Ein offenbar antisemitischer und rassistischer Mann hat am Mittwoch in Halle zwei Menschen erschossen. Hรคtten die Sicherheitsmaรnahmen einer Synagoge versagt, wรคren es wohl viele mehr gewesen. In Leipzig wollen zwei Organisationen heute, am 10. Oktober, der Opfer gedenken. Im Internet sind unterdessen ein Video des Anschlags und ein angebliches โManifestโ des Tรคters aufgetaucht.
Die โKritischen Einfรผhrungswochenโ (KEW) an der Universitรคt Leipzig und die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Leipzig rufen fรผr den heutigen Donnerstag, den 10. Oktober, zu Solidaritรคtsbekundungen fรผr die Opfer des rechtsradikalen Anschlags in Halle auf.
Um 13:30 Uhr wollen sich die Studierenden auf dem Innenhof der Hochschule versammeln, um eine Schweigeminute abzuhalten. Gleichzeitig โ ab 13 Uhr in Hรถrsaal 19 โ findet unter dem Titel โDie verschwiegenen Totenโ eine schon lรคnger geplante KEW-Veranstaltung zu den Todesopfern rechter Gewalt in Leipzig statt.
Die Gedenkversammlung der DIG soll um 17 Uhr auf dem Richard-Wagner-Platz starten. In einem Facebook-Aufruf heiรt es: โDer Angriff auf die Jรผdische Gemeinde in Halle ist ein Angriff auf jedes jรผdische Leben. Er fand am Yom Kippur, dem hรถchsten jรผdischen Feiertag, statt. Nur die Sicherheitsmaรnahmen des Gebetshauses haben verhindert, dass es zu weiteren Morden in der Synagoge gekommen ist.โ
Zwei Tote in Halle
Ein offenbar 27-jรคhriger Mann aus Sachsen-Anhalt hatte gestern Mittag zwei Menschen in Halle erschossen. Zunรคchst wollte er in eine Synagoge eindringen, was ihm jedoch nicht gelang. Darin befanden sich zu diesem Zeitpunkt etwa 75 Personen. Anschlieรend erschoss er vor der Synagoge eine junge Frau und etwas spรคter in einem nahe gelegenen Imbiss einen Mann. Die Polizei konnte den mutmaรlichen Tรคter kurze Zeit spรคter festnehmen.
Der Tรคter war schwer bewaffnet und hatte an seinem Helm eine Kamera befestigt. Die Videoaufnahmen tauchten im Internet auf, wurden aber von vielen Plattformen wieder gelรถscht. Darin ist zu hรถren, wie sich der Mann antisemitisch, rassistisch und antifeministisch รคuรert. Zudem leugnete er den Holocaust.
Umgang mit dem Tรคter
Mittlerweile ist auch ein โManifestโ im Internet aufgetaucht. Dieses soll vom Tรคter stammen und ist nach Einschรคtzung mehrere Expert/-innen wohl authentisch. Eine Bestรคtigung dafรผr gibt es allerdings noch nicht. Auch der Christchurch-Attentรคter hatte ein โManifestโ verfasst und seinen Anschlag auf zwei Moscheen mit 51 Toten gefilmt.
In vielen Medien gab es nach dem Anschlag in Neuseeland Diskussionen darรผber, ob und wie ausfรผhrlich รผber den Namen des Tรคters sowie sein Video und sein โManifestโ berichtet werden sollte. Eine ausfรผhrliche Berichterstattung, die dem Tรคter mehr Bekanntheit verschafft, kรถnnte Nachahmer ermutigen, so die Befรผrchtungen.
Bereits am Mittwochabend hatte es mehrere Trauerveranstaltungen in Deutschland gegeben. In Halle beteiligten sich mehrere hundert Menschen an einem stillen Gedenken. Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte eine Gedenkveranstaltung vor einer Synagoge in Berlin.
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