Natürlich ist es ein Jubiläum, das in Leipzig wahrgenommen werden muss: der 500. Jahrestag des Lutherschen Thesenanschlags am 31. Oktober 1517, der bis heute als Beginn der Reformation gilt. 2017 ist Höhepunkt der Lutherdekade. Und Leipzig liegt mittendrin in Lutherland, ist quasi der zentrale Umschlagplatz für die Gäste, stellt Leipzigs Kulturdezernat bei der Beantragung von 390.000 Euro für die LTM fest.
Zusätzlich zu den 950.000 Euro, die der Leipziger Stadtrat schon für den „Kirchentag auf dem Weg“ bewilligt hat, der vom 25. bis 28. Mai 2017 stattfindet. Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) will das Jubiläum mit Plakaten, Flyern und Broschüren begleiten.
„Die Deutsche Zentrale für Tourismus gibt der Bedeutung des Reformationsjubiläums einen so hohen Stellenwert, wie sie eine EXPO besitzt“, teilt das Kulturdezernat in seiner Vorlage mit. „Für den Leipziger Tourismus kann das Reformationsthema daher eine enorme Magnetwirkung entfalten, insbesondere für die internationalen Quellmärkte. Aufgrund ihrer Lage und ihrer logistischen Voraussetzungen kann sich die Stadt als Zentrum für den Reformationstourismus in Mitteldeutschland profilieren und zu einer der zentralen Destinationen für Reformations-Pilger auf ihrem Weg nach oder von Wittenberg zu werden. Die Lutherstadt ist in 35 Minuten mit dem ICE von Leipzig aus zu erreichen (Regionalbahn: 50 Minuten).“
Denn Luther wird ja in ganz Mitteldeutschland gefeiert und die eigentlichen Lutherstädte – Wittenberg, Torgau, Eisenach, Erfurt und Eisleben – liegen schließlich wie eine Perlenkette um Leipzig herum, Leipzig, diese Stadt, die Luther gar nicht so mochte, obwohl hier mit der Leipziger Disputation 1519 einer der Höhepunkte der Reformation stattfand.
„Die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum bieten Leipzig eine in dieser Form lange nicht wiederkehrende Möglichkeit, sich als geschichtsbewusste, intellektuell attraktive und weltoffene Stadt mit großer Bedeutung als geistiges Zentrum in Geschichte und Gegenwart zu präsentieren“, schreibt das Kulturdezernat. „Darüber hinaus steht die Stadt für die umfassenden Wirkungen der Reformation in Politik, Musik, Bildung und einer im weiten Sinne verstandenen Philosophie. An die Leipziger Disputation soll an ihrem historischen Ort von 2017 an eine Gedenkplatte erinnern, die in einem feierlichen Rahmen enthüllt werden wird.“
Nicht nur das steht schon jetzt im 2017er Luther-Kalender.
Das Stadtgeschichtliche Museum hat vom 12. April 2017 bis zum 28. Januar 2018 die Ausstellung „Luther im Disput. Leipzig und die Folgen“ geplant. Die Universitätsbibliothek plant vom 9. März bis 18. Juni eine Ausstellung mit dem Titel „Der Geist aus den Klöstern. Sachsens religiös-intellektuelle Zentren im Mittelalter“ und vom 12. Oktober 2017 bis 11. Februar 2018 die Ausstellung „kirchenamt und glaubens sachenn. Leipzig und die reformatorische Herausforderung“. Das Grassi Museum für angewandte Kunst klinkt sich mit einer eigenen Ausstellung „Gottes Werk und Wort vor Augen“ genauso ein wie das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, das Museum für Druckkunst und das Bachmuseum. Man kommt 2017 in Leipzig an Luther eigentlich nicht vorbei. Die LTM hat sogar ein eigenes Leipziger Luther-Signet entwickeln lassen.
Und schon seit der Internationalen Tourismusbörse im März in Berlin wirbt man mit einer eigenen Website für die Leipziger Lutherstätten. Da ist das Signet mit der Lutherrose und den zwei „L“ schon zu sehen. Dort werden die Veranstaltungen rund um Luther und Reformation beworben. Es gibt kleine Ausflüge in die Geschichte zur Beziehung Luthers mit Leipzig (die immer eine zwiegespaltene war – mal war ihm die Stadt eine echte Hure Babylon, dann wieder hatte er hier seine treuesten Freunde und Unterstützer). Der sächsische Lutherweg (an dem natürlich auch Leipzig liegt) wird beworben. Johann Sebastian Bach wird natürlich auch nicht vergessen.
Aber zentral ist natürlich die Karte, auf der man die 12 greifbaren Orte in Leipzig findet, die etwas mit Luther zu tun haben. Im Unterschied etwa zu Wittenberg ist natürlich in Leipzig kaum etwas erhalten aus der Lutherzeit – weder das kurfürstliche Schloss (das die Karte natürlich wieder völlig sinnfrei Pleißenburg nennt), wo seinerzeit in der Hofstube disputiert wurde, noch Auerbachs Hof, den Luther besuchte, denn mit Heinrich Stromer von Auerbach war er so gut bekannt wie mit seinem Lieblingsdrucker Melchior Lotter, der seine Druckerei in der Hainstraße hatte.
Man braucht also ein bisschen Phantasie, um sich das mittelalterliche Leipzig der Lutherzeit vorzustellen.
Aber sonst brauchte es ja auch nicht diese Website, wenn das so einfach wäre.
Da die Seite auch die Luther-Ereignisse für 2016 auflistet, wird jeder, der jetzt schon mal auf den Spuren des Reformators wandeln möchte, auch jetzt schon fündig. Die Luther-Städte zu besuchen ist sowieso in diesem Jahr sehr ratsam, denn 2017 wird es dort rappelvoll, wenn die Lutherfreunde aus aller Welt einfliegen. Über Leipzig natürlich.
Beschlussvorlage „500. Jahrestag des Beginns der Reformation“.
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