Die rechtsradikale „Bürgerbewegung Leipzig 2021“ hat am Montag, dem 6. September, erneut auf dem Leipziger Innenstadtring demonstriert. Im Vergleich zu den Vorwochen hatten die Corona-Leugner/-innen leichten Zulauf – zwischen 75 und 100 Personen dürften sich an dem Aufzug beteiligt haben. Etwa genauso viele Menschen protestierten dagegen. An mehreren Stellen gelang es ihnen für einige Minuten, Sitzblockaden zu errichten.

Zu Beginn der Veranstaltung forderte der ehemalige NPD-Funktionär Volker Beiser einen „Impfstopp für alle Menschen“. Er begründete das unter anderem mit Zahlen der Europäischen Medizinagentur, wonach es in der Europäischen Union bereits mehr als 23.000 Todesfälle in Folge von Impfungen gegeben habe. Tatsächlich zeigt die Datenbank, auf die sich Beiser beruft, lediglich Verdachtsfälle.

Zudem behauptete Beiser, dass Impfungen nicht wirken würden, weil es bereits 24.000 „Durchbrüche“ gegeben habe – also Corona-Erkrankungen trotz vollständigem Impfschutz. Zwar stimmt diese Zahl – sie geht aus einem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts hervor –, allerdings ist sie ins Verhältnis zu den mehr als 50 Millionen vollständig geimpften Personen in Deutschland zu setzen. Demnach sind Durchbrüche sehr selten – und Impfungen wirksam.

Die Suche nach dem Virus

Die Verschwörungsmythen der „Bürgerbewegung“ setzen jedoch schon weit vor den Impfungen an. Erneut behauptete Beiser, dass es keine Pandemie gäbe und das Coronavirus bislang nicht nachgewiesen sei. „Wo ist dieses Virus?“, fragte er in die Runde. Später nutzte er NS-Vokabular und behauptete, dass bei der kommenden Bundestagswahl sowieso Kommunisten gewinnen würden. Man solle deshalb nicht wählen gehen, sondern „das System auf der Straße umkippen“.

Nach einem weiteren Redebeitrag, in dem unter anderem behauptet wurde, dass Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ein CIA-Agent sei, lief die „Bürgerbewegung“ ihre Runde über den Ring. Bereits nach wenigen Metern wurde sie zum ersten Mal von Gegendemonstrant/-innen blockiert. Diese räumten jedoch nach wenigen Minuten die Straße.

Einige hundert Meter später folgte die nächste Sitzblockade. Die Polizei wirkte wenig motiviert, etwas dagegen zu unternehmen; ließ Antifaschist/-innen mühelos an sich vorbeilaufen. Auch diese Sitzblockade endete kurze Zeit später. Eine Person hatte mit der Versammlungsbehörde einen Aufzug vereinbart, der auf dem Fußweg läuft und die Demonstration der „Bürgerbewegung“ begleitet.

Beide Aufzüge dicht nebeneinander

So liefen Rechtsradikale, Reichsbürger und Verschwörungsideologen im Uhrzeigersinn über den Ring, während Antifaschist/-innen teils im Abstand von weniger als einem Meter daneben liefen. Aus den Reihen der Antifaschist/-innen flog offenbar ein Gegenstand; weitere Zwischenfälle wurden nicht bekannt.

Hektisch wurde es erst vor dem Neuen Rathaus, wo einerseits Antifaschist/-innen an einer Engstelle ein drittes Mal die „Bürgerbewegung“ blockierten und andererseits der YouTuber „Weichreite“ von der Polizei beschützt werden musste. Aus der Gegendemo heraus gab es immer wieder Beschwerden, von ihm nicht gefilmt werden zu wollen. Weil er diesen Bitten und teils klaren Aufforderungen nicht folgte, wurde er bedrängt.

Während die „Bürgerbewegung“ weiter um den Ring und zurück zum Richard-Wagner-Platz lief, wo sie sich schließlich auflöste, befanden sich die Teilnehmer/-innen der dritten Sitzblockade in einem Polizeikessel. Dort mussten sie ihre Identität feststellen lassen. Gegen 22 Uhr war für die meisten Aktivist/-innen und Beamt/-innen der Einsatz an diesem Abend beendet.

Impressionen vom 6. September 2021 auf dem Ring

Video: LZ

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