Weil am Samstag, den 16. März, hunderte Antifaschisten aus ganz Deutschland in Eisenach demonstrieren wollen, haben mehrere Händler angekündigt, ihre Geschäfte zu schließen. Sie befürchten Ausschreitungen und sorgen sich um den „guten Ruf“ ihrer Stadt. Das Antifa-Bündnis hat für die Aufregung kein Verständnis.
Das antifaschistische Bündnis „Irgendwo in Deutschland“ ruft für Samstag, den 16. März, zu einer Demonstration in Eisenach auf. Unter dem Motto „Die Wartburgstadt ins Wanken bringen – Antifa in die Offensive“ werden nach Schätzung des Veranstalters mehr als 400 Personen aus ganz Deutschland erwartet.
„Wir wollen mit der Demonstration ein Schlaglicht auf den rechten Alltag in Eisenach werfen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses. Sprecher Stefan Nowak erklärt: „Die neonazistische Dominanz vor Ort verschwindet hinter Verharmlosung und Imagepflege von Stadtgesellschaft und Politik. Das wollen wir nicht hinnehmen.“
In Eisenach kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Drohungen und Angriffen durch Rechte sowie zahlreichen Neonaziveranstaltungen wie Demonstrationen, Vorträgen, Flyeraktionen und Liederabenden. Auch rechte Graffiti gehören zum Bild der Stadt. Wissenschaftler der Universität Jena bezeichneten kürzlich Eisenach neben Erfurt und Jena als Zentrum der radikalen Rechten in Thüringen.
Politiker, Gewerbetreibende und Einwohner der Stadt reagieren laut Medienberichten mit Sorge auf die Ankündigung des Antifa-Bündnisses. Sie befürchten Ausschreitungen. Einige Händler haben bereits angekündigt, am Samstag ihre Geschäfte nicht zu öffnen.
Kritik an Panikmache
„Die Aufregung in Eisenach vor unserer Demonstration ist ein Ablenkungsmanöver“, erklärt Bündnissprecher Nowak. „Statt über die verbreitete Ignoranz bis Unterstützung des alltäglichen rechten Terrors in Eisenach zu erschrecken, wird Angst vor der kritischen Demonstration gesät.“
Die antirassistische Mobile Beratung in Thüringen und die Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt veröffentlichten vorab eine gemeinsame Pressemitteilung. Darin kritisieren sie die „öffentliche Verurteilung“ der Demonstrierenden als „Störenfriede“. In Eisenach existiere seit Jahren eine „militante extrem rechte Szene“.
Überschriften von Medien lauteten beispielsweise „Chaoten wollen Eisenach stürmen“ oder „Eisenach in Angst“. Vieles erinnert an die Berichterstattung im Vorfeld der Antifa-Demonstration in Wurzen am 2. September 2017. Damals war ebenfalls von befürchteten Krawallen die Rede. Letztlich blieb es seitens der Antifaschisten friedlich – jedoch störten Neonazis die Veranstaltung.
Für Samstag ist unter anderem aus Leipzig eine gemeinsame Zuganreise nach Eisenach geplant. Interessierte sollen um 10:45 Uhr am Infopunkt im Hauptbahnhof erscheinen.
Hysterie um geplante Antifa-Demo in Wurzen
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