Wenn ich träumen darf, dann in diesen Tagen einen Traum, den viele Menschen träumen: Die Pandemie mit ihren Folgen und Beschränkungen endlich hinter uns lassen zu können. Die Erfahrung der letzten 20 Monate zeigt, dass dieser Traum leider nicht zeitnah in Erfüllung gehen wird.

Vermutlich erst, wenn sich circa 90 Prozent der Menschen davon überzeugen lassen, dass Impfen ein sicheres und wirksames Mittel ist, die schweren Folgen dieser Krankheit einzudämmen. Die Chance dazu besteht, denn unser Land verfügt über ausreichend Impfstoff, ein modernes Gesundheitssystem, in dem immer mehr Ärzt/-innen und nun auch Apotheker/-innen impfen dürfen, und breit zugängliche, wissenschaftlich fundierte Informationen.

Ich wünsche mir zudem eine niedrigschwellige Aufklärungskampagne und eine Impfprämie für alle mit vollem Schutz, um die letzten Zweifler/-innen zu gewinnen.

Noch aber erkranken und sterben zu viele. Wegen der mit 59 Prozent niedrigsten Impfquote in Sachsen beklagen wir in diesen Tagen jeden vierten Corona-Toten der Republik. Als wäre dies nicht genug, versuchen politische Akteure am rechten Rand aus der Debatte um notwendige Gegenmaßnahmen Kapital zu schlagen. Ich träume daher davon, dass wir folgendes aus dieser Coronakrise lernen:

Die letzte LZ des Jahres 021, Nr. 97 Titelblatt. Foto: Screen LZ
Die letzte LZ des Jahres 021, Nr. 97 Titelblatt. Foto: Screen LZ

Zum einen, dass sich die Welt um uns herum stetig verändert. Die Verhältnisse lassen sich immer weniger steuern und schon gar nicht konservieren. Wer JA zu freiem Handel, Reisen und Konsum sagt, wird auch mit deren nicht gewünschten Folgen umgehen müssen. Wir brauchen daher Reformen, die mehr „Sicherheit im Wandel“ bieten. Dafür braucht es aus meiner Überzeugung einen handlungsfähigen Staat, der gerade in Krisen Risiken abfedern kann und sich nicht selbst die finanziellen Handlungsspielräume nimmt. Die globale Mindeststeuer ist ein hoffnungsvolles Zeichen in diese Richtung.

Wir brauchen ein Bildungssystem, das Menschen ermöglicht, sich laufend weiterzubilden. Hier werden sich Hochschulen für neue Angebote öffnen müssen und es braucht eine bessere Wissenschaftskommunikation. Die berufliche Bildung wird einen Digitalisierungsschub und eine Aufwertung erfahren. Im Homeoffice haben wir bereits gelernt, wie viel digitale Bildung in der Breite möglich ist.

Wir werden ein neues globales Miteinander gestalten müssen: Weder wirksamer Klimaschutz noch Pandemiebekämpfung, Frieden oder wirtschaftliche Entwicklung sind isoliert allein in der westlich-entwickelten Welt zu sichern. Mit der neuen deutschen Regierung haben wir insbesondere die Chance und die Verantwortung, das Ost-West-Verhältnis für eine unilaterale Weltordnung zu verbessern.

Wenn ich träumen darf, werden wir aus dieser Pandemie wirklich lernen.

Mehr aktuelle Träume auf L-IZ.de, in der Coronakrise 2021 und aus den letzten Jahren

„Ein neues globales Miteinander gestalten“ erschien erstmals am 17. Dezember 2021 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 97 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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