Gestern Nach träumte ich, die politische Bühne des Landes sei überraschenderweise von einer Irren betreten worden. Wer ihre Wähler gewesen waren, erschloss sich mir in der Traumphase nicht. Sie war einfach ganz plötzlich da – verkündend, sie habe eine absurd klingende, dennoch sehr ernst gemeinte Idee zum Umdenken im Schulwesen im Körbchen. Eine Idee, die eine bahnbrechende gesellschaftliche Veränderung verspräche. Ich weiß, da hätte man schon wach werden müssen. Wurde ich aber nicht.
Nein. Niemand unterbrach mich und schon gar nicht sie in meinem Traum, als sie ihre irrwitzige Ideenwelt mit einem Paukenschlag aufs Tableau zu bringen begann:
Es müsse per Gesetz angeordnet werden, hub sie an, dass jeder junge Mensch erst so richtig ohne Helm und ohne Gurt im Internet herumgurken dürfe, wenn er eine zehnklassige allgemeinbildende Schule erfolgreich absolviert habe. Diese Schule sei als obligatorisch zu betrachten für alle, außer für die mit schweren Lernbehinderungen oder ganz groben Rissen in der Schüssel. Ich entschuldige mich hier, aber sie sprach in diesem Stil, kriegte aber auch dann und wann die Kurve, als sie mit ihren Erläuterungen fortfuhr und präzisierte:
Von der 1. bis zur 10. Klasse sollten die Schüler gemeinsam lernen. Trennungen von Haupt- und Realschülern existierten nicht, keiner solle nach der 4. Klasse aufs Gymnasium geprügelt werden. Allerdings waren für eine Klasse nur 15 Schüler vorgesehen. Mehr Schicksale überschaue man ihrer Meinung nach nicht ausreichend, wenn man unterrichte. Die Schule solle nicht unter der Last eines komplizierten Überbaus leiden, es gebe kein detailliert auf die Spitze getriebenes Konzept, sie solle sich einzig humanistisch-klassischen Werten verpflichtet sehen. Einig sei man sich im Vorfeld darüber, was zu einem Kanon der Allgemeinbildung in Europa so ungefähr gehöre.
Nachmittags sei es möglich, Aktivitäten anzubieten, die leibesertüchtigender, musischer, sprachlicher, philosophischer, handwerklicher, naturerschließender oder anderweitiger Form sein könnten. Sie seien freiwillig wahrzunehmen. Man könne jedoch auch nach Hause gehen und sich dann auf der Straße herumtreiben oder sich langweilen oder die eigenen Eltern besser kennenlernen.
In ihren immer verschrobener werdenden gedanklichen Experimenten, sollte Lehrern ein Grundvertrauen entgegengebracht werden, das im Grunde jeder erwachsene Mensch verdient habe, das damit verbunden sei, dass man ihnen die Freiheit und die Möglichkeit gibt, das zu unterrichten, wofür sie selber brennen. Verschont sehen wollte sie diese Berufsgruppe von einer Infantilisierung oder Indoktrination, sie müssten „moderne Lernmethoden“ anwenden, als sei „modern“ ein Qualitätskriterium an sich oder als verändere sich das Gehirn des Menschen alle fünf Jahre in umgreifender Manier.
Wichtig sei, wie sie – zum Ende ihrer dargebotenen Verschrobenheiten kommend – nochmals betonte, die konsequente Sicherstellung, dass die Kinder nach zehn Jahren schreiben, lesen und rechnen in zunehmender Komplexität gelernt hätten, so dass sie imstande seien, sich den unterschiedlichsten Themengebieten dieser Welt freundlich zuzuwenden und überdies ein Instrument zu spielen vermögen. Das wäre doch schon sehr viel und vor allem ganz schön, schloss sie seltsam naiv aufblickend endlich ihre powerpointlose Präsentation.
Ein Lacher, dieser Traum! Erleichtert erwachte ich in der Wirklichkeit.
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