Legida mรถchte vor dem Naturkundemuseum seinen ersten Geburtstag feiern und anschlieรend Richtung Nordplatz marschieren. Tausende Gegendemonstranten wollen den Aufzug lautstark begleiten oder gar verhindern. Im Vorfeld sorgen zahlreiche Gewaltaufrufe, Drohungen und wilde Spekulationen fรผr Unruhe.
+++ 22:30 Uhr: Ein wenig mehr Ruhe in Leipzig โ Legida nur noch monatlich +++
Legida mรถchte nur noch monatlich. Verstehbar, bei der letzten Demo vor dem โGeburtstagโ war die rassistische Bewegung noch maximal mit 300 Teilnehmern und Sprรผchen wie โMaximaler Widerstandโ (eine Abwandlung des Neonazirufes โNationaler Widerstandโ) unterwegs. Die Bilder eines vollen Platzes von heute sollen offenbar lรคnger vorhalten. Man mรถchte โKraft gewinnenโ, doch schon lรคnger ist klar, dass im Hintergrund auch finanzielle Fragen eine Rolle spielen. Immer am ersten Montag im Monat mรถchte man nun in Leipzig demonstrieren. Bedeutet auch โ weniger Radau fรผr die Polizeibeamten, die heute gut zu tun hatten, Herr der Lage zu bleiben.
+++ 22 Uhr: Legida endet und schweigt zu รberfรคllen +++
Die Forschungsgruppe โDurchgezรคhltโ meldet heute โzwischen 2.500-3.400 bei Legida in Leipzigโ. Angesichts der koordinierten รberfรคlle in Leipzig auf den Fischladen und auch an den Wagenplรคtzen in der Fockestraรe und eventuell auch an der Klingerstraรe eher eine Randnotiz. Der gewaltsuchende Teil der Bewegung hat sich in Leipzig ausgetobt. Wรคhrend Markus Johnke sonst immer wusste, was in Leipzig im Umfeld seiner Legida-Veranstaltungen ablief und dies auch auf der Bรผhne kommentierte, fรคllt heute kein Wort zu den Angriffen Rechtsextremer in Connewitz und Plagwitz (letzere sind noch unbestรคtigt, da herrscht gerade ein groรes Durcheinander in den Informationen).
Wo sich sonst die Kritik an Angriffen auf Legida teils schon fast auf dem Niveau von Jammerei befand, ist heute eher eine โuninformierteโ, stille Freude zu merken. Gegen Ende der Veranstaltung hatte eine Rednerin die Solidarisierung der Polizei mit Legida und Pegida verlangt. Die hat heute alle Hรคnde voll zu tun, nach den linksextremen Randalen am 12. Dezember nunmehr Rechtsextremisten in die Polizeidirektion an der Dimitroffstraรe zu fahren.
+++ 21:43 Uhr: Helene mal wieder & der Mann mit dem Hut kommt zum Familienfest +++
โGerade ich als Frau verurteile diese neue Art der sexuellen รbergriffe auf deutsche Frauen aufs Schรคrfste.โ Mehr muss Helene wohl nicht mehr sagen. Und was ist mit den โnichtdeutschen Frauen?โ Schuld sind bei Helene aus Chemnitz auch daran die Politiker. Denn die wรผssten, dass es so etwas ja in den Lรคndern gรคbe, wo die jungen Mรคnner herkommen. Und nichts tun wรผrden. In einem hat sie wohl Recht โ die โArmlรคngeideeโ der amtierenden Kรถlner Bรผrgermeisterin Henriette Reker war durchaus einfach dumm. Es ist wirklich beste Populistenzeit, denn Helene mรถchte sich nicht zu einer Hure machen lassen โ was ja wider unserer deutschen Kultur ist.
So funktioniert das mit dem Instrumentalisieren von Straftaten. Statt Aufklรคrung zu fordern, ruft die Menge โAbschieben, abschiebenโ. Statt juristischer Verfolgung der Taten Pogromstimmung. Statt von allen Frauen zu sprechen, muss es ein Kulturkampf sein.
Der โMann mit dem Hutโ folgt. Jรถrg Hoyer โ Mann der ersten Legida-Stunde und einst sogar von Legida-Anhรคngern eher mit Hitler verglichen. Der Militaria-Hรคndler war nach kurzer Zeit aus der Bewegung ausgestiegen, vorgeblich aus gesundheitlichen Grรผnden โ ein Streit mit Silvio Rรถsler war nachtrรคglich gesehen wahrscheinlicher.
+++ 21:26 Uhr: Kurze Runde um den Block & weiterer Angriff von rechts in Plagwitz +++

Wรคhrend Legida angesichts der Ausschreitungen in Connewitz und nun auch in Plagwitz fast zur Nebensache wird, sind die Islamfeinde mittlerweile wieder ans Naturkundemuseum zurรผckgekehrt. Ersten Medienberichten zufolge soll es in einer offenkundig konzertierten Aktion auch zu einem รberfall in Plagwitz gekommen sein. So berichtet Bild Leipzig von 50 Festgenommenen in Plagwitz, offenbar ebenfalls aus dem rechtsextremen Spektrum. Unterdessen feiert sich die NPD Leipzig fรผr den รberfall in Connewitz. Die Polizei hat an beiden Orten jeweils ca. 50 Personen festgenommen.
Beide Einsรคtze laufen derzeit noch โ in Connewitz ist die Stimmung derzeit ziemlich angespannt, da sich seit einiger Zeit auch Linke zur Abwehr organisiert haben. Die Polizei versucht aktuell, durch Verhaftungen der Lage Herr zu werden.
Von Markus Johnke zu den Vorfรคllen bei der Rรผckkehr von Legida kein Ton.
+++ 20:50 Uhr: Legida ist dann mal weg +++
Man lรคuft. Makaber, aber wahr โ durchs zumindest geschichtliche und heute noch sporadische Rotlichtviertel am Nordplatz. Gegen Ende des Redeteils war es Markus Johnke nochmals wichtig darauf hinzuweisen, dass aus dem Demonstrationszug heraus keine Gewalt stattfinden darf.

Mit Blick auf die Ausschreitungen in Kรถln โ an denen schlicht die vorderen Reihen der Pegida-Freunde aus dem rechten Hooliganmilieu schuld waren โ solle man sich in Leipig โnicht provozieren lassenโ. Mal sehen, wen โ sollte es dazu kommen โ heute Legida an die Polizei รผbergeben wird.
Die ist unterdessen damit beschรคftigt, die Personalien von noch etwa 50 Personen an der Selnecker Straรe aufzunehmen. Der Teil einer zwischenzeitlich 250 Mann starken รberfalltruppe hatte versucht, den โFischladenโ in Connewitz zu stรผrmen.
+++ 20:45 Uhr: Kategorie C, HoGeSa und ein Geburtstagsstรคndchen +++
Heute ist wirklich alles versammelt, was so am rechten und gewaltbereiten Rand herumschippert. Der โHannesโ, Hannes Ostendorf, Sรคnger der Hooliganband โKategorie Cโ ist zu Gast. Die Band war bei HoGeSa aufgetreten, als in Kรถln am 26.10.2014 massive Randale stattfanden. Da ist Hannes noch heute stolz drauf und schaut nun voller Neid auf den Erfolg von Legida und Pegida. Wenn heute jemand angesichts solcher Verbindungen zu bereits stattgefundenen Gewaltexzessen und den รbergriffen in Connewitz der Legida-Bewegung strikte Ablehnung von Gewalt attestiert, dรผrfte die Wahrheit wohl verfehlen. Ostendorf singt heute ganz offiziell fรผr Legida zwei Geburtstagsstรคndchen.
+++ 20:21 Uhr: Sex, Sex, Sex bei Festerling +++
Tatjana Festerling lรคuft zur Hรถchstform auf. So sieht sie einen โSex-Dschihad auf Frauenโ in Kรถln und stellt erneut die Lรผge in die Welt, die Medien hรคtten diese Vorgรคnge verschleiern und vertuschen wollen. Der โSex-Terroranschlagโ (Festerling) sei bewusst nicht berichtet worden. Dass Festerling die (von Legida/Pegida heiร geliebten) Vorgรคnge bei der Polizei nicht als die eigentliche Ursache fรผr die Informationsverzรถgerung benennt, zeigt, was gewollt ist. Diese hatte nach der Kรถlner Nacht gemeldet: Keine besonderen Vorkommnisse. Nach Silvester waren jedoch Stรผck um Stรผck Indizien in den sozialen Netzwerken aufgetaucht und berichtet worden. Seither wuchs der Druck auf die Behรถrden โ heute wurde der Vorgang im Landtag Nordrhein-Westfalens aufgearbeitet.
Auch dass es vor allem zu Raubstraftaten und versuchten bis ausgefรผhrten Diebstรคhlen in der Silvesternacht kam und damit einen Blick auf eine weitaus schlimmere Dimension des organisierten, gemeinsamen Raubes erรถffnet, gibt es bei Festerling auch nicht. Denn dann wรคre es keine Sache mehr, welche Festerling in ihrer typisch durchsexualisierten Sprache prรคsentieren kรถnnte. Interessant, dass kein Wort des Bedauerns รผber die betroffenen Frauen fรคllt โ es ist alles auf das Ziel ausgerichtet, den finalen Abgrund eines Landes zu postulieren.
Die polizeilichen Ermittlungen zu den mittlerweile รผber 500 Anzeigen von Frauen laufen noch. Aber die Stimmung bei Legida ist bereits bestens.
+++ 20 Uhr: Die Mutter der Kompanie spielt die Kรถln-Karte & 250 Gewalttรคter in Connewitz festgesetzt +++
Es ist wie ein Geschenk fรผr rechte Hetzer. Tatjana Festerling kann ihre heimliche Freude รผber die โ1.500 Refugees mit syrischen Pรคssenโ in Kรถln kaum verbergen, wenn sie รผber die Silvestervorgรคnge spricht. Um gleich anschlieรend der Mรผnchner Polizei zu unterstellen, dass die Bahnhofsschlieรung zu Silvester natรผrlich nur geschah, weil man eine โHordeโ dort erwartet habe. โWas wussten die Mรผnchner Behรถrden, was man woanders nicht wusste?โ So funktioniert neurechte Propaganda โ offene Fragen stellen und alle anderen mรผssen versuchen, das Gegenteil zu beweisen.
Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass in Connewitz ein gezielter Angriff auf den โFischladenโ in der Wolfgang-Heinze-Straรe erfolgte. Die Polizei Sachsen meldet aktuell auf Twitter: โWir haben ca. 250 Personen des rechten Klientels in Connewitz nach Ausschreitungen festgesetzt. Die Lage ist unter Kontrolle.โ
+++ 19:55 Uhr: Eitles Geschwรคtz hinter der Bรผhne & Shorty von Bachmann +++
Markus Johnke mรถchte gern eine unabhรคngige Justiz, so der Legida-Fรผhrer. Die dรผrfte sich dann wohl neben der Leipziger NPD wegen der polizeiinternen Dokumente demnรคchst hoffentlich auch um die kรผmmern, welche gerade in Connewitz versuchen, ein Szenelokal zu stรผrmen. Die Polizei scheint bereits auf dem Weg zu sein.
Nun lรคuft mal wieder eine Laiendarstellereinlage. So stellt sich der normale Legida-Mitgรคnger einen Staat vor. Angela Merkel muss weg. Im Hintergrund unterhalten sich einige Legida-Macher offenbar lieber รผber die neuen Handys, die die Frauen von ihnen โunbedingt haben wolltenโ. Seit Beginn der Veranstaltung ist offenkundig ein Mikrofon im Hintergrund offen. Irgendwie beruhigend zu hรถren, wie wenig es die Macher von Legida selbst ernst nehmen, was da heute aufgefรผhrt wird. Eitles Geschwรคtz โ den Beitrรคgen auf der Bรผhne hรถren sie selbst nicht zu. Lutz Bachmann befindet sich unter ihnen โ nun beginnt sein offizieller Teil auf der Bรผhne.
Offenbar will er lieber weiterquatschen โ nach einem Kurzbeitrag ist er wieder hinter der Bรผhne verschwunden, um Tatjana Platz zu machen.
+++ 19:40 Uhr: Opferdasein bei Legida und ein erster Angriff in Connewitz +++
โGuten Morgen Leipzigโ. Heute ist Markus Johnke mal in einer ungewohnten Situation โ er hat deutlich mehr Zuhรถrer als sonst. โDer gerechte Lohn fรผr den Mutโ im vergangenen Jahr. Zuletzt 300 Teilnehmer, heute mal aufgefรผllt mit noch unbestรคtigten zwei- bis dreitausend Menschen.
Und gleich gehtโs in die Vollen โ die โstaatliche Schlรคgertruppe Antifaโ hat der Bewegung schwer zugesetzt, so Johnke. 150 abgebrannte Autos, 100 Verletzte, man wurde blockiert, wurde mit Steinen beworfen, einige hรคtten ihre Arbeitsplรคtze verloren. Die ganze Palette des Opferdaseins โ die brennenden Asylbewerberheime und รbergriffe auf Asylbewerber finden fรผr Johnke auch heute nicht statt. Anschlieรend die Verlesung der sattsam bekannten Forderungen der rechten Bewegung.
Unterdessen meldet der Fuรballverein โRoter Sternโ auf Twitter, dass das Lokal โFischladenโ in Connewitz โvon Faschosโ angegriffen wird. Im Vorfeld hatten mehrere rechtsextreme Vereinigungen wie die Freie Kameradschaft Dresden und andere dazu aufgerufen, nach Leipzig zu kommen.
+++ 19:31 Uhr: Interessante interne CDU-Wendung am Rande +++
Wรคhrend sich Bettina Kudla (CDU, Bundestagsabgeordnete) und Robert Clemen (CDU Leipzig) gegen eine Teilnahme der CDU an der heutigen Lichterkette in Leipzig aussprachen, folgte nun auf Nachfrage der L-IZ ein ziemlich eindeutiges Statement von Parteikollege und Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow.
Hierzu Justizminister Gemkow: โWie viele Leipziger Bรผrgerinnen und Bรผrger finde ich: Die Gewalt in der Sprache und in der Tat muss endlich ein Ende haben. Ich nehme an โLeipzig bleibt helleโ teil, um fรผr eine friedliche Stadt einzustehen. Es wรคre nicht richtig, unsere Straรen und den Montagabend linken und rechten Gewalttรคtern zu รผberlassen. Gerade nach den Angriffen der letzten Monate ist es wichtig, zu zeigen, dass wir uns nicht einschรผchtern lassen. Wir mรผssen Gesicht zeigen gegen die, die das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt bedrohen: als Leipziger, als Demokraten und als Staatsbรผrger.โ
Klingt schon etwas anders, als die seltsamen Begrรผndungsvolten aus anderen Teilen seiner Partei im Vorfeld.
+++ 19:20 Uhr: RT Deutsch auch mal wieder da +++
Wer eine andere Perspektive als den sturen Legida-Stream-Blick auf die Bรผhne mag, kann auch hier reinschauen. Da sieht man, dass der Parkplatz vor dem Naturkundemuseum ganz hรผbsch gefรผllt ist โ was so 2.000 Personen ergeben kรถnnte. Warten wir mal die ersten offiziellen Schรคtzungen von vor Ort ab. Noch hat die Initiative und Forschungsgruppe der Uni Leipzig namens โDurchgezรคhltโ keine Zahl genannt. Dafรผr haben sie die Wasserwerfer gezรคhlt, die heute in Leipzig unterwegs sind und haben 10 Stรผck erfasst (Twitter).
+++ 19:10 Uhr: Wie immer unpรผnktlich +++
Wie immer unpรผnktlich dieses deutsche Volk. Naja โฆ Warten halt. Unterdessen freut sich der Markus Johnke wie ein kleiner Junge am Rande, dass die Zuschauerzahlen im Livestream wachsen. รber 3.000 schauen mittlerweile zu, wo sonst vielleicht 500 zusammenkamen. Gleichen wir das mal kurz ab mit den Leserzahlen, die dieser Ticker hat, wรคre auch mal ein Dankeschรถn an uns dran. Derzeit steht unser Ticker auf รผber 10.000 parallelen Lesern.
Nur รผber die รberstunden mรผssen wir mal reden. Wird wieder ganz schรถn was auflaufen heute โ vielleicht klappt ja der T-Shirt-Verkauf? Auch dafรผr gab es immerhin ganz schรถn mediale Werbung vorab. Mal sehen, ob Lutz Bachmann seine menschenverachtenden Shirts verkaufen durfte und wem er was von dem Geld abgibt.
+++ 19 Uhr: Und wieder klinken wir uns ein in den Legida-Stream โ heute mit โSpitzenprogrammโ +++
Das Line-Up der Redenschwinger und Schwingerinnen, mit dem wir uns heute via Kommentare und Hinweise โunterhaltenโ dรผrfen, lautet: Markus Johnke, Tatjana Festerling, Lutz Bachmann, Siegfried Daebritz, Ignatz Bearth, Michael Viehmann, Helene (Chemnitz) und einige mehr โฆ. Sagt zumindest Legida. Von denen wir wie gewohnt auch den Livestream รผbernehmen und ein paar Worte zu den Redebeitrรคgen verlieren werden.
+++ โLeipzig nimmt Platzโ kritisiert Verfassungsschutz fรผr seine Einschรคtzung der Gegenproteste +++
Bereits auf dem Augustusplatz hat es sich die Initiative โLeipzig nimmt Platzโ nicht nehmen lassen, die Einschรคtzungen des Verfassungsschutzes Sachsen zu sich zu kritisieren. Im Vorfeld war die Initiative in einer Lageeinschรคtzung des Geheimdienstes in die Nรคhe gewalttรคtiger Aktionen gerรผckt worden und hatte dagegen scharf protestiert.
(Augustusplatz, 17:35 Uhr)
+++ 18:37 Uhr: Groรrรคumige Trennung der Demos +++
Wรคhrend mittlerweile die ersten Gegenprotestler den Richard-Wagner-Platz erreicht und in Besitz genommen haben, treffen auf der gegenรผberliegenden Seite vor dem Naturkundemuseum die ersten Legida-Fans ein. Dass es heute internationaler werden dรผrfte, ist klar โ immerhin hat auch Pegida von Dresden aus zum Stelldichein gerufen. Gรคste der Stadt Leipzig sind so heute auch Menschen aus dem schรถnen Erzgebirger Land.
Heute dรผrfte es zudem schwer werden, sich groรartig Dinge zwischen den beiden Auftaktplรคtzen des Abends zuzurufen โ es sei denn, man hat ordentlich Kraft in der Lunge. Die Absperrung und Trennung ist durch den Ring groรrรคumig.
+++ 18:23 Uhr: โBass statt Hassโ lรคuft noch +++
Mittlerweile haben die rund 400 bis 500 Teilnehmer der NoLegida-Demo den Leipziger Hauptbahnhof Richtung Hรถfe am Brรผhl passiert. Derzeit verlรคuft alles friedlich.
+++ 18:14 Uhr: Der โInformationsdienst NPDโ rรผhrt auch heute wieder eifrig mit +++

Nochmals zurรผck zu den bei Grimma aufgehaltenen โLinksautonomenโ und die Herkunft der Informationen dazu. Die Polizei Sachsen hat mittlerweile mitgeteilt, dass sie Ermittlungen wegen der Verbreitung von polizeiinternen Informationen einleiten wird. Damit dรผrfte also der NPD Leipzig mit Kreisvorsitzendem Enrico Bรถhm neues Ungemach ins Haus stehen. Die Informationen waren in einem NPD-Tweet aufgetaucht und von der BILD Leipzig offenbar ohne die entsprechende Angabe der Herkunft รผbernommen worden.
Obwohl die Leipziger NPD den Tweet wieder gelรถscht hat, dรผrfte sich die Polizei nun wohl neben der Straftat selbst auch dafรผr interessieren, woher die Rechtsradikalen solche Informationen erhalten. Hofft man zumindest, denn irgendwie mรผsste sie dazu auch im eigenen Haus kehren gehen.
Auf Nachfrage von Radio Dresden bestรคtigte die sรคchsische Polizei aktuell auch die Ermittlungen nochmals und geht derzeit von der Echtheit der Dokumente aus.
+++ 17:48 Uhr: Mahnende Worte im Friedensgebet, Innenstadt endgรผltig dicht +++
Pfarrer Bernhard Stief versuchte heute den ausbleibenden, weil kurzfristig erkrankten Landesbischof Carstens Rentzing zu ersetzen und fand mahnende Worte in einem Aufruf zur Gewaltlosigkeit am heutigen Tag. Pastor Andre Kraus stellte sich in seinen Ausfรผhrungen deutlich auf die Seite der Flรผchtlinge: โWir als Christen stehen auf der Seite derer, die alles verloren haben.โ An den Ausgรคngen der Nikolaikirche werden Kerzen fรผr die Lichterkette verteilt. (Ein ausfรผhrlicher Bericht folgt)
Unterdessen riegelt die Polizei weiter ab: โStarker Verkehr am Waldplatz! Bitte weitrรคumig umfahren. Wir sperren jetzt Jahnallee stadteinwรคrts in Hรถhe Marschnerstraรeโ, so heiรt es aktuell bei den Beamten auf dem Twitteracount. Unterdessen werden die Menschen auf dem Augustplatz zahlreicher und die Kerzen mehr. Die NoLegida-Demonstration hat Aufstellung genommen.
+++ 17:25 Uhr: Gegenprotest sammelt sich auf dem Augustusplatz +++
Die ersten Teilnehmer der Lichterkette trudeln auf dem Augustusplatz ein. Noch trรถpfelt es, nicht nur von oben nach unten, sondern auch bei den Teilnehmerzahlen. Es steht zu erwarten, dass auf beiden Seiten kaum das Potential erreicht werden wird, wie vorab gedacht. Doch noch ist der Abend jung und eine Meldung macht die Runde. Laut BILD Leipzig haben einige doch nicht so richtig begriffen, was mit โkeine Gewaltโ gemeint ist.
Dort wird berichtet, die Polizei hรคtte fรผnf โLinksautonomeโ bei Grimma gestoppt und im Kofferraum โ โฆ drei Reizgassprรผhgerรคte, eine Gasdruckpistole, einen Schlagstock, Funkgerรคte und eine schusssichere Westeโ gefunden. Wen das bereits รผber das Ansinnen der Personen skeptisch machen sollte, der dรผrfte sich รผber den letzten Satz allerdings nur noch wundern. Darรผber hinaus wรคre der Kofferraum voller Steine gewesen. Offenbar vermuteten die Gewaltsuchenden (so die Meldung stimmt), in Leipzig keine zu finden.
+++ 17:05 Uhr: Die Polizei hat alles dicht gemacht +++
Auch heute twittert die Leipziger Polizei wieder frรถhlich vor sich hin. Ab 17 Uhr sei es nรถtig, folgende Straรen weitrรคumig zu umfahren, man habe hier alles abgesperrt. Georgiring, Willy-Brandt-Platz, Trรถndlinring, Innenstadt, Pfaffendorfer Straรe, Nordplatz, Eutritzscher Straรe und Gerberstraรe.
Kurz gesagt โ das Zentrum wird ab sofort fรผr einige Stunden kaum passierbar sein.
+++ 16:45 Uhr: Kurzer Blick in die Nikolaikirche +++
17 Uhr soll es starten, das Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche. Heute ganz im Zeichen der Demonstrationen in der Messestadt. Landesbischof Carstens Rentzing hat sich dafรผr angemeldet, ein entsprechendes Gruรwort zu sprechen. Noch sind relativ viele Plรคtze leer.
+++ 16:15 Uhr: OfD-Fรผhrer sind krank +++
Die strammsten Retter des Abendlandes liegen flach. Die Gruppierung โOffensive fรผr Deutschlandโ (OfD) hat die eigene Demonstration abgeblasen, da offenbar wichtige Leute um Silvio Rรถsler und Alexander Kurth (Die Rechte Sachsen) oder gar sie selbst das Bett hรผten mรผssen. Von einem Aufenthalt im Krankenhaus ist bei der mit einem Bild von Viren samt Fieberthermometer garnierten Meldung die Rede.
โ2 Drittel unseres Orgateams liegt entweder im Bett oder ist im KH. Deshalb kรถnnen wir die von uns angemeldete Demo am Nordplatz nicht aufrechthalten. Alle, die bei uns stehen wollten, werden individuell informiert. Jetzt gilt es von der ersten Minute an, ALLE zu LEGIDA auf den Platz โฆโ, heiรt es heute auf der Facebookseite der OfD. Da die Angaben vage sind, kann man nur spekulieren, ob es ein auslรคndischer oder ein deutscher Virus oder noch Schlimmeres war, was die Recken in die Betten zwang.
Damit vereinigt sich also bei Legida wieder alles was noch gesund ist, was sich vor einem Dreivierteljahr trennte und nun heute wieder Seit an Seit marschieren kann.
+++ 16:10 Uhr: Gewaltphantasien und Mobilisierungen im Vorfeld +++
In wenigen Stunden mรถchte die rassistische Vereinigung Legida ihren ersten Geburtstag feiern. Die bevorstehenden Ereignisse am Montagabend erregen nicht nur im Lager der Nationalisten, Rechtspopulisten und Neonazis einige Aufmerksamkeit, sondern auch im antirassistischen Spektrum. Der ehemalige Thomaspfarrer Christian Wolff ruft gemeinsam mit mehr als 100 Unterstรผtzern aus Wirtschaft, Politik und Kultur zur Teilnahme an einer Lichterkette um den Innenstadtring auf. Das studentische Bรผndnis โLegida? Lรคuft nicht.โ veranstaltet ab 17 Uhr eine Demo unter dem Motto โBass statt Hassโ, die spรคter zum Richard-Wagner-Platz ziehen soll. Dort findet am Abend schlieรlich eine weitere Groรkundgebung statt. Direkt gegenรผber, auf dem Parkplatz vor dem Naturkundemuseum, trifft sich Legida.
Die Zahl der prominenten Unterstรผtzer auf beiden Seiten wรคchst stรผndlich an. Seit gestern mobilisiert auch der Kreisverband der Leipziger NPD รถffentlich fรผr die Legida-Kundgebung. Zuvor hatten bereits Neonazis aus Halle und Dresden dafรผr geworben. Legida rechnet mit 1.000 bis 2.000 Teilnehmern. So viele Menschen kamen seit etwa einem Jahr nicht mehr zu ihren โSpaziergรคngenโ.
Rektoren der Leipziger Hochschulen rufen zur Lichterkette
Auf der anderen Seite haben sich heute noch die Rektoren der Leipziger Hochschulen in einer gemeinsamen Erklรคrung zu Wort gemeldet. Darin heiรt es: โSeit einem Jahr engagieren sich Studierende, Lehrende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Hochschulen gegen die Verbreitung fremdenfeindlicher, nationalistischer und sexistischer Positionen durch โLegidaโ. Deshalb rufen wir dazu auf, sich der Lichterkette โLeipzig bleibt helleโ anzuschlieรen, um erneut ein deutliches Zeichen fรผr eine weltoffene Gesellschaft zu setzen.โ
Einer der maรgeblichen Akteure des Anti-Legida-Protests, der Grรผnen-Landesvorsitzende Jรผrgen Kasek, wurde in den vergangenen Tagen mit Hassbotschaften fรถrmlich รผberschรผttet. Auf seiner Facebook-Seite prรคsentierte er einen Auszug aus dutzenden, meist anonymen, Anrufen, E-Mails und Facebook-Nachrichten, die ihm nach seiner Strafanzeige gegen Lutz Bachmann zugegangen waren. Ein Anrufer soll sich mit den Worten โKopfschuss Kasekโ gemeldet haben. Auf Facebook habe ihn eine Nachricht mit dem Inhalt โNacht der langen Messerโ erreicht. Dies ist eine Anspielung auf den sogenannten โRรถhm-Putschโ, bei dem Adolf Hitler politische Konkurrenten und die komplette Fรผhrungsriege der SA ermorden lieร. Auch die Novemberpogrome des Jahres 1938 wurden innerhalb des nationalsozialistischen Machtapparates mit dieser Formulierung belegt.
Der Landesverband der Grรผnen reagierte mit Entsetzen auf die neuerliche Drehung der Gewaltspirale im Vorfeld.
An Gewaltphantasien und konkreten Morddrohungen mangelt es also im Vorfeld des heutigen Legida-Jubilรคums nicht. Ins Visier von Neonazis und Hooligans scheint dabei auch die Polizei zu geraten. So forderte die โFreie Kameradschaft Dresdenโ รถffentlich dazu auf, sich auf die Seite der selbsternannten Patrioten zu stellen. Anderenfalls wรผrden sich die Polizisten eines Tages vor Gericht wiederfinden โ und dann werde โkeine Gnade gezeigtโ. Andere Seiten drohen direkte Gewalt an, eine weitere Theorien macht im Vorfeld die Runde und heizt die Stimmung gegen Medienvertreter an.
Im Zentrum der Samstag, 9. Januar 2016, als Polizisten in Kรถln mit Pfefferspray, Schlagstรถcken und Wasserwerfern gegen Bรถller und Flaschen schmeiรende Neonazis und Hooligans vorgingen. Sehr schnell entwickelte sich daraus eine typische Pegida-Lesart der Ereinisse: Journalisten, die sich als Opfer der Angriffe darstellten, hรคtten die Gegenstรคnde selbst geworfen. Legida warnt deshalb auf der eigenen Facebookseite vor โbezahlten Bรถllerwerfern in unseren Reihenโ und ruft seine Anhรคnger dazu auf, diese zu filmen, festzuhalten und den Ordnungskrรคften zu รผbergeben.
Welchen Verlauf der heutige Abend nimmt, ist in Anbetracht all den Aufrufen, Drohungen und Ankรผndigungen im Vorfeld des Legida-Geburtstages vรถllig offen.
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher
Die (Leipziger) Bรผchse der Pandora ist, wie lรคngst vorhersehbar, geรถffnet.
Keiner will der Schuldige bzw. die Schuldige sein.
Die Polizei wird zum Sรผndenbock gestempelt. Vergeblich. Hier werden sich einige schwer verrechnen. Dieser Schuss wird gewaltig nach hinten losgehen.
Bรผhne frei unter den Augen der Leipziger Hochkultur fรผr ein Leipziger Trauerspiel, welches sehr viele Zaungรคste haben wird. Mehr als manchen lieb sein wird.
Es wird das Trauer-, getarnt als das Kinderspiel, โSchraps, du hast den Hut verlorenโ in der Leipziger Variante gespielt. Es werden keine Zahlen, sondern Namen verwendet.
Fangen wir an:
Schraps du hast den Hut verloren, Klaus hat ihn. Ich mag zwar Hรผte, aber diesen hat Angela. Ich trage keine Hรผte, Wolfgang hat ihn. Bei meiner Glatze brauche ich keinen Hut, Stanislaw hat ihn. Die Zeiten sind vorbei, wo du mir etwas in die Schuhe schieben kannst, Markus hat ihn. Nein, Frauke hat ihn. Ich bin auch so hรผbsch genug, Jรผrgen hat den Hut. Unmรถglich, Bettina hat den Hut. Mir geht gleich ein Hut hoch, Burkhard hat ihn. Aber Hallo, den hat lรคngst Juliane. Ich vertrage keine Hรผte, den hat doch Christian. Versรผndige dich nicht, den hat โฆ.
Wie im Original sind jedoch auch Inhalt dieser Bรผchse Hoffnung, Vernunftโฆโฆ