Es tut gut, aktiven Menschen beim mit Herz bei der Sache sein zuzuschauen. Besonders, wenn sie lachen können und sich selber nicht ganz so ernst nehmen. Was dies mit Katzen, Schweinen und der derzeit aufwärts strebenden Bewegung V.A.G.I.N.A. zu tun hat, fragte Tanner die Franzi und die Lucie. Und diese gaben bereitwillig Antwort.

Guten Tag Franzi und Lucie. Ihr seid Schmiauzes Taschengeld. Was seid Ihr??? Ich weiß es ja – aber … die Leserschaften würden es bestimmt auch gern wissen.

Hallo Volly. Schmiauzes Taschengeld war bisher ein Ein-Mensch-Projekt, welches sich vor allem um individuellen Textildruck, den Lavendeldruck, dreht. Außerdem fertige ich Drucke auf Holz und verschiedenste Basteleien an und arbeite ständig an neuen Motiventwürfen. Lavendeldruck ist für meine Arbeiten besonders gut geeignet, da ich damit die Freiheit habe, jeden Druck individuell den Textilien und Kundenwünschen anzupassen. Kein Druck wird “perfekt”, der handgemachte Stil sticht immer hervor. Keine Massenware. Jedes Teil ist eben einzigartig und trotzdem erschwinglich, ganz im Sinne des DIY.

Bedruckt werden vor allem Taschen, alle bedruckbaren Klamotten (am liebsten second hand), auch Schuhe, Aufnäher, Kissenbezüge, Holzschmuck wie Plugs, Kettenanhänger, Armreifen, Ohrringe, Holzkästchen und alles, was ich sonst so in die Finger bekomme. Thematisch reicht die Motivauswahl von Tier- und Menschenrechten über Naturverbundenheit bis hin zu verschiedensten Albernheiten. Skurriles, Zauberhaftes, Hippieziöses und vielleicht ab und an auch ein bisschen Universum. Ganz wichtig ist mir, dass alle vorhandenen Motive individualisierbar sind. Gern entwerfe und drucke ich Dir auch ein Bild aus Deinem Leben, Volly. Und nun bekommt die Schmiauze auch noch Zuwachs: Lucie (die man schon als meine Verkaufshilfe, Muse und mein Motiv-Model kennt), die ab sofort ganz große Kleinigkeiten für uns von Hand näht, welche dann passend bedruckt werden.

Angedacht sind zum Beispiel  Mützen, Gürtel- und Kosmetiktaschen, … ja vielleicht sogar handgenähte Schlüppis?! Wir werden uns so weit wie möglich kreativ ausleben und sehen, wohin es uns noch so verschlägt.

Die Stücke haben ja auch einen politischen Hintergrund. Wo verortet Ihr Euch da – und da natürlich auch die Frage: Kann mensch mit Produkten verändern?

Hehe, verorten würden wir uns ganz klar in der freien Vereinigung der V.A.G.I.N.A. (Vegane Amazonen Gegen Intolerante Nationalistische Arschlöcher). Mensch und Tier sind für uns gleichgestellt, deswegen distanzieren wir uns von jeglicher Art von Rassismus, Faschismus sowie Speziesismus und hoffen, dass wir mit unserem (größtenteils) gesunden Menschenverstand und unserer Herzlichkeit möglichst viele Menschen erreichen können.

Das Projekt ist unter anderem aus diesem Grund entstanden. Es fällt mir wirklich sehr schwer, in bestimmten Situationen den Mund zu halten und hier habe ich eine Plattform gefunden, um Vieles loszuwerden. Verpackt wird das Ganze in den Motiven oft mit etwas Humor und Leichtigkeit, damit es leichter verdaulich wird. Vielleicht nimmt sich der eine oder andere ja ein Beispiel daran, trägt aussagekräftige Beutel und Shirts umher und steckt damit noch mehr Menschen an. Naja probieren kann man es ja mal.

Wie seid ihr Beide eigentlich zur Gestaltung gekommen? Habt Ihr das gelernt? Das betriebswirtschaftliche Moment ist ja auch nicht zu unterschätzen.

Ohja, ganz dunkel können wir uns an die Ausbildung zur Gestaltungstechnischen/ Bekleidungstechnischen Assistentin erinnern. Außerdem habe ich es mal mit der Medientechnik und Architektur probiert. Aber ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob mich diese Form der Ausbildung hierhin getrieben hat. Ich denke, die Kreativität ist etwas, was einfach in uns steckt und durch verschiedenste Lebenslagen und Personen in unserem Umfeld immer weiter wächst. Ab und an muss man im Leben einfach erfinderisch sein, auch aus finanzieller Not heraus.

Was ich an und für sich sehr schätze, da ich dann besonders produktiv bin. Im besten Fall entstehen dann Arbeiten, auf die ich stolz sein kann, weil sie etwas tiefgründiger sind und ich mir damit etwas Taschengeld verdienen kann. Irgendwie ein kleines Abenteuer. Was will Mensch mehr, als selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben und arbeiten.

Ähm… betriebswirtschaftliches waaaaas? Natürlich muss ich hier und da etwas kalkulieren, planen und organisieren. Oftmals wächst mir das Ganze gern über den Kopf, dann fange ich es aber wieder ein und mach ein hübsches Schleifchen drum. Es hat schon alles seinen Sinn und wenn es laufen soll, dann läuft’s. Und zu guter letzt kann ich mich auch noch auf meine Liebsten verlassen, die mir gern ein bisschen Last abnehmen (Danke und ganz viel Liebe und so!).

Auf Eurem Flyer steht etwas von Upcycling. Was ist das denn konkret?

Beim Upcycling geht es darum, aus alten, scheinbar nutzlosen Dingen Neues zu kreieren. Und da wir uns gern als Sammlerinnen bezeichnen, die gern herzlos Weggeworfenem und undankbar Liegengebliebenem eine neue Perspektive bieten, kam eins zum anderen. So wird schnell mal aus einer gefundenen Fahrradfelge ein übergroßer Traumfänger, aus Aludosen eine besondere Lichtquelle, aus alten Holzbrettchen schmiautastisch bedruckte Schlüsselbretter oder Notizblöcke. Das passiert dann einfach so und ist ökologisch gesehen natürlich auch echt wertvoll. So gut wie jedes Kleidungsstück kaufe ich zweiter Hand ein und versuche dann, dem Teil neues Leben einzuhauchen.

Auch ein Aspekt, warum hier so viele Unikate entstehen. Aufmiezen nennen wir das. Vorgefertigte Klamotten werden schöner und individuell angepasst. Besucht uns doch und bringt eure eigenen scheintoten Sachen vorbei. Ein kleiner Schritt gegen die Wegwerfgesellschaft. Wir alle haben es in der Hand! Für die selbst genähten Sachen werden vorerst keine neuen Materialien gekauft, sondern untragbar gewordene Kleidungsstücke und Stoffreste verarbeitet. Da hat sich einiges angesammelt und wegwerfen können wir einfach nix.

Wo kann mensch denn Eure Produkte erstehen? Ich habe Dich, liebe Franzi, ja beim Veggi-Day getroffen – also geht Ihr auch unter Menschen?

Unter Menschen gehen wir besonders gern zu Veranstaltungen des “Neuen Vorum für Veganes Leben – Leipzig”. Das Feedback freut und bestärkt uns. Und bringt Stoff für neue Ideen. Der nächste Termin ist der 12.12., der vegane Weihnachtsmarkt auf dem Feinkostgelände, bei dem wir wieder viele Neuheiten präsentieren wollen.

Die einen oder anderen Teile findet man auch im “Stoned” (Bar des Vertrauens mit besten veganen Köstlichkeiten; Kolonnadenstr. 15, 04109 Leipzig ), der kunterbunten “Kleinen Träumerei am Lindenauer Markt” und im eher dunkelbunten “Black Pearl Store” auf der Georg-Schwarz-Straße. Voll auf die Schmiauze gibt’s natürlich ab jetzt in unserer Werkstatt in der Lütznerstraße 66. Ein Webshop ist auch in Planung.

Wie kam es eigentlich zur Katze? Ich selber bin ja begeisterter Katzenhalter. Auch meine Familie ist glücklich. Jedoch sah ich in Eurer Werkstatt einen Hund. Paradox fast schon. Oder nicht?

Wir lieben einfach alle Tiere. Ob Hund, Katze, Maus, Schwein, … das ist uns ganz gleich. Sogar Menschen, auch wenn es nicht immer leichtfällt, die zu mögen. Hehe, aber ganz ehrlich, wir wüssten schon gern, wie du auf eine “schweinische” Begrüßung reagiert hättest. Vielleicht können wir uns in vielen kätzischen Eigenschaften wiedererkennen oder empfinden diese als besonders erstrebenswert. Auch wir treten neugierig an unsere Umwelt heran, haben unseren eigenen Kopf und jagen stets nach neuen Herausforderungen und Abenteuern. Unsere Hunde sind unsere besten Freunde und dürfen somit auch dabei sein, wenn wir arbeiten. Das bringt für alle von uns viele Vorteile mit sich.

Danke für Eure Antworten – und weiterhin immer den Duft von Lavendel in der Nase.

Wir danken dir ganz herzlich für dein Interesse. Licht, Liebe und Lavendel für alle, die es gebrauchen können. Ciao Miau!

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