In Deutschland, dem Land der ausgefeiltesten Kultur dies- und jenseits des großen Wassers, dem Land, in dem 40 % der Einwohner an Außerirdische glauben, wo sich Männer im Sommer mit einer Sandalen-Socken-Kombination untenrum fully dressed fühlen und wo man Florian Silbereisen für einen Sänger sowie Mario Barth für einen Komiker hält, wird auch Cappuccino mit Sahnetopping serviert. Bloß nicht die deutsche Kultur von anderen verwässern lassen als vom American way of life!
Wenn der Wüstensohn aber Einlass begehrt, manchmal sogar ohne anzuklopfen, gibt man sich misstrauisch. Was soll man von einem schon lernen, der nur im Dutzend auftaucht, um in teutonischen Schwimmhallen herumzustreunen und unaufgefordert in die Duschkabine der deutschen Frau zu lugen, um die Schönheit deren Intimpiercings ungebührlich zu bewundern.
Das einheimische Misstrauen gegenüber dem Morgenland scheint tief verwurzelt zu sein. Sogar ins deutsche Kanongut hat es längst Eingang gefunden, wo man inständig warnte: “C – a – f – f- e- e, trink nicht so viel Kaffee, sei doch kein Muselman, der das nicht lassen kann.”
Immerhin hat der Muselman, das muss man ihm lassen, aufgrund seiner inflationären Kaffee-Einnahme eine deutliche Qualitätsrichtlinie hinsichtlich guter Kaffees entwickeln können: “Heiß wie die Küsse eines Mädchen am ersten Tag, süß wie die Nächte in ihren Armen und schwarz wie die Flüche der Mutter, wenn sie es erfährt.”
Hätte es der Wüstensohn nicht schon allein deshalb verdient, gehört zu werden?
Vielleicht stünde ihm gar eine gewisse kulturelle Einflussnahme zu? Die Betonung liegt hierbei wohlgemerkt auf KULTUR. Wir erinnern uns – das, was viele vom Joghurt her kennen. KULTUR ist ja wirklich oft ganz geschmeidig, im Grunde fetzt KULTUR sogar mitunter. Ich würde mich sogar soweit versteigen, dass der Mensch sogar im tiefsten Herzen KULTUR dringend benötigt für den gesunden Pulsschlag, wenn sein Leben nicht nur aus essen, schlafen, Parkplatz suchen, Spülmaschine bestücken – oder angeben, man sei um einiges besser bestückt als jene – bestehen soll. Wenn Kultur aber nicht nur zum intellektuellen Schwanzvergleich, sondern tatsächliche Herzenssache ist, dann kann man es bei Spaziergängen drehen und wenden wie man will, aber: Herzkammern haben keine Flaggen!
Die Kulturen der Völker haben noch nicht ansatzweise von der Globalisierung profitiert wie die Wirtschaft. Wenn aber schon Globalisierung, warum sie dann ausschließlich den Börsen-Hirnis überlassen?
Gucken wir uns um im Reichtum der Erdkrume. Die Vorfahren haben auch ohne Smartphones und Zielvereinbarungen ziemlich Erstaunliches geleistet. Es wäre so schade, achtlos und wild um sich zeternd darüber hinwegzudemonstrieren. Fangen wir an! Lesen wir, spielen wir gegen die Verbitterung! Denken wir nur einmal an die “Märchen aus 1001 Nacht”! Denn an diese zu glauben, heißt zu glauben, dass Geschichten Leben retten können:
“Scheherban hatten die Erzählungen Scheherezades längst von seiner wilden Verbitterung geheilt. Er liebte dieses schöne Mädchen und glaubte wieder an das reine Herz einer Frau. Mit seinen Händen zog er Scheherezade zu sich empor und sagte: Dich hat Allah zu mir geschickt, um mich von meinem Wahn zu befreien. Du sollst meine Frau sein und noch lange mit mir in Glück und Freuden leben.”
Sich von “seiner wilden Verbitterung heilen” zu lassen, sich von “einem Wahn befreien” heißt letztlich, an einen möglichen Sieg des Klugen, des Schönen, des Kultivierten, des Menschlichen, des Sanften zu glauben.
Das wird kein schneller Sieg, man ahnt es bereits. Aber schon der große deutsche Philosoph Klaus Lage wusste, wie lange es mitunter braucht: 1001 Nacht … und es hat ZOOM gemacht! Lange Zeit habe ich als Kind dieses ZOOM in dem Song gar nicht verstanden. Jetzt aber gefällt mir die Sanftheit seiner Lautmalerei außerordentlich … ZOOOOOM!
Und vor allem: Es ist 1001mal besser als das PENG, mit dem man Fremden die Tür vor der Nase zuknallt.
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