Es ist anscheinend die Zeit der Offenen Briefe und Unterschriftenlisten. Nachdem vor drei Wochen die vieldiskutierte „Erklärung 2018“ veröffentlicht wurde, die mittlerweile angeblich fast 90.000 Personen unterzeichnet haben, folgt nun die Antwort des Berliner Jugendforschers Klaus Farin: Er spricht sich gemeinsam mit mehreren tausend Unterzeichnern gegen Ausgrenzung und für Solidarität mit Geflüchteten aus.
Drei Wochen sind vergangen, seit die ehemalige Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld die sogenannte „Erklärung 2018“ veröffentlichte. Darin behaupteten zunächst 34 prominente Personen, dass „Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird“. Die Erstunterzeichner solidarisierten sich zudem mit „denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird“.
Wer damit gemeint ist, wird auf dem Foto über der Erklärung deutlich: Dieses zeigt Teilnehmer einer Demonstration aus dem Umfeld der AfD gegen Angriffe auf Frauen durch Geflüchtete.
Zu den prominenten Unterzeichnern gehören neben Lengsfeld auch die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman, die Buchautoren Uwe Tellkamp und Thilo Sarrazin, der Publizist Henryk M. Broder sowie die Journalisten Matthias Matussek und Dieter Stein.
Bekenntnislust im Bildungsbürgertum
Anschließend folgten mehr als 3.000 Unterschriften von Wissenschaftlern, Anwälten, Schriftstellern und weiteren Personen des Bildungsbürgertums. Sie setzten damit das um, was der neurechte Publizist Götz Kubitschek auf der Leipziger Buchmesse gefordert und vorhergesagt hatte: eine „Bekenntnislust“ zu AfD, Pegida und deren Inhalten.
Mittlerweile dürfen auch Nicht-Akademiker unterzeichnen. Mehr als 80.000 sollen das angeblich schon getan haben. Weil offenbar einige Virenschutzprogramme davor warnen, die Homepage aufzurufen, verbreitet Lengsfeld auf ihrem Blog derweil die Theorie, dass die Seite „für die Willkommensbefürworter in Politik und Medien zur Gefahr“ geworden sei. „Deshalb werden manche Angriffe immer brutaler.“
Solidarität mit Geflüchteten
Einen Angriff der etwas anderen Art hat in der vergangenen Woche der Jugendforscher Klaus Farin gestartet. Er stellte am 29. März „unsere Antwort für Demokratie und Menschenrechte“ mit folgendem Wortlaut ins Internet: „Die Menschenrechte enden an keiner Grenze dieser Welt. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Armut in unserem Land Zuflucht suchen, und wenden uns gegen jede Ausgrenzung.“
Vor allem Autoren und Verleger aus Berlin zählen zu den Erstunterzeichnern. Mehrere tausend Personen haben mittlerweile ebenfalls unterschrieben.
Schon einige Tage zuvor hatte der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller „mit Unverständnis“ auf die „Erklärung 2018“ reagiert. Die Verbandsvorsitzende Eva Leipprand erklärte: „Es ist richtig, dass wir in aufwühlenden Zeiten leben, die zu vielerlei Ängsten und Verunsicherung führen. Die Art und Weise jedoch, wie die Erklärung 2018 die Schuld daran allein den Migranten in die Schuhe schiebt, ist unterkomplex und einer intellektuellen Auseinandersetzung nicht angemessen.“
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