Seit Anfang des Jahres haben Organisationen weltweit zum „March for Science“ aufgerufen. Ausgangspunkt war zunächst die Wahl des Klimawandel-Skeptikers Donald Trump zum US-Präsidenten, doch auch der generelle Vertrauensverlust in Wissenschaft und Fakten spielte eine zunehmende Rolle. In Leipzig beteiligten sich am Samstag etwa 1.000 Menschen an der Demonstration. Redner thematisierten unter anderem den Masernausbruch und die Hetze gegen Geflüchtete.
Etwa 1.000 Menschen sind am Samstagnachmittag in Leipzig auf die Straße gegangen, um für Fakten, rationale Argumente und eine ausreichende Finanzierung der Forschung zu demonstrieren. Der „March for Science“ fand in mehr als 600 Städten weltweit statt. In Berlin, London und Washington D.C. beteiligten sich jeweils mehr als 10.000 Personen daran. Auch in Hamburg, München und Frankfurt demonstrierten jeweils mehrere tausend Menschen.
Die Auftaktkundgebung in Leipzig fand vor dem Naturkundemuseum statt. Dort versammelten sich gegen 13 Uhr etwa 100 Menschen. Innerhalb einer Stunde wuchs die Zahl der Teilnehmenden auf etwa 1.000 an. Die Forschungsgruppe „Durchgezählt“ schätzte die Anzahl der Personen zum Start des Aufzugs Richtung Augustusplatz auf 900-950 Menschen. Die Polizei sprach laut Veranstaltern von 1.100 bis 1.200 Menschen.
Die Teilnehmenden hielten während des Marschs zahlreiche Schilder in die Höhe, die ein breites thematisches Spektrum abdeckten. Manche richteten sich gegen bestimmte Phänomene wie Trump, die AfD oder sogenannte Fake News, andere warben offensiv für die Wissenschaft und deren Methoden. Auf dem Frontbanner der Demo war der Schriftzug „Wissen schafft Zukunft“ zu lesen.
Auf dem Augustusplatz verlasen die Organisatoren ein Grußwort des Oberbürgermeisters Burkhard Jung (SPD). Unirektorin Beate Schücking war persönlich anwesend und warnte vor „alternativen Fakten und gefühlten Wahrheiten“. Bereits im Vorfeld hatten sich die Rektoren der Leipziger Hochschulen und Vertreter mehrerer Forschungseinrichtungen in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem „March for Science“ solidarisiert.
Das eigentliche Hauptprogramm der Demo bildeten die Kurzvorträge von drei Wissenschaftlern und einer Journalistin. Diese beschäftigten sich mit der Situation von Wissenschaft und Akademikern in der Türkei und in den USA, thematisierten den jüngsten Masernausbruch in Leipzig und wiesen auf die in den vergangenen Jahren zahlreich im Internet verbreiteten Falschmeldungen hin: häufig im Zusammenhang mit angeblichen Straftaten von Geflüchteten.
Die Organisatoren zogen anschließend ein positives Fazit. „Es war ein deutliches Zeichen, das die Leipziger Bürger gesetzt haben“, so Birte Sedat. „Nun sind Politik, Medien und Wissenschaftler gefragt, auf den Appell zu reagieren, denn an sie hat sich der Marsch gewandt.“
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