Im Rahmen eines einjรคhrigen Projektes haben sich 13 engagierte Schรผlerinnen und Schรผler der elften Klasse des Maria-Merian-Gymnasiums Schkeuditz in Kooperation mit dem Erich-Zeigner-Haus e. V. in Leipzig mit dem Leben des โStillen Heldenโ Theodor Kranz auseinandergesetzt. Die intensive Recherche und Projektvorbereitung finden am Montag, 19. April, durch die Einweihung der Gedenktafel fรผr Theodor Kranz und seine Taten im Leipziger Rettungswiderstand einen Abschluss.
Die regelmรครig stattfindenden Projekttreffen, mehrheitlich im digitalen Raum, ermรถglichten den Schรผlerinnen und Schรผlern รผber den Geschichtsunterricht hinaus eine Erweiterung ihres Wissens รผber das NS-Regime, den Holocaust und die verschiedenen Formen des Widerstandes, beschreibt der Erich-Zeigner-Haus e. V. das Projekt. Sie ermittelten selbststรคndig anhand originaler Akten die bemerkenswerten Taten des Theodor Kranz.
Theodor Ernst Alwin Kranz wurde am 20. Februar 1897 als Sohn eines Tischlers in Dingelstedt geboren. Er heiratete im Jahr 1934 die Jรผdin Beate Adler. Fรผr ihn war sie die erste Ehefrau, fรผr Beate wiederum war es bereits die zweite Ehe und sie brachte ihre Tochter Leonie Adler aus erster Ehe mit sich.
In den darauffolgenden neun Jahren war die Familie wachsenden Anfeindungen und Schikanen durch die Umwelt, Vorgesetzte oder Behรถrden ausgesetzt. Am 13. September 1943 wurde Beate Kranz dann auf ein anonymes Anliegen hin als โRassenverfolgteโ von der Gestapo verhaftet, anschlieรend nach Auschwitz deportiert und dort am 3. Januar 1944 ermordet.
Um zu verhindern, dass Leonie Frankenstein, ihrem Ehemann und den zwei Enkelkindern das gleiche Schicksal widerfรคhrt, setzte sich Theodor Kranz รผber drei Jahre mit Erfolg und unter Schwierigkeiten dafรผr ein, die kleine Familie vor den Zugriffen der Gestapo zu bewahren.
Nach Kriegsende floh Kranz 1953 aus Leipzig, zunรคchst nach Berlin und Dortmund, um daraufhin bis an sein Lebensende 1980 in รbach-Palenberg, nahe der niederlรคndischen Grenze, zu leben. Dort widmete er sich verschiedenen Kรผnsten als Autodidakt. Im Jahr 2013 wurde er posthum von der israelischen Gedenkstรคtte Yad Vashem als โGerechter unter den Vรถlkernโ geehrt.
โWir wollen verhindern, dass das Leiden der Menschen und die Selbstlosigkeit und Mut der โStillen Heldenโ in Vergessenheit geratenโ, erklรคren die Schรผlerinnen und Schรผler der Projektgruppe Schkeuditz.
Fรผr den Erich-Zeigner-Haus-Verein, der vordergrรผndig fรผr seine Stolpersteinprojekte im Rahmen der historisch-politischen Bildungsarbeit mit Jugendlichen bekannt ist, sind diese โStillen Heldenโ-Projekte jedes Jahr etwas Besonderes.
โIn dem Haus, in welchem wir als Verein heute unseren Sitz haben, hat Zeigner selbst am Leipziger Rettungswiderstand mitgewirkt und jรผdische Mitbรผrger versteckt. Die Werte der โStillen Heldenโ sind fรผr uns eine Fundierung unserer heutigen Vereinsarbeit beruhend auf Zivilcourage, Weltoffenheit und Toleranzโ, erklรคrt Henry Lewkowitz, geschรคftsfรผhrender 2. Vorstandsvorsitzender des Vereins.
Die Anbringung und Einweihung der Gedenktafel findet am Montag, 19. April, um 16 Uhr an der Zschocherschen Straรe 86 in Leipzig statt. Die Veranstaltung wird im kleinen Rahmen, entsprechend der aktuellen Auflagen zum Infektionsschutz und begleitet durch ein eigenes Hygienekonzept stattfinden. Gefรถrdert wurde das Projekt vom Landesprogramm โWeltoffenes Sachsen fรผr Demokratie und Toleranzโ durch den Freistaat Sachsen.
In der Zschocherschen Straรe war Theodor Kranz zum Kriegsende an der Wohnadresse seiner Mutter gemeldet. Es ist freilich auch die einzige Mรถglichkeit, eine Gedenktafel anzubringen, da das Haus an der Ecke zur Limburger Straรe noch steht. Denn seine Wohnung in der Dresdner Straรe 14, die er gemeinsam mit seiner Frau bewohnte, wurde Anfang Dezember 1943 bei der Bombardierung Leipzigs zerstรถrt. Bis heute befindet sich an dieser Stelle eine Baulรผcke, teilt uns der Erich-Zeigner-Verein mit. Das Adressbuch weist seinen Beruf als Montagearbeiter aus.
Fรผr die Finanzierung der siebten Gedenktafel in Leipzig zur Ehrung eines โStillen Heldenโ benรถtigen die Schรผlerinnen und Schรผler sowie der Erich-Zeigner-Haus-Verein noch Spenden, da sich die Sammlung von Spendengeldern gerade in diesen Zeiten besonders schwierig gestaltet.
Wer das Projekt unterstรผtzen mรถchte, kann eine beliebige Summe auf folgendes Konto รผberweisen:
Empfรคnger: Erich-Zeigner-Haus e. V.
IBAN: DE 94 860 555 92 11 002 798 96
Verwendungszweck: Gedenktafel Kranz
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