Der Klimawandel ist in aller Munde, denn bereits jetzt macht er sich vielerorts durch Wetterextreme bemerkbar, die von Extremhitze bis hin zu Überschwemmungen, Stürmen oder Waldbränden reichen. Auch einige deutsche Regionen sind bereits betroffen – Tendenz steigend.

Auf lange Sicht werden sich daher alle Städten sowie Gemeinden mit der Thematik auseinandersetzen müssen und dabei gilt das Motto: Besser früher als später! Denn wer frühzeitig handelt, kann nicht nur die Folgen des Klimawandels abmildern, sondern auch einen wertvollen Beitrag leisten, um diesen zu bekämpfen.

Der Klimawandel in Leipzig: ein Überblick

Von Naturkatastrophen ist Leipzig bislang zwar verschont geblieben. Der Klimawandel macht sich trotzdem auch hier schon bemerkbar, wie die Zahlen beweisen: Die Temperaturen sind im Durchschnitt um etwa 1,5 Grad Celsius gestiegen und ein weiterer Anstieg wird erwartet.

Im Jahr 2016 wurden viele deutsche Regionen von Starkregen heimgesucht, der auch in Leipzig einige Straßen unter Wasser setzte. Im Sommer 2018 herrschte hingegen eine extreme Dürre, die vor allem in der Landwirtschaft verheerende Folgen hatte. Das Jahr wurde zum bisher trockensten und wärmsten in Sachsen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Dieser Querschnitt der vergangenen Jahre macht deutlich, dass der Klimawandel auch an Leipzig nicht spurlos vorbeigeht und zukünftig zu neuen Problemen führen könnte, sowohl für die Landwirte als auch für die Stadtbewohner. In Sachsen könnte perspektivisch vor allem die Trockenheit zum Problem werden, denn die Grundwasserstände sinken und die Zuflüsse in die Talsperren nehmen ab. Vor allem aber wird das Wetter insgesamt extremer, schlechter vorhersagbar und für die Menschen unangenehmer.

Zukunftsaussichten für das Klima in Leipzig

In Leipzig und weiteren Großstädten könnte die Klimaerwärmung besonders zur Belastung für die Bewohner werden, denn in städtischen Gebieten staut sich die Hitze umso mehr und es entstehen sogenannte städtische Wärmeinseln. Die Prognosen für Leipzig gehen davon aus, dass die Hitzetage und -nächte im Sommer von aktuell durchschnittlich neun auf durchschnittliche 13 im Jahr 2030, durchschnittliche 16 im Jahr 2040 und durchschnittliche 18 im Jahr 2050 steigen werden.

Neben Trockenperioden wird außerdem vermehrt mit Starkregenfällen gerechnet, sprich die Hochwasserprävention wird ebenfalls an Bedeutung gewinnen. Zudem befürchten die Experten erhebliche Belastungen für die Gesundheit der Stadtbewohner in Deutschland, beispielsweise in Form von Kreislaufbeschwerden bis hin zum Hitzschlag, aber auch in Form von Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder einer steigenden Hautkrebsrate.

Zudem könnten Verlängerungen der Blühzeiten zu einer Zunahme von Pollen und damit des Allergierisikos führen und auch Infektionskrankheiten oder gewisse Schadorganismen verbreiten sich in warmen Gefilden besser. Das gilt beispielsweise für Salmonellen oder die Anophelesmücke.

Vorkehrungen für Extremwetterereignisse treffen

Im Kampf gegen den Klimawandel spielen also einerseits alle Maßnahmen eine Rolle, die den Ausstoß von CO₂ in die Luft verringern oder, besser noch, vollständig verhindern. Dennoch ist die Entwicklung so weit fortgeschritten, dass auch Vorkehrungen für die Folgen des Klimawandels für deutsche Städte sowie Gemeinden unverzichtbar geworden sind. Das betrifft vor allem die Gefahren von Starkregen, Hochwasser sowie Stürmen und das soeben erwähnte, erhöhte Infektionsrisiko.

Ebenso gilt es, Lösungen für eine eventuelle Wasserknappheit zu treffen, die in Sachsen schon bald eintreten könnte. Mit dem Ziel, Leipzig dennoch als attraktiven Standort zum Wohnen sowie Arbeiten zu erhalten, werden daher schon jetzt entsprechende Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Sie setzen in vielen verschiedenen Bereichen an, beispielsweise im Verkehr, in der Gesundheitsvorsorge, im Katastrophenschutz, im Städtebau sowie im Stadtgrün.

Mögliche Lösungen für Städte und Gemeinden

An Ideen, wie solche vorsorglichen Maßnahmen aussehen können, mangelt es nicht. Allerdings haben viele Städte und Gemeinden das Problem, dass die dafür anfallenden Kosten ihr Budget übersteigen. Was sie daher ebenso wie Leipzig brauchen, sind innovative Lösungen, die sich zugleich kosteneffizient umsetzen lassen. Hier einige Beispiele:

Gründach

Die Begrünung von Dächern als Alternative oder Ergänzung zur Installation von Photovoltaikanlagen kann die Hitzebelastung in Großstädten reduzieren und dadurch die Gefahr von städtischen Wärmeinseln verringern. Sie sollen zudem Ersatzlebensräume schaffen und für eine emissionsfreie sowie stromsparende Abkühlung der Luft sorgen. Auch können Gründächer für das Regenwassermanagement essenziell sein, denn sie dienen als Regenrückhalt und können das wertvolle Wasser in die gewünschten Bahnen lenken.

Unterm Strich können Gründächer also den Wohnkomfort in der Stadt erhöhen. Innovative Systeme nutzen dafür Mineralwolle anstelle von Erde, um 50 Prozent des Gewichts einzusparen und damit die Begrünung auf noch mehr Dachflächen zu ermöglichen.

Wasserreservoir

Da Wasser zunehmend zu einer knappen Ressource wird, auch für das Stadtgrün und die Bäume, ist es wichtig, der Wasserknappheit proaktiv zu begegnen. Ein multifunktionales Wasserreservoir ist dafür eine innovative Möglichkeit, denn es kann Regenwasser auffangen, speichern sowie im urbanen Raum verteilen. Dabei dient es zuerst der Bewässerung der Bäume, bevor es in den Versickerungstank kommt oder in die Kanalisation geleitet wird. Dadurch dient das Wasserreservoir einerseits der Pflege von Stadtgrün und andererseits dem Hochwasserschutz bei Starkregen.

Regenwassermanagement

Das Regenwassermanagement spielt nicht nur in Leipzig schon jetzt eine wichtige Rolle, sondern wird von vielen Städten im Rahmen ihrer Planungen berücksichtigt. Dadurch kann das Wasser bei Starkregen besser abgeleitet werden, um die Gefahr von Überschwemmungen zu reduzieren, während es in Trockenperioden optimal angefangen sowie genutzt wird. Dafür kommen Innovationen wie zum Beispiel sogenannte Hohlbordrinnen zum Einsatz, die gleichzeitig als Bordstein sowie als Entwässerungsrinne fungieren.

NbS/BGI

NbS steht für naturbasierte Lösungen und wird häufig in einem Atemzug genannt mit BGI, kurz für blau-grüne Infrastrukturen. Letztere bezeichnen Grün- und Gewässerflächen, die zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und so bewirtschaftet werden, dass sie im Kampf gegen den Klimawandel bestmöglich helfen. Diese NbS/BGI sollen laut Europäischer Kommission in allen Städten sowie Gemeinden zukünftig ein wichtiger Ansatz sein, um sich auf die Auswirkungen der Klimaerwärmung vorzubereiten und diese möglichst abzumildern.

Sie umfassen beispielsweise die Förderung der Biodiversität, die Verbesserung der Luft- und Wasserqualität sowie die Katastrophenvorsorge. Als Vorbilder dienen dabei natürliche Systeme in Form von heterogenen Landschaften mit verschiedenen Lebensräumen für Pflanzen, Tiere sowie Menschen – nur, dass diese eben gepflegt und vernetzt werden. Dafür stehen verschiedene innovative Konzepte zur Verfügung, beispielsweise das „Sponge-City“-Konzept für das Wassermanagement oder die „Urban Greening Plans“ zur Stadtbegrünung.

Künstliche Bäume

Da Bäume eine essenzielle Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen, kann es prinzipiell nicht zu viele Bäume in einer Stadt geben. Allerdings ist der Platz oft rar und nicht immer sind trotz Innovationen wie dem Wasserreservoir die Voraussetzungen gegeben, damit die Bäume überhaupt wachsen können. Zusätzlich zur Ausweitung des Stadtgrüns wird daher der Einsatz künstlicher Bäume diskutiert.

Eine entsprechende Technologie aus Mexiko hilft dabei, das CO₂ ähnlich wie ein echter Baum aus der Luft zu filtern und dabei sogar Energie zu generieren, eben wie ein echter Baum im Rahmen der Photosynthese – jedoch mit geringeren Ansprüchen an seinen Standort. Ob und wann solche künstlichen Bäume auch in Leipzig eingesetzt werden, ist bislang unklar. Doch solche Konzepte geben einen Eindruck davon, wohin die Entwicklung in Zukunft gehen könnte.

Fazit und Ausblick

Für einen absoluten Ernstfall werden mittlerweile sogar Konzepte diskutiert, die deutlich weiter gehen als die vorgestellten Innovationen. Per „Geoengineering“ soll es eines Tages möglich sein, das gesamte Weltklima zu beeinflussen und dadurch nicht nur die Klimaerwärmung zu stoppen, sondern auch Wetterextreme zu verhindern. Ob das „Geoengineering“ tatsächlich praxistauglich und eines Tages zur Realität wird, lässt sich ebenfalls noch nicht mit Sicherheit sagen.

Selbiges gilt für die Frage, ob diese Innovation rechtzeitig einsatzbereit wäre, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels überhaupt noch verhindern zu können. Wichtig ist daher, dass Städte und Gemeinden bereits jetzt mit den ihnen zur Verfügung stehenden Maßnahmen beginnen, um den Klimawandel und dessen Folgen abzumildern. Leipzig hat hierfür die ersten Schritte gemacht, doch der Weg ist noch weit, um der Stadtbevölkerung  auch in Zukunft einen sicheren sowie attraktiven Wohn- und Arbeitsort zu bieten.

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