Während die Stadt weiter rasant wächst, verfällt seit mehreren Jahrzehnten ein riesiges Gebäude auf einem etwa 10.000 Quadratmeter großen Grundstück im Besitz der Deutschen Bahn. Vor etwa einem Jahr haben mehrere junge Menschen das „Black Triangle“ besetzt. Dieses hat sich seitdem als illegaler Kunst- und Veranstaltungsraum im Leipziger Süden etabliert. Doch nun befürchten die derzeitigen Bewohner und ihre Besucher die baldige Räumung.

Seit mehr als einem Jahr besetzen mehrere Personen ein altes Bahngelände in der Arno-Nitzsche-Straße im Leipziger Süden. Fast ebenso lang steht mittlerweile eine mögliche Räumung im Raum. Nun befürchten die derzeitigen Bewohner, dass sie das Areal tatsächlich bald verlassen müssen. Ab Donnerstag, dem 13. Juli, ist nach ihren Angaben mit einer entsprechenden Entscheidung des Bundesgerichtshofes zu rechnen. Dort ist das Verfahren derzeit anhängig.

In der Vergangenheit hätte es zwar bereits diverse Versuche gegeben, sie zu vertreiben – doch dies scheiterte unter anderem daran, dass die Identitäten der Menschen offenbar nicht bekannt sind und entsprechende Zustellversuche deshalb nicht erfolgreich waren.

Im Sommer 2016 war die Besetzung bekannt geworden, nachdem ein Bahnmitarbeiter auf die dortigen Aktivitäten aufmerksam geworden war. Es dürften die ersten seit mehreren Jahrzehnten gewesen sein. So lange nutzt die Bahn das vermutlich etwa 10.000 Quadratmeter große Areal nicht mehr und ließ dieses mitsamt eines großen und mehrerer kleinerer Gebäude verfallen. „Wir legen hier Hand an, um den Bestand zu sichern und den Verfall zu stoppen“, sagte einer der Besetzer damals der L-IZ.

Seitdem hat sich tatsächlich viel getan. Auf dem Gelände sind zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten für die Bewohner und ihre Besucher entstanden: Fitnessraum, Siebdruckwerkstatt, Kino, Umsonstladen, Sauna, Fahrradwerkstatt und einiges mehr – dazu jede Menge Wohnraum für potentiell mehrere dutzend Personen. Abgesehen von Rassisten, Sexisten und Polizisten sind im sogenannten Black Triangle alle Menschen willkommen.

Jeden Donnerstag findet eine „Vokü“, also ein gemeinsames Kochen zum Selbstkostenpreis statt. Zudem werden regelmäßig Konzerte, Filmvorführungen und andere Veranstaltungen durchgeführt. Teilweise erscheinen mehrere hundert Menschen, wie beispielsweise vor einigen Wochen bei den Feierlichkeiten zum einjährigen Bestehen des Black Triangle. Aktuell sind die Bewohner mit der Instandsetzung des Daches beschäftigt.

Die Verhandlungen mit der Bahn über eine legale Nutzung seien schon längst im Sande verlaufen, heißt es. Bereits vor einem Jahr hatte das Unternehmen in einer E-Mail an die Besetzer mitgeteilt, dass es „keine Verhandlungsabsichten bezüglich des widerrechtlich angeeigneten Grundstücks“ gebe, und die Bewohner zum Verlassen des Areals aufgefordert. Fragen der L-IZ nach langfristigen Nutzungsplänen für das Grundstück beantwortete die Bahn nicht.

Die Bewohner des Black Triangle halten es nun für möglich, dass demnächst die Polizei vor der Tür steht. Sie hoffen auf die Solidarität anderer Menschen, welche sich bislang unter anderem in einer Spontandemonstration ausgedrückt hat. Noch besser wäre es aus ihrer Sicht jedoch, wenn die Bahn die Besetzung dulden oder sogar legalisieren würde. Mit der Rechtssicherheit könnten dann – so die Bewohner – beispielsweise auch Geflüchtete dort leben.

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Es gibt 7 Kommentare

Erst einmal geht es um generell um Raum. In diesem Fall sinnlos leerstehend, währen gerade Raum dringend gebraucht wird. Das ist nicht im Sinne einer Gesellschaft.

Hier geht es um Gewerberaum, der umgenutzt werden soll.
In Berlin geht es um Wohnraum.

“Damit wird Wohnraum vor Zweckentfremdung durch Leerstand, Abriss und der Umwandlung in Gewerberaum oder Ferienwohnung geschützt.”
Zitat aus dem Link. Zusammenhang hergestellt^^

In Berlin ist die Zweckentfremdung von “Wohnraum” verboten. Dort geht es um die Vermietung von Wohnraum an Touristen. Eine Zusammenhang fehlt vorliegend völlig.

Das klingt ja spannend, da gibts tatsächlich Möglichkeiten? Danke für den Link.

Solche Orte sind so wichtig. Warum darf ein Gebäude jahrzehntelang leerstehen, wenn anderswo dringend welche gebraucht werden? Da muss es doch Möglichkeiten geben. Warum kauft die Stadt solche Grundstücke nicht und arbeitet mit den Leuten zusammen?

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