Geht es nach der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, werden einige Geschenke nicht rechtzeitig bis Weihnachten ankommen – und zwar jene, die über den Onlineversandhandel Amazon bestellt wurden. Bis Weihnachten soll der Standort in Leipzig bestreikt werden. In der Vergangenheit zeigte sich das Weltunternehmen von solchen Arbeitskämpfen unbeeindruckt.

In der Nacht von Sonntag auf Montag, den 17. Dezember, hat bei Amazon in Leipzig erneut ein mehrtägiger Streik begonnen. Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten dazu auf, die Arbeit bis Weihnachten einzustellen. „Wir haben Amazon immer wieder Zeit gelassen, auf unsere Forderung nach Tarifverhandlungen zu reagieren“, erklärt Streikleiter Thomas Schneider. „Dass Amazon weiter die Aufnahme von Tarifverhandlungen ablehnt, ist eine Provokation.“ Zwar habe man durch bisherige Streiks schon einige Erfolge erzielen können. Dennoch “… bleibt es bei unserer Forderung, die Arbeitsbedingungen tarifvertraglich zu regeln. Dafür werden wir weiter vor den Toren stehen.“, so Schneider.

Logistik vs. Handel

Verdi hatte in den vergangenen Jahren wiederholt zu Streiks aufgerufen. Während Amazon sich als Logistikunternehmen betrachtet, verortet die Gewerkschaft den Konzern im Einzel- und Versandhandel. Dort würden höhere Löhne gezahlt. Amazon verweist darauf, dass die Beschäftigten mit mindestens 10,78 Euro pro Stunde gut bezahlt seien und zudem Überstundenzuschläge und Boni erhalten könnten.

Auch am Standort in Werne streiken Amazon-Mitarbeiter derzeit. Am sogenannten Black Friday hatte Verdi am Standort in Bad Hersfeld ebenfalls zu Streiks aufgerufen. An diesem Tag waren viele Produkte besonders günstig zu kaufen.

Amazon hat sich auf Streiks eingestellt

Inwieweit die Streiks vor allem bei Amazon überhaupt Wirkung zeigen, ist angesichts der globalen Macht umstritten, laut ARD geht es längst um Kartellrechtsfragen. Auch in Steuerfragen steht Amazon schon länger in der Kritik. Was auch heißt: wer eh schon wenige Steuern zahlt, könnte sich höhere Löhne durchaus leisten.

Mit den wesentlichen Forderungen konnte sich Verdi bislang nicht durchsetzen. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass sich nur einige hundert Personen an den Streiks beteiligen. Allein in Leipzig arbeiten aber mehr als 2.000 Personen bei Amazon.

Nach Einschätzung von Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung, sind die Prozesse bei dem Unternehmen mittlerweile auf Streiks und ähnliche Ausfälle abgestimmt. Er sagte dem MDR: „Das wird neu optimiert, neu berechnet, das ist eine wahnsinnige Datenflut, die da zusammenkommt. Aber Amazon hat eben gezeigt, dass es diese Datenflut sehr gut beherrscht und in der Lage ist, doch noch sehr hohe Liefergeschwindigkeiten zu realisieren.“

Auch bei dem jetzt ausgerufenen Streik bleibt somit abzuwarten, ob es zu ernsthaften Einschränkungen im Handel kommen wird. „Wir werden sehen, ob das Versprechen an die Kunden, bis zum Weihnachtsabend alle Sendungen pünktlich auszuliefern, haltbar ist“, sagte Streikleiter Schneider.

Das zunehmende Unbehagen der wirklich „Kleinen Leute“

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