Vier Tage nach dem eigentlichen Frauenkampftag zogen am Samstag etwa 800 Menschen fรผr feministische Inhalte durch Leipzig. Sie riefen dabei auch zum Engagement gegen Rassismus auf und gedachten der ermordeten Menschenrechtsaktivistin Berta Cรกceres. Am Rande der Demo kam es zu einer Schlรคgerei mit betrunkenen Teilnehmern eines Junggesellenabschieds.
Eigentlich sollte die feministische Kampftag-Demo nur zwei Stunden dauern und in dieser Zeit vom Otto-Runki-Platz an der Eisenbahnstraรe zum Clara-Zetkin-Denkmal im Johannapark ziehen. Bei der Strecke blieb es, jedoch benรถtigten die etwa 800 Teilnehmenden dafรผr fast doppelt so viel Zeit. Diese nutzten sie fรผr lautstarken Protest gegen Sexismus und fรผr die Rechte von Frauen. Die zahlreichen Rednerinnen und Redner thematisierten im Laufe des Nachmittags eine ganze Reihe verschiedener Problemfelder.
Schon der Demoaufruf, der zu Beginn der Kundgebung verlesen wurde, enthielt eindeutige Bezรผge zu den รbergriffen auf Frauen in der Silvesternacht und der folgenden Hetze gegen Migranten und Flรผchtende: โEs kotzt uns an, dass feministische Forderungen ausgenutzt werden, um rassistische Argumentationen zu unterstรผtzen.โ Dementsprechend spielten diese Ereignisse und ihre Konsequenzen auch auf der Demo eine groรe Rolle.

โWir wollen die sexuelle Gewalt in Kรถln nicht entschuldigenโ, hieร es gleich zu Beginn der Kundgebung. โBei den Tรคtern handelt es sich um Arschlรถcher โ aber nicht wegen ihrer Nationalitรคt, sondern weil sie Sexisten sind.โ Ein antirassistischer Feminismus sei in Anbetracht der Diskussionen der vergangenen Wochen nรถtiger denn je.
Thematisiert wurde auch der Mord an der Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cรกceres. Wegen ihres Engagements war sie in der Vergangenheit schon mehrfach Opfer sexueller Angriffe und verschiedenster Drohungen geworden. Vor einigen Jahren sagte sie in einem TV-Interview: โWenn sie mich tรถten wollen, dann werden sie es tun.โ Am 3. Mรคrz dieses Jahres wurde sie vor ihrem Haus in Honduras erschossen.

Desweiteren ging es um den Schutz geflรผchteter Frauen, sexistische Hochschulprofessoren und die virtuellen Anhรคnger von Pegida, die sich nur so lange fรผr Feminismus interessierten, wie die in Schutz Genommenen sich nicht fรผr Geflรผchtete einsetzten โ denn dann wandle sich der Einsatz fรผr Frauenrechte in wรผste Vergewaltigungsphantasien.
Im Laufe der Kundgebung kam es mehrmals zum Einsatz bunter Rauchgranaten. Gab es zunรคchst keine sichtbare Reaktion der Polizei, versuchte sie spรคter, die Verantwortlichen zu filmen und zu identifizieren. Die Demoteilnehmer wiederum versuchten, die Filmaufnahmen zu behindern und kritisierten diese per Lautsprecherdurchsage. Man solle sich von der Polizei nicht einschรผchtern lassen, hieร es. Es blieb bei verbalen Auseinandersetzungen.

Einen tรคtlichen Konflikt gab es jedoch kurze Zeit spรคter in der Innenstadt. Hier zog die feministische Demo unter anderem an einer Gruppe augenscheinlich angetrunkener Mรคnner vorbei, die Junggesellenabschied feierten. Einer von ihnen geriet mit einem Fotografen in einen verbalen Konflikt. Als letzterer sich wieder in den Demozug begeben wollte, wurde er angegangen. Es kam zu einer Schlรคgerei, an der sich insgesamt etwa zehn bis 20 Personen beteiligten. Am Ende trennte die Polizei beide Lager voneinander und nahm die Personalien der pรถbelnden Mรคnner auf.
Nach Abschluss der Kundgebung richteten sich die Maรnahmen der Polizei jedoch auch gegen Personen, die zuvor an der Kampftag-Demo teilgenommen hatten โ jedoch nicht wegen der Prรผgelei oder der Rauchgranaten. Stattdessen sollen sich mehrere Personen wรคhrend der Kundgebung vermummt haben. Auรerdem sei via Lautsprecherdurchsage zu einer Straftat aufgerufen worden.

So war die feministische Kampftag-Demo am Ende tatsรคchlich all das, was sie gemรคร Aufruf werden sollte: einfallsreich, wรผtend, laut und voller โSpielzeugโ.
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher