Nicht nur der kommende Legida-Aufmarsch am Montagabend, sondern auch der Weltfrauentag, beziehungsweise Frauenkampftag, am Dienstag wirft seine Schatten voraus. Was läge also näher, als den Kampf für feministische Positionen einen Tag vorzuziehen, dachten sich die Aktivisten des Netzwerkes „Leipzig nimmt Platz“. Eine der beiden großen Gegendemos steht deshalb unter dem Motto „Für einen grenzenlosen queeren Feminismus – Sexismus angreifen!“. Start ist 18 Uhr auf dem Augustusplatz.
Im Laufe des Protests gegen die Vereinigung Legida standen zumeist deren Rassismus und Hetze gegen Geflüchtete im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ rückt nun eine weitere Ideologie in den Fokus: den Antifeminismus. Dieser zeige sich in Begriffen wie „Frühsexualisierung“, „Genderwahn“ und „Verschwulung“, so die Feststellung in einem Ende Februar veröffentlichten Demoaufruf.
„Sowohl das reproduzierte Familienbild als auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft entspringen der völkischen Denkweise“, heißt es darin weiter. „Der Mann sei körperlich überlegen und daher der sowohl arbeitende als auch kämpferische Part, während der Frau Sanftheit und Schutzbedürftigkeit zugeschrieben werden, die sie als Mutter innerhalb der Familie auslebe.“
Als Beleg könnte ausgerechnet die Rede einer Frau gelten. Am 11. Januar beklagte Tatjana Festerling anlässlich der Ereignisse in der Silvesternacht einen angeblich „flächendeckenden Terroranschlag“ muslimischer Flüchtender auf „deutsche, weiße, blonde Frauen“. Doch das sei nicht das eigentliche Problem. Später fügte sie hinzu: „Wenn man Frauen erniedrigt, demütigt und entwürdigt, erniedrigt, demütigt und entwürdigt man vor allem die Männer, die es nicht schaffen, ihre Frauen zu schützen.“ Das Menschenbild der „naiven Gutmenschen“ und „Willkommensklatscher“ bezeichnete sie abwertend als „verschwult, durchgendert und metrosexuell“.
Als Rednerinnen auf dem Augustusplatz hat „Leipzig nimmt Platz“ unter anderem die Linke-Bundesvorsitzende Katja Kipping und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar angekündigt. „Wir kämpfen nicht nur gegen femonationalistische, rassistische und antifeministische Einstellungen bei Legida – vielmehr wollen wir den sexistischen Normalzustand angreifen und sind daher solidarisch mit emanzipatorischen, queeren und feministischen Bestrebungen in Leipzig und anderswo.“
Eine weitere Gegenkundgebung der Global Space Odyssey startet ab 17 Uhr auf dem Lindenauer Markt und zieht von dort zum Wilhelm-Leuschner-Platz. Zudem ist Protest vor der Thomaskirche angemeldet. Am Synagogendenkmal in der Gottschedstraße und am „Stolperstein“ am Dittrichring werden Mahnwachen stattfinden.
Legida mobilisiert erneut zum Treff im Hauptbahnhof, um von dort gemeinsam zur eigentlichen Auftaktkundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz zu laufen. Polizeipräsident Bernd Merbitz kündigte gegenüber Journalisten unter der Woche an, verstärkt auf den Einsatz übergroßer Fahnenstangen und Blendlicher zu achten. Auch diese “Vorab-Demo” stand in der Kritik, es könnte sein, dass sie dieses Mal angemeldet werden müsste. Als Redner sind die Pegida-Führungsfiguren Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz sowie ein sich selbst als „Friedrich Fröbel“ bezeichnender Sympathisant von Hooligans angekündigt.
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