Eine Trauerbekundung für einen Neonazi im Stadion des Chemnitzer FC sorgt bundesweit für Empörung. Nachdem bereits der Vereinsvorstand zurückgetreten war, folgten am Montag, den 11. März, weitere personelle Konsequenzen. In einer Stellungnahme behauptet der CFC zudem, dass Unbekannte mehrere Mitarbeiter im Vorfeld der Aktion bedroht hätten – deshalb habe der Verein Strafanzeige erstattet.

Die Trauerbekundung für den verstorbenen Securitychef Thomas Haller im Stadion des Chemnitzer FC (CFC) hat weitere Konsequenzen. Wie der Fußballverein am Montag, den 11. März, mitteilte, wurden die Fanbeauftragte Peggy Schellenberger, der Stadionsprecher Olaf Kadner und ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung von ihren Aufgaben entbunden.

Schellenberger, zugleich SPD-Stadträtin, hatte auf Facebook geschrieben, dass es „grundlegende Dinge“ gegeben habe, die beide „strikt getrennt“ hätten. „Aber es gab eben auch die andere, menschliche Seite. Wir waren immer fair, straight, unpolitisch und herzlich zueinander – das hat dich ausgezeichnet. Ruhe in Frieden!“

Die Chemnitzer SPD distanzierte sich daraufhin von diesen Aussagen und erklärte, dass Schellenberger nicht mehr für die SPD für den Stadtrat kandidieren werde. Zudem kritisierte die Partei die Trauerbekundung im Stadion des CFC.

Stadionsprecher Kadner hatte vor Beginn des Regionalligaspiels gegen Altglienecke am Samstag die „traurige Nachricht“ des Todes verkündet und die aus seiner Sicht erworbenen Verdienste des Verstorbenen für den Verein hervorgehoben. Begleitet wurde die Durchsage von heroischer Musik und einem Foto auf der Stadionleinwand. Fans zeigten zudem mehrere Banner und zündeten Pyrotechnik.

Drohungen im Vorfeld der Partie?

Am Montag teilte der Verein mit, dass er Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt habe. Er verweist dabei auf Aussagen von Mitarbeitern, wonach nicht benannte Personen „massive Ausschreitungen“ angedroht hätten – wohl für den Fall, dass die Trauerbekundung nicht durchgeführt wird.

Bei den Ermittlungen solle zudem geklärt werden, „wie es geschehen konnte, dass auf der Südtribüne die Verwendung der sonst üblichen Fahnen von bis zu 99 Fanclubs unterbunden wurde“.

Am Sonntag hieß es in einer Stellungnahme noch, dass es ein „Gebot der Mitmenschlichkeit“ gewesen sei, „die gemeinsame Trauer zu ermöglichen“. Dies sei in „Übereinstimmung mit Abwägungen, die von den Sicherheitsbehörden getroffen worden waren“, geschehen. Am selben Tag war CFC-Vorstand Thomas Uhlig zurückgetreten. Die Polizei hatte laut einem Bericht der „Freien Presse“ Bedenken bezüglich der Trauerbekundung geäußert.

Fußballverbände distanzieren sich

Mittlerweile hat sich auch der Deutsche Fußballbund (DFB) zu Wort gemeldet. Vizepräsident Rainer Koch sagte laut DPA, dass sich der DFB von den „Vorkommnissen im Chemnitzer Stadion“ distanziere. Er hoffe darauf, dass der für die Regionalliga zuständige NOFV die „richtigen Maßnahmen“ einleite.

Dieser teilt am Montag mit, dass sein Sportgericht bereits mit Ermittlungen beauftragt sei. In einer Stellungnahme heißt es, dass der NOFV „rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen sowie menschenverachtenden Verhaltensweisen entschieden entgegen“ trete.

Haller hatte in den 90er Jahren die rechtsradikale CFC-Fangruppe „Hooligans Nazis Rassisten“ (HooNaRa) gegründet, die unter anderem den NSU unterstützt haben soll. Er war zudem als Unternehmer tätig und bis 2006 mit seiner Securityfirma für die Sicherheit im Stadion des CFC verantwortlich. Vor wenigen Tagen erlag er einem Krebsleiden.

Der Chemnitzer FC trauert um Thomas Haller: Hooligan, Neonazi, Unternehmer

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