Das Aktionsbündnis „NoCompact“ wendet sich mit einem Offenen Brief gegen den Auftritt des rechten Monatsmagazins „Compact“ auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse. In einem am Donnerstagmorgen veröffentlichten Schreiben heißt es: „In Zeiten von Pegida und beinahe täglichen rassistischen Brandanschlägen ist das ein fatales Signal.“ Zu den Unterzeichnern gehören verschiedene Leipziger Institutionen und Einzelpersonen.

„Seit seiner Gründung vor fünf Jahren verbreitet das ‚Compact-Magazin‘ völkisch-nationalistische, verschwörungsideologische und homophobe Hetze“ heißt es zu Beginn eines Offenen Briefes, mit dem sich das Aktionsbündnis „NoCompact“ gegen den Auftritt des Monatsmagazins auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse wendet. Diese findet vom 17. bis 20. März statt.

„Compact“-wird dort – wie schon in den Jahren 2013 bis 2015 – mit einem Stand vertreten sein und auf zwei Veranstaltungen vor allem sich selbst und eine Sonderausgabe bewerben. Bereits in den Vorjahren hatte es vereinzelt Protest gegen „Compact“ auf der Buchmesse gegeben. Nach Angaben einer Messesprecherin war es jedoch zu keinen Zwischenfällen gekommen.

„Compact“ gehört derzeit zu den einflussreichsten Medien im rechten politischen Spektrum. Innerhalb der vergangenen drei Jahre konnte es seine Auflage eigenen Angaben zufolge von 5.000 auf knapp 40.000 verkaufte Exemplare steigern. Legida wirbt auf seinen Veranstaltungen auf der Bühne mit Plakaten für das Magazin. Chefredakteur Jürgen Elsässer war dort schon mehrfach als Redner zu Gast.

Sein Magazin macht regelmäßig Stimmung gegen Geflüchtete und bezeichnet diese unter anderem als „Invasoren“. Beliebte Feindbilder sind außerdem Bundeskanzlerin Angela Merkel, Linke und Grüne sowie die USA. Journalisten und Wissenschaftler verorten „Compact“ mehrheitlich im rechtspopulistischen Spektrum.

Das Aktionsbündnis „NoCompact“ existiert schon seit mehreren Jahren. Aufmerksamkeit erlangte es Ende 2013, als es gegen eine sogenannte „Souveränitätskonferenz“ von „Compact“ in Leipzig mobil machte. Damals organisierte es Gegenveranstaltungen und Blockaden anreisender Teilnehmer. Zu den Rednern zählte der Islamfeind Thilo Sarrazin.

Messesprecherin Julia Lücke äußerte sich gegenüber der L-IZ bereits vor Veröffentlichung des Offenen Briefes zum Auftritt von „Compact“. Sie bezeichnete die Buchmesse als Plattform für Meinungen und Debatten. „Eine offene Diskussionskultur ist ein wichtiger Grundsatz der Leipziger Buchmesse.“ Das Recht auf Menschenwürde dürfe allerdings nicht verletzt werden. Auf aktuelle Anfrage erklärte sie, sich den Brief noch durchlesen zu müssen. Erst dann wolle sie ein Statement abgeben.

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören unter anderem die Politikerinnen Monika Lazar (Grüne), Juliane Nagel (Linke) und Katharina Schenk (SPD), das Werk 2, Ex-Thomaspfarrer Christian Wolff und mehrere zivilgesellschaftliche Initiativen. Rassistische, nationalistische und antisemitische Propaganda gehörten ihrer Ansicht nach nicht auf eine internationale Veranstaltung wie die Leipziger Buchmesse. Sie fordern: „Laden Sie das ‚Compact-Magazin‘ von der Buchmesse aus!“

Im Moment betreibt „Compact“ aktiv Wahlkampf für die Alternative für Deutschland (AfD) und inszeniert sich als Sprachrohr der völkischen Bewegungen rund um diese Partei, Pegida und andere „Bürgerbewegungen“. Auf dem Cover der aktuellen Ausgabe ist AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry zu sehen. Titel: „Die bessere Kanzlerin“.

Bereits am Nachmittag hat die Buchmesse auf ihrer Homepage reagiert. In dem Schreiben heißt es, dass man die Hetze und Gewalt in Deutschland mit großer Sorge betrachte. Ob eine Meinung oder ein Werk verfassungsfeindlich ist, liege jedoch nicht im Ermessen der Buchmesse, sondern bei Gerichten und Geheimdiensten.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der am 11. März erscheinenden Ausgabe der „Leipziger Zeitung“.

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