Während seit etwa 15 Uhr an diesem 1. Mai 2021 in Leipzig Connewitz eine Spontandemonstration auf der Karl-Liebknecht-Straße abgehalten wird, schauen wir mal auf den Tag und die Redebeiträge zurück. Leipzigs OB Burkhard Jung hinterließ – „natürlich digital“ – am heutigen Mittag ein Grußwort am Leipziger Marktplatz zum Thema Solidarisch durch die Krise, während Gewerkschaftsfunktionäre wie Ines Kuche (Ver.di) am gleichen Ort über Arbeitskämpfe während der Corona-Pandemie berichteten. Und so mancher Beitrag war durchaus ernüchternd, wie der über die angeblichen Bemühungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur besseren Entlohnung von Pflegekräften.

In diesem Redebeitrag von Ver.di-Gewerkschafterin Ines Kuche auf dem Leipziger Marktplatz ging es nämlich unter anderem um nichts weniger, als die Verhinderung eines flächendeckenden tariflichen Mindestlohns durch den amtierenden Bundesgesundheitsminister. Während die Gewerkschaften darum kämpften, versprach dieser ein neues Gesetz. Was daraus wurde, kann man sich im Video ansehen, vorab: nichts, außer viele Worte.Gleichzeitig brachte die Krise auch neue Superlative, wie den längsten Metallerstreik der Geschichte Deutschlands im Osten hervor. Und neue Zahlen und Beispiele, die verdeutlichen, worum es gerade eigentlich in der Krise geht oder was sie noch sichtbarer macht.

Abseits vom Geschwurbel einer zutiefst egoistischen „Querdenken“-Bewegung haben es noch immer gerade die Gewerkschaften im Osten des Landes mit oder ohne Krise schwer, sich mit Forderungen nach gerechten Löhnen durchzusetzen. Mangelnde Beteiligung (da war er wieder der Egoismus) vieler Angestellter ist ein Grund dafür, die marktradikale Politik der CDU ein weiterer.

Unter anderem sind es ganze drei Lebensjahre, die man in Ostdeutschland in einem Erwerbsleben noch immer länger arbeitet als in Westdeutschland, so IG Metall-Gewerkschafter Bernd Kruppa (siehe Video). Und natürlich für weniger Lohn, wie die Offenlegung der Lippenbekenntnisse eines Gesundheitsministers durch Ines Kuche zeigte.

Während einige ihre Krisen-Zeit also seit über einem Jahr dafür nutzten, in einer Art Dauerdemo gegen Masken, Impfen und solidarischem Handeln zu versinken, kämpften und kämpfen Gewerkschaften darum, dass es eine gerechte Bezahlung von Pflege- und Gesundheitspersonal in Deutschland gibt. Systemrelevanz auch im Portemonaie statt Balkonklatschen also.

Auf dem Simson- und dem Alexis-Schumann-Platz machten sich parallel die eher jüngeren Menschen von „Leipzig nimmt Platz“, Der Partei Die PARTEI und weiteren Organisationen an diesem Tag Luft. Vom immer wieder aufkeimenden Rechtsextremismus, radikalisierten Querdenkern bis zur Aufklärung, wer nun (mal wieder) eigentlich die Lasten der Krise tragen wird (man ahnt es) war hier in den Redebeträgen zu hören.

Am Ende zog es viele von hier aus Richtung Leipziger Süden, wo zur Stunde noch das Demonstrationsgeschehen einer spontan angemeldeten Versammlung läuft. (Zum Liveticker vom 1. Mai 2021 in Leipzig)

Die Bildergalerie vom Bahnhof, Markt- & Augustusplatz am 1. Mai 2021

Zusammenfassung der Rede-Beiträge vom 1. Mai 2021 – Teil 1: Marktplatz und Simsonplatz –

Videos: LZ

Zusammenfassung der Rede-Beiträge vom 1. Mai 2021 – Teil 2: Am Völkerschlachtdenkmal –

Video: LZ

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