Erneut haben am heutigen 6. August Klimaaktivisten für mehrere Stunden einen Kohlebagger im Tagebau Vereinigtes Schleenhain südlich von Leipzig besetzt. Bereits im Februar gab es dort Besetzungen. Die Aktivisten forderten einen sofortigen Kohleausstieg und den Erhalt des von Umsiedlung bedrohten Dorfes Pödelwitz. Dort findet in diesen Tagen ein Klimacamp mit mehreren hundert Teilnehmenden statt. Für Samstag, den 10. August, ist zudem eine Tanzdemonstration zum Kraftwerk Lippendorf geplant.
Klimaaktivisten haben am Dienstag, den 6. August, einen Kohlebagger im Tagebau Vereinigtes Schleenhain im Süden von Leipzig besetzt. Nach Angaben der Polizei begann die Aktion kurz vor 6 Uhr. Zehn Personen beteiligten sich daran.
Nach dreimaliger Aufforderung, den Bagger zu verlassen, hätten die Beamten gegen 10:30 Uhr mit der Räumung begonnen. „Zwei Personen verließen freiwillig den Bagger“, hieß es seitens der Polizei. „Die anderen wurden heruntergetragen oder durch Einsatzkräfte des SEK/Höhenrettung nach unten abgeseilt.“ Einige Aktivisten hätten dabei „passiven Widerstand“ geleistet.
Zehn Personen in Gewahrsam
Die Gruppe „Vereinigt gegen Schleenhain“ erklärte auf Twitter, dass sie „einen sofortigen Kohleausstieg und eine Energiewende hin zu den erneuerbaren“ fordere. Zudem verwies sie darauf, dass das nahe gelegene Dorf Pödelwitz von Abbaggerung bedroht ist. Weiter teilten die Aktivisten mit: „In dem System, in dem wir leben, ist ein klima- und sozial gerechtes Leben für alle nicht möglich. Wir wollen: Kapitalismus abschaffen! Alternativen leben und gemeinsam entdecken!“
Da laut Polizei keine der zehn Personen einen Personalausweis mit sich führte, wurden die Aktivisten zur Identitätsfeststellung ins Gewahrsam der Polizeidirektion Leipzig in der Dimitroffstraße gebracht. Seit dem Nachmittag findet vor dem Gebäude eine Solidaritätsmahnwache für die Besetzer statt. Diese stehen laut Polizei im Verdacht, Hausfriedensbruch und eine „Störung öffentlicher Betriebe“ begangen zu haben.
Der Landtagsabgeordnete Marco Böhme (Linke) teilte nach einem mehrstündigen Gespräch mit der Polizei am späten Abend mit, dass die zehn Personen die Nacht in Gewahrsam verbringen müssen. Es sei bislang nicht möglich gewesen, ihre Identitäten festzustellen.
Bereits im Februar hatten Aktivisten mehrmals Bagger in Schleenhain besetzt. Damals beteiligten sich 17 beziehungsweise vier Personen daran. Der Protest dieser Gruppen richtete sich unter anderem gegen den sogenannten Kohlekompromiss und die Inhaftierung von Klimaaktivisten.
Jens Hausner, Sprecher der Bürgerinitiative „Pro Pödelwitz“, erklärte sich solidarisch mit der neuerlichen Besetzung der Kohlebagger: „Seit mehreren Jahren besetzt die MIBRAG ohne eine bergrechtliche Genehmigung unser Dorf und hat das Sozialgefüge des Ortes zerstört. Trotz genehmigten Kohleabbau bis 2040 will man Pödelwitz zusätzlich zerstören.“
Pödelwitz soll weg
Im November 2012 hatten sich die Stadt Groitzsch und die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft MIBRAG auf die Umsiedlung des Dorfes geeinigt. Der Großteil der Einwohner hatte sich ebenfalls für die Umsiedlung ausgesprochen. Aktuell leben noch etwa 30 der ehemals 130 Pödelwitzer in ihrem Dorf. Trotz des geplanten Kohleausstiegs bis 2038 möchte die MIBRAG an den Plänen festhalten. Kohlegegner argumentieren unter anderem, dass die Braunkohle unter Pödelwitz erst nach 2038 gebraucht würde. Die Abbaggerung des Dorfes sei deshalb überflüssig.
Aktuell findet in Pödelwitz zum zweiten Mal das „Klimacamp Leipziger Land“ statt, diesmal mit einem Schwerpunkt bei den Themen Antirassismus und Antifaschismus. Für die Teilnehmenden gibt es unter anderem Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Exkursionen und Konzerte.
Bereits am vergangenen Sonntag feierten die Teilnehmer gemeinsam mit den Bewohnern ein Dorffest. Für den kommenden Samstag ist ein „Aktionstag“ mit einer Tanzdemonstration geplant. Diese soll 12 Uhr am Bahnhof Neukieritzsch starten. Ziel ist das Kraftwerk in Lippendorf.
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