Knapp zwei Wochen nach dem ersten Aufzug durch Leipzig seit einem halben Jahr haben am Samstag, dem 12. Juni, mehrere Gruppen die Gelegenheit genutzt, wieder Lauf-Demonstrationen durchzuführen. Die Beteiligung daran fiel jedoch äußerst unterschiedlich aus. Während die zu „Querdenken“ gehörende „Bewegung Leipzig“ auf dem Marktplatz nur 50 bis 75 Personen versammelte – die Zuordnung war nicht so einfach –, beteiligten sich rund 700 Menschen an einer linken Anti-Repressionsdemo durch Connewitz.

Den Startschuss gab die „Bewegung Leipzig“ um 15 Uhr auf dem Marktplatz. Doch von den hunderten Personen, die sie noch im vergangenen Jahr am selben Ort anlocken konnte, war nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen waren es 50 bis 75 Menschen, die zu der Versammlung gezählt werden können. Wer genau daran teilnahm und wer nur schaulustige/-r Passant/-in war, konnte man nicht in jedem Fall erkennen.

Kein Gegenprotest auf dem Markt

Auf einen organisierten Gegenprotest hatten „Leipzig nimmt Platz“ und andere Organisationen erneut verzichtet. Vereinzelt gab es Rufe gegen die Versammlung, aber nichts, was ernsthaft störte. Mehr Konfliktpotential wird da die Demonstration der „Bürgerbewegung Leipzig 2021“ bieten. Für Montagabend sind mehrere Gegenveranstaltungen angekündigt.

Während die kleinste „Bewegung“ der Stadt auf dem Marktplatz noch ähnliche Inhalte verbreitete wie vor einem Jahr schon, war in Connewitz mehr los. Dort startete um 16 Uhr vor der Kirche in der Selneckerstraße eine Demonstration unter dem Motto „Trotz alledem – Wir bleiben linX“.

Deeskalation angekündigt und durchgeführt

Die Organisator/-innen hatten im Vorfeld und auch während der Auftaktkundgebung explizit zur Deeskalation aufgerufen. Im Fokus der Demonstration sollten keine Auseinandersetzungen mit der Polizei stehen, sondern die Perspektiven von Betroffenen staatlicher Strafverfolgung. Die Polizei war ihrerseits in Nebenstraßen sehr präsent, im Umfeld der Demonstration selbst aber quasi nicht zu sehen.Thematisiert wurden die Hausdurchsuchungen in Connewitz, die sowohl vor rund einem Jahr stattfanden als auch im April dieses Jahres. In gut einem Dutzend Redebeiträgen ging es gegen Ermittlungsverfahren gegen Antifaschist/-innen, gegen die „Soko LinX“, gegen illegale Abhöraktionen wie jene gegen Chemie-Fans vor einigen Jahren und um Lina E., deren Freilassung erneut gefordert wurde.

Tipps gegen eifrige Ermittler/-innen

Die Redner/-innen kritisierten dabei sowohl den Ermittlungseifer staatlicher Behörden gegen linke Aktivist/-innen an sich als auch die Tatsache, dass vieles davon rechtswidrig war. Zudem gab es Tipps und Hinweise, wie man sich gegen Ermittlungen und Hausdurchsuchungen schützen und Solidarität mit Betroffenen zeigen kann. Organisiert hatte die Demonstration das „B-Team“, das sich infolge der Hausdurchsuchungen vor einem Jahr gegründet hatte.

Bei dem Aufzug durch Connewitz gab es diverse Zwischenstationen, unter anderem an jenen Orten, an denen Hausdurchsuchungen stattfanden oder eine Besetzung geräumt wurde. In diesem Kontext gab es auch den Hinweis auf eine Demonstration um 22 Uhr im Leipziger Osten. Diese soll eine Reaktion darauf sein, dass die Polizei am Freitagabend eine Besetzung in Anger-Crottendorf räumte.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

René Loch über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar