In Dresden ist es am Sonntag, dem 16. Mai, zu schweren Ausschreitungen gekommen. Hooligans von Dynamo Dresden griffen Polizist/-innen und Journalist/-innen an. Anlass war ein Drittligaspiel der FuรŸball-Mannschaft des Vereins gegen Tรผrkgรผcรผ Mรผnchen. Durch einen Sieg gelang Dynamo der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Weil in den Stadien weiterhin keine Fans erlaubt sind, hatten sich tausende Anhรคnger/-innen auf den StraรŸen versammelt.

Etwa um 15:30 Uhr hรคtten Fans versucht, die Polizeiketten zu durchbrechen, um zum Stadion zu gelangen, berichteten anwesende Journalist/-innen. โ€žGewaltbereite bewarfen unvermittelt Polizeibeamte und deren Fahrzeuge mit Pyrotechnikโ€œ, hieรŸ es am Abend von der Dresdner Polizei.

Der Leiter der Polizeidirektion Dresden, Polizeiprรคsident Jรถrg Kubiessa (56) zu den Ablรคufen: โ€žWir haben bis 15:30 Uhr ganz klar auf Kommunikation gesetzt. Als dann aber mindestens 500 Gewaltbereite unsere Polizeibeamten im GroรŸen Garten unvermittelt und massiv mit Pyrotechnik, Flaschen sowie Steinen angriffen, fand diese Strategie zwangslรคufig ihr Ende. Es ist bedauerlich, dass der sportliche Erfolg der SG Dynamo Dresden von diesen bestรผrzenden Bildern รผberschattet wird.โ€œ

Zuvor waren die Fans bereits in groรŸen Menschenmengen unterwegs gewesen. Hรคufig achteten sie dabei nicht auf Abstรคnde und Masken.

Im spรคteren Verlauf seien neben Pyrotechnik auch Steine und Flaschen geflogen, berichteten Polizei und Journalist/-innen. Die Beamt/-innen reagierten mit Reizgas und Wasserwerfern. AuรŸerdem seien zahlreiche Einsatzfahrzeuge beschรคdigt worden, teilte die Polizei mit. โ€žAn den Fahrzeugen wurden unter anderem die Reifen zerstochen und die Spiegel abgetreten.โ€œFotos, wie hier bei NTV, zeigen zudem am Ort der Auseinandersetzungen herumliegende Baumstรคmme, welche offenbar von der randalierenden Masse genutzt wurden.

โ€žAktuell hat die Polizei 17 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen schweren Landfriedensbruch, Kรถrperverletzung, Sachbeschรคdigung und den VerstoรŸ gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitetโ€œ, so die Dresdner Polizei am heutigen 16. Mai kurz vor 21 Uhr. โ€žIm Zusammenhang mit dem Einsatz sind bislang 30 Personen ins polizeiliche Gewahrsam genommen worden.โ€œ

Neben den Beamt/-innen gerieten auch Journalist/-innen ins Visier rechtsradikaler Dynamo-Fans. Ein journalistischer Twitter-Account berichtete um 15:40 Uhr: โ€žMit Worten wie โ€šJudenpresseโ€˜ werden wir von Hooligans gejagt.โ€œ Spรคter wurden die Betreiber dieses Accounts offenbar gezielt angegriffen.

Ein jugendlicher Journalist wurde so schwer verletzt, dass er notรคrztlich behandelt und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Mittlerweile ist er wohl wieder ansprechbar.

โ€žDie Angriffe auf Journalisten und Einsatzkrรคfte sind ein widerlicher Gewaltexzess, der durch nichts zu rechtfertigen istโ€œ, schrieb der Landtagsabgeordnete Valentin Lippmann (Grรผne) am Abend. ร„hnlich formulierte es Albrecht Pallas, der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Er forderte zudem von Dynamo Dresden โ€žumgehend eine klare Positionierung fรผr das Gemeinwesen und gegen Gewalt der eigenen Fansโ€œ.

Genau damit tat sich der Verein im Laufe des Tages jedoch wie schon bei frรผheren Vorkommnissen schwer. Er wรผnschte allen Verletzten gute Besserung und sprach davon, dass โ€žsehr viel aufzuarbeitenโ€œ sei. Von wem und wie hingegen kein Wort.

Weiter schrieb Dynamo: โ€žEs ist sehr schade, dass dieser Tag so schwer beschรคdigt wurde.โ€œ Dass sich Dynamo mit einer klaren Distanzierung von den Hooligans zunรคchst zurรผckhielt, sorgte in den sozialen Medien teils fรผr scharfe Kritik. Verschiedene Twitteraccounts meldeten bis in den Abend hinein Gefahren fรผr Menschen mit nicht-weiรŸer Hautfarbe im Stadtgebiet Dresden.

Am Mittwoch, 19. Mai 2021, findet das Sachsenpokal-Halbfinal-Spiel zwischen dem 1. FC Lokomotive Leipzig und Dynamo Dresden ebenfalls ohne Zuschauer im Bruno-Plache-Stadion statt. Ein Umstand, der die Ausschreitungen in Dresden nicht verhindern konnte. AnstoรŸ ist 15:30 Uhr.

Hinweis d. Red.: Anfangs stand von einem gewaltsamen Durchbruch zum Beginn der Partie in Dresden zu lesen. Dieser geschah aber 15:30 Uhr, die Partie selbst wurde 14 Uhr angepfiffen.

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Es gibt 3 Kommentare

Warum kann man sich รผber den Aufstieg seiner Mannschaft nicht einfach freuen? Da Dynamo so passiv mit dem seit vielen Jahren bekannten Problem umgeht, sollte man fรผr die Ausschreitungen gleich einen saftigen Punktabzug verhรคngen. Vielleicht merken es die Dummkรถpfe dann endlich, dass sie โ€œihremโ€ Verein gewaltig schaden.

โ€œDie allg. Frustration bahnt sich ihren Wegโ€ฆโ€
So ein Unsinn! Dieses Problem gibt es seit locker 20 Jahren! Fรผr mich also Dynamo-Sympatisant ekelerregend und lรคngst nicht mehr hinnehmbar.

Die allg. Frustration bahnt sich ihren Wegโ€ฆ
Gute Besserung fรผr den Journalisten.
In Dresden gibt es anscheinend nur Hooligans.

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