LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 74, seit 20. Dezember im HandelTräume sind ja manchmal ganz schön verrückt. Weil das Gehirn im Schlaf Erlebtes verarbeitet und so kombiniert, wie es ihm in den Kram passt. Letztens träumte ich doch, ich wäre der kessen Ramona begegnet. Kennt die noch jemand? „Pätzold dreimal bläken!“ Diese Einspieler bei MDR Kultur, sagen wir jeden zweiten Sonnabend, früh um neun? Traumhaft!
Oder dieser hier: Es gibt auch in zehn Jahren die Speisekammer in der Holbeinstraße noch, weil es hier einfach Spaß macht einzukaufen, am Wochenende, abends und auch am Tag. Die Schließung der Spätis zu Zeiten, zu denen man sie besonders braucht – ein Albtraum, den ich nicht träumen will. Denn es verschwänden nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch Orte der Kommunikation. Und die ist so wichtig im Viertel.
Überhaupt: Kommunikation. Ich träume davon, dass es uns gelingt, Zugereiste noch besser zu integrieren. Aber es geht nicht nur um die, die dazugekommen sind in den letzten Jahren und noch dazukommen werden, sondern es geht mir auch darum, das Auseinanderdriften der Leipziger, das viel mit dem Geldbeutel zu tun hat, zu stoppen. Wir müssen uns in unserer Stadt wieder besser kennenlernen.
Ich träume davon, dass es wieder mehr Gespräche auf dem Treppenabsatz gibt, dass wir uns wieder mehr trauen. Bei Nachbarn Mehl und Eier oder das, was wir sonst noch vergessen haben, zu borgen. Borgen bringt nämlich keine Sorgen, sondern es bringt die Menschen einander näher. Dem steht ein Streben nach Perfektionismus entgegen, der in meinen Augen manchmal an Wahnsinn grenzt. Ein Hoch also auf die Vergesslichkeit. Denn alles können wir auch im Späti nicht kaufen.
Ich wünsche mir, dass junge Leipziger sehr gut betreut werden und maximale Förderung erfahren, durch ihre Eltern, Erzieher, Lehrer, kurz, durch eine Erwachsenenwelt, die sie mit Liebe und Kompetenz umgibt. Sie sollen, wenn sie es wünschen, lange gemeinsam lernen, denn das hilft Freundschaften aufzubauen und ermöglicht, Achtung vor der Leistung des anderen zu erlernen – auch, wenn der eine ein Chemietalent ist und später wahrscheinlich studieren wird, der andere klempnert dann eben.
Ich hoffe, dass der Auwald mit seinen Bäumen, seinem Bärlauch und seinen Tieren erhalten bleibt, dass unsere Seenlandschaft behutsam ausgebaut wird.
Die Abholzung großer gesunder Bäume erschließt sich mir nicht, die Zeichen an den Bäumen auch nicht. Was sollen die Zahlen? Ich wünsche mir hier mehr Bürgernähe und Erklärung. Denn Frust ist der Weltoffenheit und Toleranz, derer wir uns rühmen, nicht förderlich. Ich träume also davon, dass Leipzig einerseits noch weltoffener wird, andererseits aber darauf achtet, dass wir uns im Wachstum unserer Stadt nicht aus den Augen verlieren.
Und ich träume davon, dass die Kleinmesse wieder ein Ort des Spaßes für alle wird. Karussellfahren fördert das Denken in alle Richtungen. Bei allen!
Die neue Leipziger Zeitung ist da: Wenn Leipziger/-innen träumen
Die neue Leipziger Zeitung ist da: Wenn Leipziger/-innen träumen
Was braucht der Leipziger Auenwald jetzt wirklich?
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