In der Kantine des Evangelischen Schulzentrums öffnet dienstags und donnerstags, wenn die Schule aus ist, das Südcafé. Sieben Mädchen sitzen um einen Tisch und lernen fleißig deutsch. Ein Vater sucht nach einer Wohnung für seine große Familie und Kinder spielen ein Memory. „Das Bedürfnis ist riesengroß“, stellt Pfarrer Christoph Maier von der Bethlehemsgemeinde fest. Es geht um eine Begegnung auf Augenhöhe, unterstreicht er.
„Es ist warm. Nicht nur der Ort, sondern die ganze Atmosphäre“, beschreibt eine Leipziger Mutter von zwei Töchtern in einem Blog ihren ersten Besuch im Südcafé. Diese hatte sie mitgebracht, quasi zur Senkung der Hemmschwelle. Denn Kinder kommen irgendwie schneller mit fremden Kindern in Kontakt. Bei meinem Besuch ist das nicht anders. In der Spielecke sitzen Kinder aus Leipzig und Syrien zusammen und spielen Memory. Der kleine sechsjährige Leipziger holt sich gerade das dritte Stück Kuchen und beginnt jetzt mit den syrischen Mädchen am Tisch fröhlich zu plappern.
Die größte Gruppe ist hier für Sprachkurse. „Manche kommen auch mit ihren Lehrern aus den Flüchtlingsheimen hierher”, erklärt Pfarrer Maier. Am Computer sitzt Pfarrer Andreas Dohrn. Ein Familienvater ist gerade bei ihm und sucht eine Wohnung. Pfarrer Dohrn und sein Team rund um die Peterskirche haben eine Plattform entwickelt, die Flüchtlingen hilft, sich im Dschungel des deutschen Mietrechts zurechtzufinden. Flüchtlingswohnungen.org bringt Flüchtlinge und Vermieter zusammen – mit großem Erfolg. Über 1.200 Nutzer haben sich angemeldet.
Mit dem Südcafé ging es nach den Herbstferien 2015 zügig los. „Die Schule hat unkompliziert die Räume zur Verfügung gestellt“, freut sich Pfarrer Maier. Seit dem 1. Dezember 2015 öffnet das Café jeden Dienstag und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr. Eine Wand mit „Ich brauche/suche“ und „Ich biete an“ zeigt an, was gerade gebraucht wird: Tandempartner zum Sprachenlernen, Spielgeräte und Musikinstrumente. Helfer werden immer gesucht: „Im Grunde ist für uns ein Schnitt von 1:1 ideal. Von daher können es immer noch mehr Helfer sein, die kommen.“ Über die Plattform VolonteerSpot werden die Dienste, die für den Betrieb nötig sind, eingeteilt.
Bei den Gästen, die schon länger da sind, kommen auch religiöse Themen zur Sprache: „Ich biete als Pfarrer auch Gesprächsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen an“. Die Muslime suchen natürlich auch nach Orten für ihr Gebet: „Das ist ein Problem. Es gibt gerade für die arabisch sprechende muslimische Gemeinschaft außer in der Roscherstraße nicht viel Anlaufstationen – und da wollen wir nicht, dass sie hingehen“, betont Pfarrer Maier. Die Moscheegemeinde steht wegen ihrer salafistischen Ausrichtung unter starker Kritik. „Wir achten darauf, dass das Südcafé ein Ort ist, an dem sich alle vertragen“, unterstreicht Pfarrer Maier. „Deshalb finden im Café selbst auch keine religiösen Angebote statt.“
Die Leipziger Mutter resümiert in ihrem Blog: „Ich gehe an diesem Abend mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Es war schön. Ich bin begeistert von den ehrenamtlichen Helfern, die so viel Zeit und Herz investieren. Mich begeistert es zu hören, dass sich auch Flüchtlinge am Dienstplan beteiligen, für alle Tee kochen und sie an ihrer Welt teilhaben lassen. Das Südcafé ist ein Ort für Geben & Nehmen. Und ich hoffe, ich war nicht zum letzten Mal da.“
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Sehr schön, vielleicht sollten sich die Besorgten mal mit an den Tisch setzen. Aber dafür sind sie ja zu feige.