtverwaltung sich dann nicht hier auf dieser neuen Anlage ausruht“, sagt Bielig. Auch für Kinder und Jugendliche wäre es wichtig, dass sie nicht durch die halbe Stadt fahren müssen, um sich im Skatesport betätigen zu können. „Der Traum wäre, dass in jedem Stadtgebiet eine Anlage wäre, was im Moment natürlich noch nicht der Fall ist.“
Der Bedarf sei sehr groß: „Das merkt man auch hier an der Anlage. Die ist dann auch ganz schnell überrannt. Das kann sich nicht im Stadtgebiet verteilen, weil zu wenig Anlagen da sind.“ Der Urban Souls e.V. arbeite gerade schon mit Fraktionen im Stadtrat zusammen. „Es gibt verschiedene Anträge, zum Beispiel für weitere Anlagen in Mockau und Möckern, in Paunsdorf und auch weiterhin für den Leipziger Westen.“
Bevor aber der nächste Skatepark geplant wird, soll die „Parkallee“ in Grünau noch einmal feierlich eröffnet werden. Bisher wurde die Anlage nur übergeben; eine offizielle Veranstaltung gab es noch nicht. Eine solche sei für Ende Mai geplant. Wir freuen uns drauf!
„Bei Schnee und Regen“ erschien erstmals am 28. Januar 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 98 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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