Eigentlich sollte es ein Tag werden, an dem die antirassistische Großdemonstration "Unteilbar" in Berlin im Mittelpunkt steht. Aus Leipzig wollte unter anderem der Linke-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann anreisen. Doch in der Nacht verübten Unbekannte nach seinen Angaben einen Brandanschlag auf sein Wahlkreisauto. Auch in Eisenach gab es einen Vorfall: Dort zeichneten unbekannte Personen die Umrisse einer Leiche vor ein Wahlkreisbüro der Linkspartei.
Auf ein Wahlkreisauto des Linke-Politikers Sören Pellmann hat es nach Angaben des Bundestagsabgeordneten in der Nacht zu Samstag, den 13. Oktober, einen Brandanschlag gegeben. Der Vorfall soll sich gegen 3:20 Uhr ereignet haben. Laut Pellmann ermittelt bereits der Staatsschutz. Die Polizei konnte den Anschlag und die Ermittlungen zunächst nicht bestätigen.
Bedrohungen und Einbruchsversuch
Ein Foto und der Name des Politikers sowie Materialien für die „Unteilbar“-Großdemonstration in Berlin sollen sich an beziehungsweise in dem Auto befunden haben. „Da das Auto klar zuzuordnen ist, gehe ich von einem politischen Anschlag gegen meine Person aus“, sagte Pellmann. Auf Facebook schrieb Pellmann zudem, regelmäßig bedrohliche E-Mails und Anrufe erhalten zu haben. Zudem seien immer wieder Personen im Wahlkreisbüro in Grünau aufgetaucht und hätten Mitarbeiter beschimpft.
Tilman Loos, der Pressesprecher der sächsischen Linkspartei, sagte der L-IZ, dass es bereits am 24. September einen Einbruchsversuch in das Wahlkreisbüro gegeben habe. Zudem verwies er auf ein Foto, das die NPD am 16. September im Rahmen ihrer „Schutzzonen“-Kampagne auf Facebook veröffentlicht hatte. Darauf ist zu sehen, wie eine „Bürgerwehr“ mit Westen vor dem Wahlkreisbüro posiert.
Kampfansage und Zuspruch
„Ich werde mich durch diesen Angriff in meiner politischen Arbeit nicht beeindrucken lassen“, sagte Pellmann. „Auch mein Engagement für die sozial schlechter Gestellten und gegen Nazis und Rassisten werde ich uneingeschränkt fortsetzen.“ Da bei dem Brandanschlag auch Autos von anderen Personen beschädigt worden seien, möchte Pellmann demnächst eventuell einen Spendenaufruf starten.
Aus seiner eigenen Partei erhielt er bereits viel Zuspruch. So twitterte Adam Bednarsky, der Kreisvorsitzende in Leipzig: „Lieber Sören, gewiss wirst du dich davon nicht entmutigen lassen. Behalte weiter den Kopf oben und komm gut nach Berlin. Nach diesem Vorfall weißt du einmal mehr, wofür wir – nicht nur – bei #unteilbar gemeinsam streiten.“ Der Landtagsabgeordnete Marco Böhme schrieb: „Nicht erschrecken lassen von diesen dummen Nazis. Geschehen verarbeiten und dann weiter für Menschlichkeit kämpfen.“
Kein Einzelfall
Auch in Eisenach gab es in der Nacht zu Samstag einen Vorfall. Vor einem Wahlkreisbüro der Linken zeichneten Unbekannte die Umrisse einer Leiche auf den Boden und hinterließen darauf „Blutspuren“. In der Stadt soll am Samstag eine Tanzdemonstration gegen Neonazis stattfinden.
Dass Menschen aus dem politisch linken Spektrum zum Ziel von Brandanschlägen werden, ist keine Seltenheit. In Berlin gab es in diesem Jahr eine ganze Reihe solcher Vorfälle. Für Schlagzeilen sorgte im Sommer 2015 ein Sprengstoffanschlag auf das Auto des Freitaler Linke-Stadtrates Michael Richter. Zwei Jahre später zog Richter aus Sachsen weg.
Zur Seite der Demonstration “Unteilbar” am 13. Oktober 2018 in Berlin
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