Anders als in der Vorwoche, als sich binnen eines Tages die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Sachsen teilweise um 18 Prozent erhöhte, liegt der Anstieg in dieser Woche seit Tagen bei unter zehn Prozent. Es gibt aber dramatische Situationen – beispielsweise in einem Altenpflegeheim im Erzgebirge, in dem 77 Personen infiziert sind. Die L-IZ fasst zusammen, was am Freitag, den 3. April 2020, in Leipzig und Sachsen wichtig war.
Die aktuellen Zahlen der Infektionsfälle in Sachsen kann man auf verschiedene Weise interpretieren. So berichtet beispielsweise die LVZ heute von einem „rasanten Anstieg“ und dem „bislang höchsten Zuwachs im Freistaat seit Beginn der Pandemie“. Tatsächlich gibt es heute (2.646 Fälle) 235 Infektionsfälle mehr als gestern (2.411). Das ist ein Rekordanstieg. Aber.
Einen ähnlich hohen Zuwachs gab es Mitte der vergangenen Woche schon einmal: von 1.275 auf 1.505 Fälle – also ein Plus von 230. Wenn man die Zahlen allein auf diese Weise betrachtet, gibt es also keine Situation, die neu und besonders beunruhigend wäre. Hinzu kommt, dass es längst fundamentale Kritik an der Datengrundlage selbst gibt, die zu den täglichen Verkündungen führt. Auch die Forschung sammelt ständig neue Erkenntnisse. So auch Professor Hendrik Streeck (Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn) im Infektionshotspot Heinsberg (bei Lanz, Youtube-Ausschnitt).
Interessanter und aussagekräftiger ist somit eher der prozentuale Anstieg. Der ist heute mit 9,7 Prozent höher als in den Tagen zuvor, als es jeweils zwischen sieben und acht Prozent waren. Aber er liegt eben auch weiterhin deutlich unter dem, was die Taschenrechner in der vergangenen Woche anzeigten. Da waren es häufig noch Zuwächse von 13 bis 18 Prozent pro Tag. Der Trend ist also weiter eher positiv, weil negativer.
77 Infizierte in einem Altenpflegeheim
Zudem könnte der relativ starke Anstieg von gestern zu heute auch mit der dramatischen Situation in einem Altenpflegeheim in Zwönitz im Erzgebirge zusammenhängen. Hier ist ein sogenannter Indektionsausbruch zu verzeichnen, also ein Hotspot in klar begrenztem Umfeld. Das dortige Landratsamt teilte am Donnerstagabend mit, dass dort 48 Bewohner/-innen und 29 Mitarbeiter/-innen infiziert sind – also insgesamt 77 Personen.
Die „Freie Presse“ berichtet, dass gesunde und erkrankte Bewohner/-innen räumlich voneinander getrennt wurden. Zudem blieben infizierte Pfleger/-innen, die keine Symptome zeigen, im Dienst. Sie dürfen beziehungsweise sollen sich weiterhin um ebenfalls infizierte Bewohner/-innen kümmern.
Bereits gestern hatten wir im Tagesrückblick über die besonderen Herausforderungen für Senioren, Obdachlose und Geflüchtete geschrieben. Die Gründe für die Gefährdungen eben dieser Gruppen sind zwar verschieden, doch bei mindestens zweien spielen große, zusammenhängende Wohn- und Lebenseinheiten in „Massenunterkünften“ eine Rolle. Bei der letztgenannten Gruppe gibt es heute ebenfalls Neuigkeiten.
Neue Asylunterkunft in Leipzig
Wie die Landesdirektion Sachsen mitteilt, soll ab Montag für zunächst drei Monate eine Aufnahmeeinrichtung in Mockau in Betrieb gehen. In Sachsen neu aufgenommene Geflüchtete sollen zunächst bis zu drei Wochen dort untergebracht und anschließend im Freistaat verteilt werden.
In der Einrichtung in der Max-Liebermann-Straße hatte es vor zwei Wochen zwei Coronafälle gegeben, weshalb dort ein Aufnahmestopp verhängt wurde. Weitere Fällen in Sachsen wurden bislang nicht bekannt. „Das ist der Einsatzbereitschaft der Beschäftigten in den Aufnahmeeinrichtungen, aber auch der Kooperationsbereitschaft der Bewohner zu verdanken“, so die Einschätzung der Landesdirektion.
Sachsen plant Neuverschuldung
Eine Nachricht, die Folgen für die kommenden Jahre haben wird, kam heute aus dem sächsischen Finanzministerium. Dieses möchte bis Ende 2022 bis zu sechs Milliarden Euro an Neuschulden aufnehmen, um die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronakrise zu finanzieren. Der Landtag müsste dafür mit einer Zweidrittelmehrheit eine außergewöhnliche Notsituation feststellen.
Weil CDU, Grüne und SPD über diese Zweidrittelmehrheit nicht verfügen, kommt nun die Linkspartei ins Spiel. Diese signalisierte zwar bereits Zustimmung, fordert allerdings, sich für die Tilgung der Kredite mehr Zeit zu nehmen als bislang geplant. Anderenfalls würde es wohl eine „Kürzungsorgie“ in den kommenden Jahren geben, so die Befürchtung der Linken. Mehr zu dem Thema haben wir hier aufgeschrieben.
Was heute außerdem wichtig war: Die Polizei informierte am Morgen über eine versuchte Tötung am Donnerstagabend. In Sellerhausen-Stünz seien zwei Personen durch einen Stich und einen Schuss schwer verletzt worden. Die Polizei hat einen Tatverdächtigen bereits festgenommen; nach anderen sucht sie noch. Die Hintergründe der Tat seien unklar.
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