Die Konsum-Genossenschaft möchte aus wirtschaftlichen Gründen zum Jahresende vier Filialen in Leipzig schließen, die an der Stuttgarter Allee, in der Jupiterstraße und in der Brunhildstraße. Nummer vier ist der kleine Nahversorger in der Brandstraße in Connewitz. Eine Anwohnerin hat innerhalb von zehn Tagen knapp 800 Unterschriften dagegen gesammelt. Der Konsum sei mehr als ein Geschäft: ein sozialer Ort, vor allem für die Älteren.

Der kleine Konsum in der Brandstraße in Connewitz wirkt unauffällig und beschaulich, doch vor gut drei Wochen schlug dort eine Bombe ein – zumindest im übertragenen Sinne. Dramatische Szenen hätten sich abgespielt, als die Kundschaft davon erfuhr, dass die Filiale zum Jahresende schließen soll, erzählt Anwohnerin Simone Backofen.

Sie möchte sich mit den Plänen der Konsum-Genossenschaft nicht abfinden. Mehrmals pro Woche geht sie dort einkaufen, genau wie viele ältere Menschen, die im Falle einer Schließung auf weit entfernte Geschäfte ausweichen müssten – sofern sie dazu körperlich überhaupt in der Lage sind. Hinzu kommt eine weitere soziale Komponente: „Die Leute sind mit dem Konsum aufgewachsen“, sagt Backofen. „Der gehört für sie zum Leben dazu.“ Der Laden sei mehr als ein Geschäft: „Das ist so etwas wie eine Stammkneipe.“

Um den Druck auf die Konsum-Führung zu erhöhen, hat Backofen eine Unterschriftensammlung gestartet. In nahegelegenen Geschäften durfte sie ihre Listen auslegen – an den 38 Orten hätten innerhalb von zehn Tagen fast 800 Personen unterschrieben.

Doch es nützt wohl nichts. Vor einer Woche habe sie sich mit einem Konsum-Vertreter getroffen. Die Entscheidung sei gefallen. Sechs der derzeit etwa 60 sächsischen Konsum-Filialen sollen schließen. Neben jener in der Brandstraße betrifft dies die vor allem die kleinen Filialen in der Stuttgarter Allee 23 unweit des Allee Centers, in der Jupiterstraße 46 in Grünau Nord und in der Brunhildstraße (Lößnig, Nähe des Rundlings) sowie jeweils einen Laden in Altenburg und Krostitz.

An den sechs Standorten würde man Verluste machen, erklärt Konsum-Sprecher Matthias Benz. „Ein Grund für die negative Entwicklung liegt in der Vergrößerung von Mitbewerberfilialen im direkten Umfeld.“ Da auch zukünftig keine Verbesserung der Lage zu erwarten sei, habe man sich „aus Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, den Genossenschaftsmitgliedern und der Gesellschaft leider für eine Schließung des Standortes entscheiden“ müssen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen jedoch nicht erfolgen.

Für Backofen sei es verständlich, dass der Konsum auf wirtschaftliche Belange achten müsse. Doch auch soziale Aspekte seien zu berücksichtigen. Dazu gehöre der Betrieb einer nicht profitablen, aber für die Menschen in der Umgebung besonders wichtigen Filiale. Den Konsum-Lieferdienst, der Nahrungsmittel bis an die Wohnungstür bringt, hält Backofen für die älteren Menschen nicht für praktikabel. Eine Bestellung am Telefon oder im Internet sei für diese häufig zu kompliziert.

Mittlerweile wirkt Backofen resigniert: „Meine Mittel als Privatperson sind erschöpft.“ Das Einzige, was nun vielleicht noch helfen könne, sei eine gut besuchte Kundgebung vor der Filiale. Sie allein sei aber nicht in der Lage, so etwas zu organisieren.

Der Konsum arbeitet unterdessen laut Benz weiter an seiner Expansion: Im kommenden Jahr sollen vier Filialen eröffnen. Drei in Leipzig und eine in Halle. Bereits im Oktober gab es eine Neueröffnung in Chemnitz.

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