Vom 25. bis 29. November ruft Students For Future Leipzig zum Bestreiken des Hochschulbetriebs auf. Unter dem Titel „Public Climate School“ sollen 150 Veranstaltungen nicht nur über die Klimakrise informieren, sondern auch Lösungsstrategien entwickeln. Für den 29. November ist die nächste Großdemonstration der Klimabewegungen geplant.

Nach ihrer Gründung im April startet die Leipziger Ortsgruppe von Students For Future kommende Woche ihre erste öffentliche Veranstaltungsreihe: Vom 25. bis zum 29. November ruft Students For Future zu einer Klimastreikwoche auf. Unter dem Titel „Public Climate School“ soll der reguläre Hochschulbetrieb lahmgelegt werden. Stattdessen finden unter anderem Vorträge, Workshops und Filmvorführungen zu klimapolitischen und sozialen Fragen statt.

In etwa 50 deutschen Städten haben Studierende zum Streik aufgerufen. „Die vom Klimakabinett beschlossenen Maßnahmen sind trotz der monatelangen Klimaproteste ein Armutszeugnis“, heißt es auf der Website von Students For Future zum Anlass der „Public Climate School“. Das Mitte November vom Bundestag verabschiedete Klimapaket stieß auf harte Kritik von Seiten der Grünen, der Linken und vieler Wissenschaftler und Klimaaktivisten.

Veranstaltungsorte sind Universität und HTWK

In Leipzig sind knapp 150 Veranstaltungen angekündigt. Der Großteil findet an der Universität Leipzig statt, aber auch an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) soll informiert, diskutiert und mobilisiert werden.

„Bisher gab es an den Unis wenig klimabezogene Action, das wollen wir ändern“, sagt Lisa Kuner von Students For Future Leipzig. „Die Hochschulen sind der nächste Baustein im Kampf gegen die Klimakrise.“ In Vorbereitung auf die „Public Climate School“ haben die Studierenden großflächig Dozenten angefragt mit der Bitte, ihre Veranstaltungen in der letzten Novemberwoche ausfallen zu lassen oder für die Klimastreikwoche zu öffnen.

Zusätzlich wurden zahlreiche Räume für eigens für die „Public Climate School“ ins Leben gerufene Veranstaltungen gebucht. Laut Kuner zeigte sich die Universitätsleitung sehr kooperativ. Genaue Zahlen, wie viele Veranstaltungen gestrichen oder geöffnet wurden, kann sie aber nicht nennen.

Start am 25. November

Zum Auftakt am Montag ruft die Hochschulgruppe erneut zu einer Studentischen Vollversammlung auf: um 15 Uhr im Audimax der Universität. Bereits im Mai hatte Students For Future etwa 1.300 Studierende im größten Hörsaal der Universität versammelt; es war die erste Studentische Vollversammlung an der Universität Leipzig seit sieben Jahren.

An der HTWK startet der Klimastreik am Montag 11 Uhr vor und im Lipsiusbau. Laut Maren Beier*, Mitglied des HTWK-Ablegers von Students For Future, wird es unter anderem warme Getränke und ein „Klimawohnzimmer“ zum Austausch geben. Rektor Mark Mietzner habe sein Kommen angekündigt.

Obwohl die Klimastreikwoche von Studierenden an Hochschulen organisiert wird, betont Lisa Kuner, dass die Veranstaltungen „offen für alle“ und „nicht-akademisch“ sind. Die gesamte Stadtgesellschaft solle sich an der „Public Climate School“ beteiligen.

Um die Aktionswoche auch außerhalb universitärer Kreise bekannt zu machen, haben die Studierenden laut eigener Aussage einen Trailer in den städtischen Kinos laufen lassen und Flyer beispielsweise in Bibliotheken verteilt. Der Besuch aller Veranstaltungen ist kostenfrei und ohne Anmeldung möglich

Klimatram, Harald Lesch und Ökofeminismus

An der Universität rechnet Martin Quaas, Professor für Biodiversitätsökonomik, am Montag die von CO2-Emissionen verursachten wirtschaftlichen Mehrkosten vor. Zeitgleich nutzt Juraprofessor Diethelm Klesczewski seine Montagsvorlesung, um über „Klimagerechtigkeit und Rechtsphiliosophie“ zu sprechen. Am Montagabend erklärt die Studentin Malu Tello in Hörsaal 6, warum Frauen stärker von der Klimakrise betroffen sind und wie geschlechtergerechte Klimapolitik funktioniert.

Am Dienstag erläutern zwei Mitglieder von Extinction Rebellion Leipzig, welche Klimakatastrophen uns laut wissenschaftlichen Erkenntnissen bevorstehen und was dagegen getan werden kann. Am Abend diskutieren Vertreter der Gewerkschaft Verdi die Wichtigkeit des ÖPNV für die Klimarettung und die Situation der Bus- und Bahnfahrer hierzulande.

Am Mittwoch fährt eine von den Leipziger Verkehrsbetrieben bereitgestellte „Tram for Future“ sternförmig durch die Stadt und nimmt Interessierte kostenlos mit. An Bord soll es laut Kuner „kulturellen Input“ geben; unter anderem spielt die Leipziger Band 2ersitz. In Hörsaal 4 der Universität diskutieren unter anderem Stadtrat Michael Neuhaus und der Landtagsabgeordneter Marco Böhme (beide Linke) über Strategien und Ziele der Klimabewegung.

Studierende mehrerer Hochschulen rufen zur Klimastreikwoche auf. Foto: Students For Future
Studierende mehrerer Hochschulen rufen zur Klimastreikwoche auf. Foto: Students For Future

Unter dem Titel „Zero Waste“ gibt Veronika Drefke am Donnerstagmorgen Einblicke hinter die Kulissen ihres Unverpacktladens „Locker & Lose“. Zeitgleich öffnet Anglistikprofessor Wolfgang Funk seine Vorlesung, um über „Ecofeminism“ zu referieren. 19 Uhr wird ein Vortrag des Physikers Harald Lesch live in alle am Klimastreik beteiligten Hochschulen übertragen: Im Audimax können die Leipziger seiner „Einführung in die Klimakrise“ lauschen.

Am Freitag rufen Students For Future gemeinsam mit Fridays For Future dann unter dem Motto „#NeustartKlima“ zum weltweit stattfindenden Klimastreik auch in Leipzig auf. 15 Uhr startet die Demonstration am Simson-Platz. Studierende der HTWK starten bereits 13 Uhr eine Zubringerdemo vorm Lipsiusbau.

Information und Motivation

Der Titel „Public Climate School” klingt nach still sitzen und zuhören, doch einige Formate legen ihren Fokus aufs Mitmachen und Selbst-Aktiv-Werden. „Empowerment ist uns total wichtig“, sagt Lisa Kuner von Students For Future.

So erklären am Dienstag Mitglieder des Leipziger Vereins Foodsharing, wie Lebensmittel gerettet werden können. Ein Improtheater-Workshop am Donnerstag vermittelt, wie man bei Klimadiskussionen überzeugend argumentiert und selbstbewusst auftritt. Ebenfalls Donnerstag geben Vertreter des Bündnisses „Ende Gelände“ eine Einführung in Zivilen Ungehorsam.

„Auch auf anderen Ebenen wollen wir Menschen empowern“, ergänzt Kuner und bezieht sich dabei auf die weitgehend homogene Zusammensetzung von Students For Future. „Wir sind uns bewusst, dass der Großteil bei uns weiß und deutsch ist.“ So wurden gezielt BIPOC-Referenten eingeladen, also nicht-weiße Menschen.

*Name geändert

Fridays For Future Sachsen schreibt einen Offenen Brief an die zukünftige Landesregierung: Was ihr vorhabt, ist zu wenig!

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