Grundgütiger, jetzt werden sogar die Kiffer zu Bio-Aposteln! Seitdem in Teilen der USA Marihuana legalisiert ist, explodiert der Markt wie eine von psychoaktiven Substanzen überflutete Synapse, und die Verkaufszahlen gehen durch die (Schädel-)Decke. Damit das auch so bleibt, versuchen die Hersteller die Kunden mit allen Mitteln für sich zu gewinnen. Der neueste Schrei: Bio-Marihuana!
Und das macht auch Sinn, denn was könnte besser zu grünen Scheinen passen als echt grünes Kraut?! Sogar das nicht gerade als Kifferhöhle bekannte US-Landwirtschaftsministerium macht mit und stellt fast eine Million Dollar für Forschungen zum Bio-Anbau von Hanf bereit. Und die Unis sind sowieso dabei. Nicht nur, weil sich die Studenten das Zeug tonnenweise reinpfeifen („Das Studium ist echt shit, Mann!“), sondern weil die gesamte Hanf-Branche exzellente Jobchancen bietet – zumindest wenn man es zwischendurch von der Bong zum Bewerbungsgespräch schafft. Kein Wunder, dass es in den USA bereits komplette Studiengänge gibt, die sich mehrere Semester mit nichts anderem als Grasanbau beschäftigen. („Hey Mutti, das ,Ma‘ in meinem Abschlusszeugnis steht für Marihuana!“)
Wem dagegen ein komplettes Schmauch-Studium zu viel ist, der besucht an den Unis einfach einen der zahlreichen Kurse zum Thema: von Bio und Chemie des Hanfs über Anbau und Pflege bis hin zu Produktion und Vertrieb ist alles dabei. Sogar die altehrwürdige Harvard Business School hat schon einen Kurs angeboten, wobei sich die schnöseligen Studenten dort nicht mit dem preisgünstigen Pot für den Pöbel, sondern mit Dübelbau für Dandys beschäftigt haben, schließlich ging es ihnen darum, eine „High-End Lifestyle Marke“ zu kreieren.
Mehr auf Masse setzt dagegen die Uni in Connecticut. Ihr Kurs zum Thema „Horticulture of Cannabis: From Seed to Harvest“ brachte allerdings den 400-Mann-Hörsaal zum Platzen, weshalb sich die Uni gezwungen sah, die Vorlesung online zu stellen. Die naseweisen Studenten saugen die Informationen jedenfalls in vollen Zügen auf. Aber das ist auch dringend nötig, denn die jahrzehntelange Verbotspolitik hat das Wissen zum Thema Hanf nicht gerade vermehrt, und besonders über den Bio-Anbau sind nur wenig gesicherte Erkenntnisse vorhanden.
Aber genau die werden gebraucht, denn Pestizide dürfen die Hanf-Hortikulturisten nicht einsetzen, auch wenn ihre Lobbyorganisation, der National Industrial Hemp Council, beim Umweltministerium einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Aber so wie es momentan aussieht, wollen die Leute gar keine Pestizid-Pöttchen paffen, sondern lieber alles in grün haben, um zumindest in dem noch nicht vernebelten Teil ihres Kopfes die weiße Weste zu wahren. Kein Wunder, dass es bereits 356 Bio-Hanf-Produzenten in den USA gibt. Und täglich werden es mehr, denn das Bio-Siegel verspricht Marktvorteile und erlaubt höhere Preise, ohne dabei den THC-Gehalt steigern zu müssen.
Die Amerikaner sind allerdings nicht die ersten, die Hanfanbau und Umweltschutz miteinander verbinden. Die Russen waren ihnen in diesem Fall mal wieder voraus. Die haben nämlich 1998 damit begonnen, rund um Tschernobyl großflächig Hanf anzubauen, weil die Pflanze dem Boden Giftstoffe entzieht. Nur rauchen würde ich das Zeug nicht.
Auszüge aus dem Tagebuch eines Hilflosen.
Direkt zu Tagebuch eines Hilflosen.
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