Für genügend Eklat hat ja das gesorgt, was am Mittwoch, 23. August, im neuen Paulinum der Universität Leipzig über die Bühne ging. „Baufeier zur Vollendung des Paulinums“ hatte die sächsische Staatsregierung den ziemlich CDU-lastigen Festakt genannt, bei dem sich Sachsens Regierung für das Prachtstück feierte, das satte acht Jahre zu spät fertig wurde.

Aus Sicht der Staatsregierung war es eine Art Baufeier für alle am Bau Beteiligten, die man da ausrichtete. Plus allerlei CDU-Prominenz aus Bund und Land, wie der Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Johanna Wanka, Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland, die ihre Reden hielten.

Was dann bei Tillich so klang: „Mit der Sprengung als Akt der Willkür und Barbarei wollten sich die Leipziger zu Recht nie abfinden. Das Bild, wie die Kirche zusammenfiel, ist eingebrannt in das historische Gedächtnis, in die Seele der Stadt. Es steht für den Versuch, Glaube und Wissen zu trennen. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten bekommt die Universität Leipzig – 49 Jahre später – nun ihr geistiges und geistliches Zentrum wieder. Universität und Stadt haben mit dem Paulinum einen Raum wiedergewonnen, der zur Begegnung, zum Austausch und zum Nachdenken einlädt“.

Der Regierungschef dankte allen, die dieses Projekt begleitet und zum Erfolg geführt haben. Ausdrücklich würdigte er auch das bürgerschaftliche Engagement des Paulinervereins.

Finanzminister Prof. Unland hob hervor, dass seit 1991 4,75 Milliarden Euro für Universitätsbauten in Sachsen investiert wurden, am meisten davon mit 1,78 Milliarden Euro in die Universität Leipzig. „Mit dem Universitätsneubau Campus Augustusplatz hat der Freistaat Sachsen die besten Voraussetzungen für Forschung und Lehre im Herzen Leipzigs geschaffen“, so der Finanzminister.

In den Neubau des Campus Augustusplatz der Universität wurden seit 2002 insgesamt rund 255 Millionen Euro investiert. Davon entfielen auf den 4. Bauabschnitt, das Augusteum und Paulinum, insgesamt 117 Millionen Euro, einschließlich der Innenraumgestaltung des Paulinums für rund 13,5 Millionen Euro. Der Bauabschnitt war mal mit 52,3 Millionen Euro kalkuliert gewesen und hat sich dann auch durch den Streit mit dem federführenden Architekten Erik van Egeraat massiv verteuert. Dass dann auch noch die einzige Firma von Markt verschwunden war, die die geplanten Glassäulen bauen konnte, sorgte am Ende für die jahrelange Verspätung beim Paulinum.

Was das Finanzministerium, das für die Universitätsbauten des Freistaats verantwortlich ist, zumindest anklingen lässt, wenn es formuliert: „Die Verzögerungen sind neben wirtschaftlichen Schwierigkeiten einzelner Baubeteiligter vor allem dem außergewöhnlichen Architekturentwurf mit einer Reihe von Sonderlösungen mit Prototypcharakter geschuldet, wie z. B. die hängenden Glassäulen, die verschließbare Acrylglaswand und die Deckenkonstruktion.“

Während die Mensa, das Hörsaalgebäude, das Instituts- und Seminargebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in 2009, das Augusteum sowie die Räume im Dachgeschoss des Paulinums 2012 der Universität zur Nutzung übergeben wurden, verzögerte sich die Fertigstellung des Aula-/ Kirchenraumes des Paulinums bis 2017.  Die Baumaßnahme wurde finanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

Tatsächlich eröffnet werden sollte das Paulinum eigentlich erst im Dezember.

Mit vielen Veranstaltungen – unter anderem einem Festakt, einem Bürgertag und einem Akademischen Festgottdienst – soll das Gebäude vom 1. bis zum 3. Dezember feierlich eingeweiht werden, meldet die Universität noch eilig parallel zur Baufeier der CDU.

Am 608. Geburtstag (2. Dezember 2017) der Universität Leipzig wird das Paulinum –Aula und Universitätskirche St. Pauli eröffnet. Rund um diesen Tag sind mehrere Veranstaltungen geplant. So starten die Feierlichkeiten am 1. Dezember mit einem Festakt mit geladenen Gästen. Am 2. Dezember sind interessierte Leipziger und Gäste von außerhalb eingeladen, das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli in seinem neuen Gewand mit den hängenden Säulen und den zahlreichen Epitaphien zu besichtigen. Am Sonntag, dem 3. Dezember, rundet der Akademische Festgottesdienst die Einweihung des neuen Unigebäudes ab.

Bis zur formalen Übergabe des Paulinums – Aula und Universitätskirche St. Pauli an die Universität werden jetzt noch zwei bis drei Wochen vergehen. Im Anschluss sind vielfältige Arbeiten zur Funktionserprobung notwendig, etwa die konservatorische Feinreinigung von Epitaphien und Paulineraltar, Testdurchläufe für Großveranstaltungen, Montage des taktilen Leitsystems für Blinde und Sehschwache, Brandschutzübungen, Beleuchtungsmessungen und Tests für unterschiedliche Lichtszenarien, endgültige Kalibrierung der AV-Technik, Einweisung von Personal, Nacharbeiten an der Schallisolierung und Belüftung, wissenschaftliche Fotodokumentationen der Kustodie an Paulineraltar und Epitaphien, Proben der Universitätsmusik sowie die Haupt- und Endproben für die Eröffnungsveranstaltungen.

Nach der Eröffnung wird das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli für universitäre Veranstaltungen wie etwa Konzerte des Universitätsorchesters, des Universitätschors oder der Bigband, Tagungen, Kongresse, Führungen, Orgelkonzerte, Donnerstagsdiskurs oder Wissenschaftskino sowie für Veranstaltungen mit Kooperationspartnern genutzt.

Offenes Paulinum:

Die Leipziger dürfen – da nun die Hochdekorierten schon einmal feiern durften – auch noch kurzfristig einen Blick ins neue Paulinum werfen.

Am heutigen Donnerstag, 24. August, von 14:00 bis 18:00 Uhr, können die Leipzigerinnen und Leipziger den fertiggestellten Aula-Bereich des Paulinums mit den hängenden Glassäulen besichtigen, teilt das Finanzministerium mit.

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