Wie feiert man ein Lichtfest in Corona-Zeiten? 2020 hat Leipzig das ja schon einmal ausprobiert – mit kleinem Publikum auf dem Nikolaikirchhof. Das wird diesmal etwas anders sein, eher dem ähneln, was 2019 schon einmal ausprobiert wurde, als zahlreiche Kunstinstallationen rund um den Ring das Publikum anzogen. 2021 setzt das Lichtfest Leipzig ganz auf ein dezentrales Konzept.

Wichtigste Änderung gegenüber den Vorjahren dabei ist: Statt wie bislang ausschließlich auf dem Augustusplatz ist das Lichtfest in diesem Jahr an mehreren Orten innerhalb des Rings zu Gast, an denen von 19 bis 23 Uhr Lichtinstallationen zu erleben sind. Neu ist ebenfalls, dass es kein Bühnenprogramm gibt und damit auch kein dichtes Gedränge auf dem Augustusplatz.Besucherinnen und Besucher können so den ganzen Abend nutzen, um alle Installationen und die Kerzen-89 in loser Reihenfolge aufzusuchen. Die Kerzen-89, die traditionell von den Besuchern zum Leuchten gebracht wird, steht diesmal auf dem Nikolaikirchhof. Dort gibt es um 19 Uhr auch kurze Grußworte mit musikalischer Umrahmung. Wie schon im Vorjahr können die Leipzigerinnen und Leipziger im Vorfeld des Lichtfestes wieder symbolisch Kerzenpatenschaften übernehmen.

Drei Licht-Kunst-Projekte im Herzen der Stadt

Auch wenn Leipzig vielfach exemplarisch als Symbol für das Gelingen eines friedlichen Umbruchs steht, geht es letztlich doch um ein gesamteuropäisches Thema, formulieren Stadt und LTM.

Dann und wann spielte das bei vorigen Lichtfesten ja schon einmal eine Rolle, dass die Friedliche Revolution in der DDR ja kein singuläres Ereignis war und ohne die gleichzeitigen Veränderungen in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei – aber auch in Moskau – nicht denkbar war. Die Bürger im Ostblock beendeten mit ihrer Beherztheit den Kalten Krieg und die jahrzehntelange Konfrontation der Blöcke.

Und ohne die Friedliche Revolution hätte es auch keine Deutschen Einheit gegeben.

Deshalb hat das Kuratorium „Tag der Friedlichen Revolution 1989“ gemeinsam mit der Stadt Leipzig drei europäische Künstlerteams nach Leipzig eingeladen. Unter dem Leitgedanken „Das Licht breitet sich in der Stadt aus“ werden der Augustusplatz, der Burgplatz und der Richard-Wagner-Platz am 9. Oktober zu Lichtorten. Die Künstlerteams aus Deutschland, Ungarn und Spanien zeigen dort ihre Perspektive auf den Herbst 89. Die Schlagworte Transformation, Erinnerung und Nachhaltigkeit setzen den jeweiligen Grundakzent der Projekte.

Übersichtsplan zum Lichtfest 2021. Grafik: Stadt Leipzig
Übersichtsplan zum Lichtfest 2021. Grafik: Stadt Leipzig

Alle Künstler haben lokale Kooperationspartner aus der Stadtgesellschaft, mit denen sie ihre Lichtinstallation entwickeln und umsetzen. Im Sommer gab es zu allen Lichtprojekten intensive mehrtägige Workshops, die Inhalte und Schwerpunkte definierten. Beim Lichtfest wird an jedem Standort ein Video gezeigt, das diesen gemeinsamen kreativen Prozess dokumentiert.

Die Videos sind auf der Lichtfesthomepage www.lichtfest.leipziger-freiheit.de abrufbar. Die Partner/Vereine kommen aus den Bereichen Erinnerungskultur/Aufarbeitung, Umwelt und soziales Engagement. Auch mehrere Schulen sind beteiligt.

Lichtfest Leipzig 2021 Glowing Bulbs | „WIR SIND“ Videoinstallation (auf YouTube)

Kuratorium gibt die Themensetzung vor

Die Verantwortung für die thematischen Schwerpunkte der Feierlichkeiten zur Friedlichen Revolution sowie der begleitenden Programme obliegt dem Beirat „Kuratorium Tag der Friedlichen Revolution 1989“. Der 2019 gegründete Beirat besteht aus 19 Mitgliedern. Ihm gehören der Oberbürgermeister, je eine Stadträtin beziehungsweise ein Stadtrat der Fraktionen im Leipziger Stadtrat, sechs Vertreter auf Vorschlag der Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ sowie sechs Vertreter, die vom Stadtrat zu benennen sind, an.

Bei der Untersetzung der thematischen Schwerpunkte werden die Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ und deren Arbeitsgruppen eingebunden. Ihr gehören Bürger, Organisationen, Institutionen, Museen und andere Einrichtungen an, die einen direkten Bezug zum Herbst 1989 haben. Die organisatorische Verantwortung für das Lichtfest 2021 trägt die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH.

Friedensgebet und Rede zur Demokratie

Am 9. Oktober nimmt die Kirchgemeinde St. Nikolai Leipzig wieder mit einem besonderen Friedensgebet auf die Ereignisse von 1989 Bezug, als viele Menschen inmitten unsicherer Verhältnisse in der Nikolaikirche Mut und Hoffnung fanden. „Demokratie, die weitergeht“ – unter diesem Motto steht das Friedensgebet 2021. Die Predigt hält der Pfarrer und Bürgerrechtler Stephan Bickhardt, Direktor der Evangelischen Akademie Meißen.

Ina Rumiantseva vom Verein Belarusische Gemeinschaft RAZAM wird ein Jahr nach den brutal aufgelösten Protesten infolge der umstrittenen Wahl vom August 2020 über Weißrussland sprechen. Die Aktivistin ist Organisatorin eines regelmäßigen Friedensgebets für Belarus in der Berliner Gethsemanekirche. Für die musikalische Begleitung sorgt Pfarrer, Liedermacher und Autor Clemens Bittlinger mit Band.

Die diesjährige Rede zur Demokratie am 9. Oktober in der Nikolaikirche wird der Bürgermeister der Stadt Kiew, Dr. Vitali Klitschko, halten. Die 2001 begonnene Veranstaltungsreihe gehört zu den Höhepunkten am „Tag der Freiheit“ in Leipzig, bei der neben Vertretern der bundesdeutschen Verfassungsorgane Persönlichkeiten sprechen, die sich um die Demokratie in Europa verdient gemacht haben. Mit der Orangenen Revolution 2004/05 und der Revolution der Würde 2013/14 protestierten Bürger in Kiew und der gesamten Ukraine, mit dem Ziel, Demokratisierungsprozesse einzuleiten.

Für die Teilnahme an den Veranstaltungen in der Nikolaikirche ist keine Voranmeldung notwendig. Es gilt die 3G-Regel, nach der nur Geimpfte, Genesene und Getestete Zutritt zu den Veranstaltungen erhalten. Maskenpflicht sowie Abstands- und Hygieneregeln sind gültig.

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