Weil die Trennung von Staat und Religion beim Neubau des Paulinums ihrer Ansicht nach nicht ausreichend berücksichtigt wurde, haben am Samstag einige dutzend Menschen gegen die Wiedereröffnung demonstriert. Wissenschaft und Glauben ließen sich nicht miteinander vereinbaren.
Wer es mit höheren Mächten aufnehmen möchte, muss offenbar allerhand Widerstände aus dem Weg räumen. Als im vergangenen Jahr die humanistische Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) in Leipzig gegen den Kirchentag protestieren wollte, durfte sie mit ihrer Skulptur „11. Gebot“ nicht in die Nähe des Veranstaltungsortes auf dem Augustusplatz.
Pech hatten die Kirchenkritiker auch am Samstagvormittag, als sie nach eigenen Angaben feststellten, dass in ihren Kleintransporter eingebrochen worden war. Die für eine Demonstration gegen die Eröffnung der Universitätskirche St. Pauli vorgehaltenen Skulpturen waren zwar noch da, jedoch sei Werkzeug im Wert von etwa 3.000 Euro entwendet worden.
Als sei das noch nicht genug, hatte Maximilian Steinhaus, der Regionalbeauftragte des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, seine Demorede daheim vergessen. Gemeinsam mit etwa 50 Teilnehmenden hatte er sich vor dem Paulinum versammelt, wo an diesem Wochenende die Wiedereröffnung gefeiert wird – fast 50 Jahre nach der Sprengung der Paulinerkirche in der DDR. Die Aktivisten sehen weder im Neubau der Aula noch im Wiederaufbau der Kirche ein Problem – jedoch darin, dass beides am selben Ort stattfindet.
Steinhaus wies bei der Verlesung des Demoaufrufs auf die in der Verfassung verankerte Trennung von Staat und Religion hin, kritisierte den geplanten Einbau der Kanzel und nahm Bezug auf Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und des ehemaligen Thomaspfarrers Christian Wolff, die ein Zusammenwirken von Wissenschaft und Glauben gefordert hätten. Beides sei jedoch unvereinbar miteinander.
Während das Paulinum heute für interessierte Bürger geöffnet ist, wollen die Kritiker noch einige Stunden am Eingang nahe dem Augustusplatz bleiben und über ihr Anliegen informieren.
Der auf der Demonstration vorgelesene Aufruf findet sich auf der Homepage der GBS.
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