Unter dem Motto „Stoppt den Krieg in Südkurdistan! Verteidigen wir gemeinsam die Frauenrevolution!“ versammelten sich am Donnerstag ab 16 Uhr rund 50 Personen auf dem Willy-Brandt-Platz. Anlass für die kurzfristig organisierte Kundgebung waren Luftangriffe der türkischen Streitkräfte in Südkurdistan. Die Initiatoren hatten zur Solidarität mit der kurdisch-autonomen Region Rojava aufgerufen, deren Versorgung durch die Militärschläge bedroht ist.
Die kurdische Region Gare gehört politisch zur Autonomieregion Kurdistan-Irak. Nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums waren am Mittwoch um drei Uhr nachts hunderte Luftlandesoldaten in dem bergigen Gebiet abgesetzt worden. Dies wurde durch Volksverteidigungskräfte (HPG) der kurdischen Arbeiterpartei PKK bestätigt. Beide Seiten berichteten von heftigen Gefechten.
Ziel der Operation ist die Kappung kurdischer Versorgungswege in die Türkei. Die ethnische Minderheit wird seitens der Türkei seit Jahrzehnten aktiv bekämpft. Die sozialistisch ausgerichtete PKK ist auch innerhalb der Europäischen Union als terroristische Vereinigung eingestuft.
Dementsprechend riefen die Initiatoren nicht direkt zur Solidarität mit den kurdischen Guerilla-Kämpfern auf. Stattdessen verwiesen sie auf die Bedeutung der Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien, auch bekannt als Rojava, ein de facto autonomes Gebiet in Syrien.
Die Verwaltung orientiert sich dabei an dem Konzept eines demokratischen selbstverwalteten Konföderalismus, basierend auf Arbeiten des inhaftierten PKK-Anführers Abdullah Öcalan.
„Die demokratische Förderation Rojava ist ein wichtiges Vorbild basisdemokratischer, ökologischer und feministischer Gesellschaft und als solche seit jeher eine Bedrohung für Diktatoren wie Erdogan. Dessen Überfall steht in einer langen Reihe von Aggressionen, von der Unterstützung des sog. IS und ähnlicher Milizen bis hin zu eigenen militärischen Angriffen. All das geschieht mit der Billigung des deutschen Staates, der das Regime mit Waffenlieferungen und diplomatischer Rückendeckung unterstützt.“, so eine Wortmeldung der Veranstalter.
Impressionen und Redebeiträge vom 11. Februar 2021
Video: Martin Schöler/LZ
Die Redner gingen den türkischen Staat scharf an. „Der kolonialfaschistische türkische Staat greift die Errungenschaften des kurdischen Volkes im Freiheitskampf überall an“, beklagte ein Aktivist.
„Mit Angriffen und Besatzungen versucht er zu verhindern, dass neue Machtphalanxen im Mittleren Osten entstehen, an denen die Kurdinnen und Kurden auf freie und demokratische Weise beteiligt sind. So soll der kurdische Völkermord abgeschlossen werden.“
Eine Rednerin der Migrantifa Leipzig sprach von einer Invasion, einem Vernichtungsangriff des Erdogan-Regimes. „Der Angriff verfolgt das Ziel einer vollständigen Besatzung.“ Die Teilnehmer skandierten gemeinsam Parolen wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Hoch die internationale Solidarität“.
Zum Abschluss tanzten einige Demonstrierende zu den Klängen kurdischer Musik.
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