Ressourcen zu schonen, ist der zentrale Aspekt von Nachhaltigkeit. Anlässlich des World Secondhand Day am 25. August hat die Leipziger Ortsgruppe des BUND einen Markt „Aus zweiter Hand“ auf dem Augustusplatz veranstaltet. Denn aktuell schmeißen wir Deutschen die Hälfte unserer Lebensmittel weg, ebenso knapp fünf Kilogramm Kleidung pro Jahr.
Wir wollen acht Leipziger Initiativen kurz vorstellen, mit ihrem gemeinsamen Anliegen, Abfall zu reduzieren, wieder zu verwenden oder zu recyceln – reduce, reuse, recycle.
Verschenkemarkt der Stadtreinigung
Seit dem ersten Tauschregal anlässlich der Europäischen Woche der Abfallvermeidung 2016 ist das Tauschen und Verschenken ein positives Thema bei der Stadtreinigung Leipzig. Denn die privaten Verschenke-Kisten in Hauseingängen sind offiziell verboten, weiß Pressesprecherin Susanne Zohl. Zusammen mit dem Umweltinformationszentrum und dessen Förderverein wurde das Tauschregal eine feste Institution, die seit 2018 im Technischen Rathaus zu Hause ist. Getauscht wird täglich und alles außer Elektrogeräte und Alttextilien.
„Das Angebot wird sehr gut angenommen“, so Zohl. Und es ist zu hoffen, dass es sich noch mehr etabliert, „denn wir sehen ja in den Wertstoffhöfen, was alles weggeschmissen wird.“ In diesem Jahr kamen weitere Angebote hinzu: das Tauschregal im Infoladen der Stadtreinigung in der Hainstraße 17a. Und außerdem der Online-Verschenkemarkt, der wie ein Kleinanzeigen-Portal für gut erhaltene Möbel sowie funktionstüchtige Elektrogeräte funktioniert: www.stadtreinigung-leipzig.de/verschenkemarkt.
Food-Sharing
Eine andere Online-Plattform, die Lebensmittel vor der Mülltonne retten will, gibt es seit gut fünf Jahren in Leipzig: www.foodsharing.de. Es bestehen momentan Kooperationen mit kleineren Lebensmittelgeschäften, größeren Kaufhallen und auch dem Bioladen alnatura. Deren Motive reichen vom Vermeiden von Lebensmittelverschwendung bis zum Reduzieren der eigenen Müllgebühren.
Der größte Aufwand ist natürlich das regelmäßige Abholen der Nahrungsmittel. Wer das Angebot nutzen möchte, muss sich lediglich auf der Online-Plattform anmelden
KunZstoffe
Diese Ideenwerkstatt mit ihrem Materiallager in der Merseburger Straße 7 ist seit langem eine feste Institution in Sachen Abfallvermeidung. In Workshops und offenen Werkstätten geht es um das Selbermachen von Ringbüchern, Wachstüchern, Reinigungsmittel und Ähnlichem. Und die Materialsammlung ist Basis für das Upcycling – wobei scheinbar nutzlose Abfallprodukte stofflich aufgewertet werden.
dezentrale e. V. mit dem Hackspace Leipzig
2017 hat sich dieser Verein in der Dreilindenstraße 19 niedergelassen, veranstaltet Techniksprechstunden, Bitcoin-Themenabende oder auch den Chaostreff.
Und im Mai dieses Jahres entstand das Projekt „Hardware for Future“. Zusammen mit dem städtischen Referat Digitale Stadt wird gebrauchte Rechentechnik – Laptops, PCs, Tablets, Drucker – aufbereitet und an bedürftige Leipziger Familien ausgegeben. Bisher haben 150 gespendete Geräte einen neuen Besitzer gefunden. Voraussetzung sind ein Sozialhilfebescheid oder Leipzig-Pass. Zu finden ist das Projekt unter www.hardwareforfuture.de
Café Kaputt
„Recht auf Reparatur“ steht als Forderung auf einem kleinen Plakat am Stand vom Café kaputt. „Reparieren statt wegwerfen“ ist das Motto in der Merseburger Straße 102. Im Sommer hat das Café seinen 6. Geburtstag gefeiert. „Wir führen akribisch Buch und haben eine Reparaturerfolgsquote von 70 Prozent“, berichtet Hannes. Am kuriosesten waren seines Wissens eine defekte Obstdörrmaschine mit Heizspirale und Fön sowie ein Vaporisiergerät für medizinischen Hanf.
„Aber im Prinzip reparieren wir alles außer Fahrräder.“ Die Hilfe zur Selbsthilfe auf Spendenbasis ist in die Bereiche Technik, Heimwerken und Textil eingeteilt. Ehrenamtliche Profis leiten an und geben Hilfestellung. www.reparieren-in-leipzig.de
BUND Leipzig
Wie hat der World Secondhand Day eigentlich nach Leipzig gefunden? „Im amerikanischen Original ist es mehr ein World Secondhand Wardrobe Day – also für Textilien“, berichtet Kristin. Die Bundesfreiwillige beim BUND Leipzig verweist auf die Unmengen von viel zu billig produzierten Kleidungsmassen. Aber weil Secondhand mehr als nur Kleidung ist, soll der 25. August in Leipzig fest verankert werden. Der Markt „Aus zweiter Hand“ ist 2020 angesichts von Corona und dem geringen zeitlichen Vorlauf ein guter Anfang.
Der BUND in Leipzig hat einen speziellen Arbeitskreis Ressourcen und Recycling. Das nächste konkrete Ziel sei eine digitale Karte, die die Möglichkeiten und Angebote in Leipzig bündelt: Secondhand, Recycling, Leihen, Tauschen, Kleiderkammern, Bibliotheken, Reparaturen, Umsonstläden, Verschenken
www.bund-leipzig.de/themen-und-projekte/ressourcen-und-recycling/
depot
Dies ist ein interessantes Projekt der Stiftung Ecken wecken, ebenfalls aus dem Westen der Stadt. Vor gut zwei Jahren gestartet, ist es bereits nach Halle expandiert und wird sich demnächst nach Weißwasser, Ulm sowie den Erzgebirgskreis ausdehnen.
„Leihen statt Kaufen“ heißt das Motto. In Leipzig gibt es auf der Online-Plattform etwa 250 Angebote – in der Regel kostenlos – Sportgeräte, Bierzeltgarnituren, Musiktechnik, Werkzeuge, Geräte, Transportmittel, Veranstaltungsräume. https://leipzig.depot.social
Verschenkekiste
„Wir sind eine Interessengemeinschaft auf der Suche nach Räumlichkeiten und dabei, einen gemeinnützigen Verein zu gründen“, berichtet Anett Egert. Das Ziel ist ein Verschenkeladen im Leipziger Osten, der eine Alternative zu den vielen Verschenkekisten sein soll, damit deren Inhalt nicht mehr der Witterung ausgesetzt ist. Das Quartiersmanagement Leipziger Osten unterstützt dabei bei Fragen u. a. zur Raumsuche und zu Finanzierungsmöglichkeiten.
Außerdem verweist ihre Mitstreiterin Julia Löser darauf, dass etwa die bekannte Lene-Tauschbox bereits von Vandalismus betroffen war, von der Stadt geräumt wurde und sich dennoch als Ort etabliert hat, der zeigt, wie groß das Bedürfnis ist, Sachen mit Geschichte zu bringen und abzuholen.
Der Verein will sich über Fördermitgliedschaften und Spenden finanzieren. www.verschenkekiste.de
Das neu gegründete Leipziger Bündnis für Abfallvermeidung hinterfragt Gewohntes
Das neu gegründete Leipziger Bündnis für Abfallvermeidung hinterfragt Gewohntes
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