Die Ereignisse der vergangenen drei Wochen in Chemnitz ziehen mittlerweile Kreise, die anfangs wohl kaum jemand erahnt hatte. Unter anderem hat ein im Internet veröffentlichtes Video und die Bewertung des Verfassungsschutzpräsidenten eine ernsthafte Regierungskrise ausgelöst. Für Aufsehen sorgt seit einigen Tagen aber auch wieder ein anderer, der im Verdacht steht, mit rechtsradikalen Kräften zu sympathisieren: der Dresdner Politikprofessor Werner Patzelt. Er zitierte NS-Propagandaminister Goebbels und fordert von der Bundesregierung Beweise für Hetzjagden.

Werner Patzelt, Politikwissenschaftler an der TU Dresden, steht erneut in der Kritik. Schon seit Jahren werfen ihm unter anderem Studierende seiner Hochschule vor, mit Pegida und anderen rechtsradikalen Kräften zu sympathisieren. Nun sorgte Patzelt mit einem Aufruf an die Bundesregierung und einem Zitat des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels für Aufregung.

Anlass waren die Ausschreitungen in Chemnitz, die es in Folge eines Tötungsdeliktes gegeben hatte, und die daran anknüpfenden Erklärungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Regierungssprecher Steffen Seibert. Beide hatten von „Zusammenrottungen“ und „Hetzjagden“ gesprochen, die durch Videos belegt seien. Patzelt veröffentlichte anschließend einen mit zwei weiteren Autoren verfassten Aufruf im Internet.

Foto von Goebbels

Darin forderten sie, entsprechende Videoaufnahmen zu veröffentlichen, und zu erklären, was eine „Zusammenrottung“ von einer Kundgebung unterscheide. „Falls hingegen eine Veröffentlichung jener Videoaufnahmen unterbleibt, liegt die Vermutung nahe, dass die Bundeskanzlerin und der Regierungssprecher tatsachenwidrig von Hetzjagden gesprochen haben“, heißt es weiter.

Auf der Petitionsplattform change.org war der Aufruf zunächst mit einem Foto von Goebbels unterlegt. Patzelt sagte später, dass er diese Bebilderung für falsch halte und ihr widersprochen hätte, wenn sie ihm vor der Veröffentlichung aufgefallen wäre. Doch das ist nicht die einzige Verbindung zwischen Patzelt und Goebbels in den vergangenen Wochen.

Zitat von Goebbels

In einer Kolumne in der „Sächsischen Zeitung“ hatte der Politikprofessor den Nationalsozialisten zitiert. Viele Menschen seien in die Willkommenskultur gegangen „wie in einen Gottesdienst“. Patzelt rechtfertigte sich, dass ohne dieses Zitat niemand über die Kolumne spräche.

Am Montag, den 10. September, meldete sich Patzelt schließlich auf seinem eigenen Blog wieder zu Wort. Bei dem Artikel der „Huffington Post“ über die Goebbels-Bebilderung des Aufrufs handle es sich um „verleumdenden Journalismus“. Dies sei unter anderem an einer tendenziösen, mittlerweile geänderten Überschrift des Artikels und einzelnen Formulierungen festzumachen. Zudem beklagte Patzelt, dass er trotz ausführlicher Antworten per Mail falsch dargestellt worden sei. Der „Huffington Post“-Autor wies die Anschuldigungen in einem weiteren Artikel zurück.

Ein Brief an Patzelt

Der bislang letzte Akt folgte am Donnerstag. Das Medienblog „Flurfunk Dresden“ veröffentlichte an diesem Tag einen Offenen Brief des Historikers Gerd Schwerhoff, der ebenfalls an der TU Dresden arbeitet.

Schwerhoff bezeichnet den Aufruf an die Bundesregierung als „problematisch“ und das Goebbels-Bild als „grenzüberschreitend“. Das Bild in Kombination mit der „Lügenspirale“-Grafik im Vordergrund bedienten „verschwörungstheoretische und rassistische Stereotype der extremen Rechten“. Am Ende schreibt Schwerhoff: „Ich würde mich freuen, wenn der Wissenschaftler Patzelt über den politischen Agitator Patzelt wieder die Oberhand gewinnen könnte, auch und gerade im Interesse der TU Dresden!“

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