Am Sonntag, den 7. Oktober 2018, verstarb im Alter von 84 Jahren der Pädagoge und Leipziger Chronist Horst Riedel. Riedel ist vielen Leipzigern und Historikern bekannt als Autor des „Stadtlexikon Leipzig von A bis Z“, herausgegeben vom Verein Pro Leipzig. Das Nachschlagewerk – in Fachkreisen bereits liebevoll „der Riedel“ genannt – reflektiert erstmals umfassend und nahezu vollständig die Entwicklung und Gegenwart Leipzigs mit über 2.400 Begriffen aus Wirtschaft, Verkehr, Bildung, Wissenschaft, Wohnungs- und Siedlungsbau, Militär, Gemeinwesen und Volkskunde.

Auch alle Leipziger Ortsteile stellt es in Typik und Entwicklung dar und würdigt mehr als 1.000 Persönlichkeiten in ihrem Bezug zur Stadt. Was in Städten wie Berlin, Dresden oder Nürnberg hochrangig besetzte und breit aufgestellte Fachgremien hervorbrachten, leistete Riedel für Leipzig in vergleichbarer Qualität nahezu im Alleingang. Dabei ging es ihm in erster Linie darum, das Wissen über die Stadt Bürgern und Gästen in verständlicher Form nahezubringen. Vor allem junge Menschen sah er dabei als seine wichtigste Zielgruppe.

Der Diplompädagoge und Oberstudienrat i. R. wurde am 6. April 1934 in Berlin geboren. Nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule in Berlin arbeitete er ab 1952 als Fachlehrer für Geographie, als Schuldirektor und Schulinspektor in Berlin/Prenzlauer Berg, später als wissenschaftlicher Assistent an der Sektion Geographie der Humboldt-Universität. 1971 kam er nach Leipzig und arbeitete hier in der Lehrerweiterbildung und im außerschulischen Bereich. Er erarbeitete u. a. den ersten Wanderkatalog der Stadt Leipzig für Schulen und führte ca. 500 Stadtexkursionen für Schüler durch.

In dieser Zeit begann auch der Aufbau seiner nach Schlagwörtern geordneten Materialsammlung zur Stadt Leipzig, die seitdem Tag für Tag stetig ergänzt und erweitert wurde. Über 8.300 ausgearbeitete Stichwörter umfasst das Lebenswerk und füllt eine komplette Regalwand. Er korrespondierte dazu noch bis wenige Tage vor seinem Tod mit zahlreichen Persönlichkeiten, Firmen und Einrichtungen.

Seit 1997 arbeitete Horst Riedel intensiv mit Pro Leipzig zusammen, 1999 begann die systematische Arbeit am Projekt „Stadtlexikon Leipzig“, welches 2005 und 2012 in zwei Auflagen herausgegeben wurde. Zuvor verfasste Riedel die „Chronik der Stadt Leipzig“ (Wartberg Verlag 2001).

In den letzten Jahren erarbeitete Horst Riedel trotz gesundheitlicher Rückschläge und persönlicher Verluste gemeinsam mit Pro Leipzig die Stadtteillexika zur Südvorstadt (erschienen 2016) und zu Plagwitz (erschienen 2017). Sein aktuelles Projekt war das Stadtteillexikon Schleußig, dessen Fertigstellung und Erscheinen er nun nicht mehr erleben wird.

Die Mitglieder von Pro Leipzig, die jahrelang mit Horst Riedel zusammengearbeitet haben, insbesondere Dr. Thomas Nabert, sind außerordentlich betroffen und traurig über den Verlust. Pro Leipzig, so Nabert, verliert nicht nur einen Autor, Mitstreiter und einen guten, stets wohlwollenden Ratgeber, sondern auch ein Stück von sich selbst.

Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung findet am 02.11.2018 um 10.30 Uhr auf dem Leipziger Südfriedhof statt.

Jetzt hat auch Plagwitz ein eigenes Stadtteillexikon

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