Die Wellen gehen hoch, nachdem der Zoo Leipzig angekündigt hat, seine Muntjaks nicht an einen privaten Halter abzugeben und die Muntjak-Haltung irgendwann mit der Tötung der Tiere zu beenden. Irgendwie scheint die EU-Verordnung die Abgabe der Tiere noch bis zum August zu erlauben. Aber in Wirklichkeit ist auch das nur eine Schimäre, stellt Zoodirektor Dr. Jörg Junhold jetzt fest.

Zur Klarstellung hat er gleich einmal die Homepage des Zoos genutzt, damit der Text nicht erst wieder durch die Mangel gedreht wird. Denn Spielraum hat er als Zoodirektor eigentlich nicht. Die Verordnung weist einfach Regelungslücken für die existierenden Bestände auf. Deshalb haben die sächsischen Behörden die Abgabe der Leipziger Muntjaks an einen Halter in Belgien untersagt.

Da nützen auch Übergangsregelungen nichts, so Junhold: „In den nun von der EU-Kommission zitierten Übergangsregelungen des Artikel 32 ist unser spezieller Fall weder klar definiert noch wird der Umgang mit Tierbeständen in den Zoologischen Gärten eindeutig geregelt. Dies zeigt das Dilemma für die betroffenen Zoos und die Vollzugsbehörden in den Mitgliedsstaaten.“

Denn auch die Abgabe an einen privaten Halter ist eigentlich nicht mehr möglich. Denn der hätte ja auch keine Genehmigung, die Tiere zu halten oder gar zu züchten.

Junhold: „Für eine Tierart mit einer Lebenserwartung von 20 Jahren wie bei den Muntjaks wäre zudem ein Übergangszeitraum von einem Jahr unerheblich. Nach der Übergangszeit sind sogenannte kommerzielle Haltungen zum Beispiel angehalten, um einer Tötung der Tiere zu entgehen, die Tiere in eine wissenschaftliche oder medizinische Einrichtung bzw. in eine Ex-situ-Erhaltung abzugeben. Welche Einrichtungen das im Fall der Muntjaks wären, bleibt offen. Wir würden uns wünschen, dass Zoos von der EU-Kommission offiziell als Ex-Situ-Haltung eingestuft werden und mit entsprechenden Ausnahmeregelungen für die Haltung, Zucht und den Transport von invasiven Arten ausgestattet werden.“

Eine Tötung ist bislang erst perspektivisch angedacht.

Deswegen hatte der Deutsche Tierzschutzbund schon dafür plädiert, die Chinesischen Muntjaks im Leipziger Zoo einfach zu versorgen, bis sie von allein aus Altersschwäche sterben.

„Es ist auf der einen Seite sicherlich richtig, für dieses Thema um Aufmerksamkeit zu werben und in der Öffentlichkeit auf die Mängel der EU-Verordnung, die im Übrigen auch verstärkt Auffangstationen und Tierheime betrifft, aufmerksam zu machen. In diesem Fall schiebt der Zoo aber hinsichtlich der Tötungsabsicht zu Unrecht den schwarzen Peter auf die EU-Vorgaben“, meinte Marius Tünte, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbundes, am Dienstag. „Denn: Man könnte die Muntjak-Haltung ohne Probleme auslaufen und die Tiere bis zu ihrem natürlichen Tod im Zoo alt werden lassen. Anders als die meisten Hirsche, die in Sozialverbänden leben, lebt der Chinesische Muntjak normalerweise solitär, paarweise oder in kleinen Familiengruppen. Zudem sind Zootiere ohnehin einer ganzen Reihe von Einschränkungen ausgesetzt, so dass das Argument einer nicht-artgerechten Haltung ohne Fortpflanzung nicht uneingeschränkt gelten kann. Insofern ist es allein die Entscheidung der Leipziger Verantwortlichen, wenn sie die Tiere in absehbarer Zeit töten wollen. Aus Tierschutzsicht wäre es wünschenswert, wenn die Entscheidung noch einmal überdacht werden würde. Davon abgesehen setzt sich der Deutsche Tierschutzbund ebenso wie der Zoo Leipzig und der Verband der zoologischen Gärten für eine tierschutzgerechte Umsetzung der EU-Verordnung ein.“

Aber schon am Montag hatte der Zoo ja betont, dass er die Chinesischen Muntjaks bis auf weiteres halten werde. Wenn sie nun auch noch alt werden dürfen, wäre für die Tiere ja schon etwas gewonnen.

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